Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
Raumstationen und dafür ausgelegt, den Ring aus Orbitalforts zu kontrollieren und deren Vorgehen im Falle eines Angriffs zu koordinieren. Die Forts (inklusive Central) waren schwer bewaffnet und inzwischen mit Flak-Batterien der Stufe 3 ausgerüstet. Die Stufe 3 stellte die neueste Generation dieser Technologie dar und besaß eine effektive Reichweite von fast fünf Kilometern. Dadurch waren die Orbitalforts in der Lage, eine Todeszone um Serena zu schaffen, die sich nur mit äußerster Hartnäckigkeit und selbst dann nur unter sehr schweren Verlusten durchbrechen ließ.
Unter dem Südpol war die Parkposition der 9. Flotte, die den Auftrag hatte, das System zu beschützen. Damit war Serena auf allen Seiten von militärischen Einrichtungen umringt. Müßig zu erwähnen, dass Starlight und Fortress inzwischen auf die gleiche Weise geschützt wurden. Das Militär stellte derweil mehr als sechzig Prozent aller Arbeitsplätze auf Serena. Zunächst unbemerkt und schleichend hatte sich die Kolonie in ein Feldlager verwandelt. Wer wollte schon in so einer Umgebung leben?
Darüber hinaus gab es noch eine Entwicklung ganz anderer Art. Das System lockte Scharen von Söldnern, Glücksrittern, Abenteurern und zwielichtigen Gestalten an. Im Gegenzug hatten sich nach und nach wichtige Industrien und deren Zuliefererbetriebe aus dem System und in sicherere Kolonien zurückgezogen. Es bedurfte keiner Erklärung, dass der Schwarzmarkt florierte. Und viele Bewohner Serenas kamen nur über die Runden, indem sie das Spiel mitspielten. Drogen, Waffen, Prostitution. Der Kreislauf aus Leid und Kriminalität hatte Serena fest im Griff. Das Militär war nicht willens oder in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Vielleicht kümmerte es auch schlicht und ergreifend niemanden.
Die Queen Elizabeth II setzte mit einem ungewöhnlich harten Ruck auf. Selbst für ein so altersschwaches Schiff ungewöhnlich hart. Die Lautsprecheranlage an Bord erwachte krachend zum Leben.
»Sehr geehrte Passagiere«, verkündete eine übertrieben freundliche Stimme. Offensichtlich eine Bandaufnahme aus Zeiten, als es der Reederei noch wesentlich besser ergangen war. »Wir haben gerade auf Serena aufgesetzt, dem Schmuckstück des Theta-Sektors. Bitte denken Sie daran, die vielen Sehenswürdigkeiten von Nomad zu besichtigen. Wir hoffen, Sie hatten einen angenehmen Flug, und würden uns freuen, Sie bald wieder auf einem Flug der InterStellarExpress-Linie begrüßen zu dürfen. Bitte folgen Sie nun einer unserer charmanten Flugbegleiterinnen zum nächsten Ausgang und der Einreiseabfertigung. Die Besatzung der Queen Elizabeth II wünscht Ihnen noch einen angenehmen Tag.«
»Herzlichen Dank«, gab Rachel mürrisch in Richtung des Lautsprechers zurück.
Es klopfte an der Tür. Dem Geräusch nach hätte es ein lettischer Ringer sein können. Als sie öffnete, stand jedoch ein überraschend schmächtiges Persönchen in der billigen Aufmachung einer drittklassigen Flugbegleiterin vor ihr. Rachel konnte sich nicht helfen, aber die Frau passte durchaus auf die Queen Elizabeth II . Wie das Schiff selbst hatte auch die Frau schon deutlich bessere Tage erlebt. Rachel schnallte sich ab und öffnete das Gitter über ihrem Sitz.
Die Frau führte Rachel durch die eintönigen Gänge des Raumschiffs zum nächstgelegenen Ausgang drei Decks unter ihrem Quartier. Sie trug nur leichtes Gepäck in Form einer kleinen Reisetasche bei sich. Außer einigen Hygieneartikeln führte sie nur noch ihre Uniform und Unterwäsche zum Wechseln mit.
Sie war nicht hier, um Urlaub zu machen. Ermittlungen zur Entlastung David Coltors führten sie hierher. Also brauchte sie Zugang zum Tatort und allen Beweisen und es war unwahrscheinlich, dass man einer Lehrerin Zugang zu all diesen Dingen ermöglichen würde. Ein schmales Lächeln umspielte ihre Lippen. Nogujama hatte gesagt, sie dürfe nicht nach Serena reisen. Er hatte kein Wort gesagt, sie dürfte hier nicht als MAD-Offizierin auftreten, sollte sie es doch hierher schaffen.
Die Flugbegleiterin wies ihr und den wenigen anderen Passagieren den Weg zum Ausgang, wobei in diesem Fall eher von einem Rausschmiss zu reden war. Rachel stellte sich gehorsam an der Schlange vor der Abfertigung an und wartete …
… und wartete …
… und wartete …
Könnte sie es riskieren, bereits jetzt ihren MAD-Ausweis vorzulegen, würde sie vermutlich einfach durchgegewunken. Oder die Beamten würden sie in Haft nehmen und mit dem nächsten Schiff,
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