Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
hier!
Das Lächeln des Mannes schwand ein wenig und ihr wurde bewusst, dass sie schon zu lange schwieg. »Äh … vielen Dank.«
»Keine Ursache, ich helfe, wo ich kann.« Er zwinkerte ihr zu, ging an ihr vorbei und bestieg ein Taxi. Sie sah dem davonbrausenden Gefährt nach und seufzte leise.
Na schön. Schon wieder eine Chance vertan.
Sie suchte die Toilette auf, zog sich aus und streifte ihre Uniform über. Adieu, Norma Dellingbrough. Willkommen Rachel Kepshaw. Sie verließ die öffentliche Toilette wieder und bestieg ein Taxi.
»Bringen Sie mich ins Waffenviertel!«, ordnete sie an. Der Fahrer startete gehorsam das Hover-Car und fuhr los. Das Waffenviertel war die inoffizielle Bezeichnung für den militärischen Teil des Raumhafens. Ziviler und militärischer Teil waren sowohl bürokratisch als auch räumlich voneinander getrennt und so dauerte die Fahrt ein paar Minuten. Zeit genug, um sich einen kurzen Eindruck von der Stadt zu verschaffen.
Rachel war nicht beeindruckt.
Vielmehr gelangte sie zu der Erkenntnis, dass aus der Nähe alles noch sehr viel schäbiger wirkte als aus den Bullaugen eines Raumschiffs betrachtet. Eine Schande. Serena war tatsächlich einmal das Schmuckstück des gesamten Sektors gewesen. Vor dem Krieg.
Der Wagen kam vor einer Schranke zum Stehen, vor der vier Marines Wache standen. Im Gegensatz zum Rest der Stadt wirkten die drei Männer und eine Frau adrett, sauber, diszipliniert und äußerst kompetent.
Sie bezahlte den Fahrer und stieg aus. Der Kommandant der Wachmannschaft – ein Sergeant Major – trat höflich vor, musterte ihre Uniform mit den Abzeichen eines Majors und den Insignien des MAD und salutierte zackig. Die drei anderen Soldaten nahmen Haltung an.
»Ma’am?«, erkundigte er sich höflich.
Sie nickte ihm ebenso freundlich zu und reichte ihm einen Passierschein. Sie hoffte, dass ihr Fälscherfreund wenigstens hier so etwas wie beruflichen Stolz gezeigt und eine gute Arbeit abgeliefert hatte.
Der Sergeant Major begutachtete den Passierschein nur ein paar Sekunden, reichte ihn zurück und bedeutete seiner Wachmannschaft, den Weg freizumachen. Rachel widerstand dem Drang, hörbar aufzuatmen. Damit hätte sie sich nur verdächtig gemacht. Sie hatte es geschafft. Sie war im Waffenviertel von Nomad.
Auf dem Flugfeld standen Dutzende von Schiffen auf der ihnen zugewiesenen Position. Kleine, schnelle, aber schwach bewaffnete Korvetten, die man bevorzugt einsetzte, um Schmuggler zu jagen, Stingrays, alle Arten von Shuttles und sogar zwei Großraumtruppentransporter. Mit ihren weit geöffneten Luken wirkten die Transporter zwischen den kleineren Schiffen wie Monster aus irgendeiner Mythologie, die sich anschickten, ihre Opfer zu verschlingen.
Der Raumhafen war gut gesichert, die Mannschaften diszipliniert. Die meisten Soldaten gehörten den Marines an. TKA-Soldaten sah sie hingegen nur wenige. Die TKA war für den Schutz der Städte, Ortschaften und planetaren Einrichtungen zuständig. Allein in und um Nomad waren zwei große Divisionen stationiert.
Aber Nomad war noch nicht ihre Endstation. Es gab noch eine Hürde zu nehmen, bevor sie am Ziel war. Das orbitale Abwehrnetz. Genauer gesagt: Central. Dort war David im Moment inhaftiert und dieser Ort würde ihr erster Anlaufpunkt sein.
Sie erreichte einen kleinen Landeplatz mit einem einzelnen Personenshuttle. Ein Marine stand auf Posten an der geöffneten Luke des kleinen Raumschiffs und ein Flottenoffizier – ein Lieutenant – überwachte das Ganze. Auf einem tragbaren Datenterminal machte er sich Notizen und hakte die Namen der Personen ab, die einstiegen. Nun würde sich erweisen, ob auch das zweite offiziell wirkende Dokument, das der Fälscher ihr besorgt hatte, sein Geld wert war.
Mit unbewegter Miene zog sie den Marschbefehl aus der Tasche und reichte ihn dem Lieutenant.
»Major Rachel Kepshaw. MAD. Derzeit auf Sondermission.«
Der Lieutenant ging die Namen auf seinem Terminal durch und stutzte. Dann ging er die Liste ein weiteres Mal etwas langsamer durch, wobei seine Gesichtsausdruck zunehmend verzweifelt wirkte. Fast bekam sie Mitleid mit dem Junioroffizier. Er konnte ihren Namen dort gar nicht finden . Nur wusste er das nicht. Und wer käme schon auf die Idee, dass irgendjemand so dämlich – um nicht zu sagen: frech – sein könnte, sich derart offensichtlich in eine hoch gesicherte Militäreinrichtung hineinzustehlen.
»Bitte um Verzeihung, Ma’am. Leider sind Sie nicht auf der für heute
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