Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
die Rachel auf den ersten Blick hätte erkennen können.
Es war ein buntes Sammelsurium von Uniformen, Anzügen und Freizeitbekleidungen aller Arten, Formen und Farben. Man konnte vergessen, auf einem Militärstützpunkt zu sein. Beinahe. Und zwar so lange, bis man die schwer bewaffneten Marines entdeckte, die jeden Zugang zum Hangar mit Argusaugen bewachten. Trotzdem bekam man hier das Gefühl, eine kleine abgeschottete Welt mit eigenen Gesetzen und eigenen Regeln zu betreten.
Was ihr als Nächstes auffiel: Die Besatzung von Central war nicht nur nicht ausschließlich militärisch, sondern darüber hinaus auch noch nicht ausschließlich menschlich. Nach den Schlachten von Fortress, Starlight und Serena vor sechs Jahren waren die Til-Nara nach relativ kurzer Zeit ihrem Versprechen nachgekommen und hatten ihren menschlichen Verbündeten tatsächlich Truppen und Schiffe zur Sicherung der eigenen Stellungen zur Verfügung gestellt.
Zweihunderttausend Soldaten und mehr als vierhundert Schiffe. Ein beeindruckendes Kontingent, das auf die drei Systeme der Fortress-Linie aufgeteilt worden war. Da Fortress selbst die höchsten Verluste an Schiffen zu beklagen gehabt hatte, wurde die Til-Nara-Flotte dorthin abkommandiert, während man die Bodentruppen zu gleichen Teilen auf Starlight und Serena stationierte. Wenn auch räumlich etwas entfernt von den größten Bevölkerungszentren der Kolonien, da sich menschliche Zivilisten in Gegenwart der Insektoiden häufig immer noch unbehaglich – um nicht zu sagen: ängstlich – fühlten.
Einige höhere Offiziere ihrer Verbündeten – beziehungsweise deren Entsprechung bei den Til-Nara – wurden mit eigener Leibwache und Adjutanten auf Central einquartiert, sodass die Station zugleich zu einem Koalitionshauptquartier mutierte. Ebenfalls eine Entwicklung, die man in dieser Art nicht im Auge gehabt hatte.
Die Insektoiden bewegten sich wie selbstverständlich unter den Menschen und diese schienen sich der Gegenwart der Fremdweltler gar nicht bewusst zu sein. Ein deutliches Anzeichen, dass Menschen und Til-Nara auf dieser Station bereits seit geraumer Zeit zusammen arbeiteten. Rachel war auf ihre erste Begegnung mit einem Til-Nara schon sehr gespannt.
Zu ihrer Überraschung kam ein junger Mann zielstrebig auf sie zu, sobald sie das Shuttle verließ. Offenbar wurde sie bereits erwartet. Ein Junioroffizier – ein Lieutenant – stand vor ihr stramm und salutierte zackig. Sie ließ sich ihre Verwirrung nicht anmerken und erwiderte die Ehrenbezeugung ein wenig lasch mit genau dem richtigen Grad an Langeweile, wie ihn höhere Offiziere häufig gegenüber Junioroffizieren an den Tag legten.
»Ma’am? Darf ich Ihre Tasche nehmen?«, fragte der junge Mann galant.
»Gern … Lieutenant …?« Sie reichte ihm ihre Reisetasche, während sie auf eine Antwort wartete.
»Lujankow, Ma’am. Ich habe mir erlaubt, Ihre Unterkunft für Sie zu regeln. Lieutenant Lassiter hat Sie bereits angekündigt.«
Mit dem Namen Lassiter konnte sie zwar nichts anfangen, doch sie hatte so eine Ahnung, dass es sich dabei um den jungen Offizier handelte, der die Passagierliste des Shuttles kontrolliert hatte. Also war ihre Taktik erfolgreich gewesen und nun war sie stolze Besitzerin einer Unterkunft auf Central. Das lief ja besser als erwartet.
Autsch, den Gedanken hätte sie besser nicht gedacht, denn eines hatte ihre Erfahrung sie gelehrt: Auf Dinge, die viel zu glatt liefen, folgten oftmals richtig üble Probleme …
Dieses üble Problem stellte sich als recht korpulenter, bulliger Offizier heraus, der sich streitlustig vor ihr aufbaute und ihr somit effektiv den Weg versperrte. Lieutenant Lujankow verschluckte sich fast an seiner eigenen Zunge und nahm schnell Haltung an. Rachel brauchte ihm keinen Blick zuzuwerfen, um zu wissen, dass er jetzt gerne woanders wäre. Vorzugsweise an einem weit, weit entfernten Ort.
Rachel nahm ebenfalls Haltung an.
Allerdings nicht so schnell und auch nicht so zackig wie Lujankow. Vor dem Mann, der ihr gegenüberstand, hatte sie nicht den Hauch von Respekt. Und das wusste dieser ganz genau.
»Lernt man beim MAD, auf diese Art einen vorgesetzten Offizier zu grüßen?«, polterte Lieutenant General James Maxwell und stemmte seine Fäuste in die Hüften.
Verdammt! Warum muss mir der Kerl gleich im Hangar über den Weg laufen?
Die Mitarbeiter der Inneren trugen die gleiche Uniform wie der Rest des MAD-Personals. Von zwei kleinen Unterschieden abgesehen. Herkömmliche
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