Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
plausible Grund, den ich mir vorstellen kann, aus dem Sie hier sind. Und wenn dem tatsächlich so wäre, möchte ich Ihnen helfen.«
»Tatsächlich?«
»Tatsächlich.«
»Entschuldigen Sie meine Offenheit, Commander, aber was hätten Sie davon? Warum sollte es Ihnen irgendetwas bedeuten, ob Coltor schuldig gesprochen wird oder nicht?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass er schuldig ist. Selbst, falls er es wirklich ist, will ich die Wahrheit herausfinden. Das bin ich ihm schuldig.«
»Schuldig?« Jetzt war sie endgültig durch den Wind. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten?
Caloughs Blick glitt in weite Ferne, als er weitersprach. »Mein Bruder ist Stewart Calough. Der Schiffsarzt der Lydia. Wenn Coltor nicht gewesen wäre, dann hätte niemand von der Lydia überlebt. Es war Coltor, der den Verräter entdeckte. Es war Coltor, der maßgeblich an der Ausarbeitung des Plans mitwirkte, um die Lydia zurückzuerobern. Und es war Coltor, der schließlich sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, um den Plan in die Tat umzusetzen. Ohne ihn wäre mein Bruder heute sicherlich nicht mehr am Leben. Daher schulde ich ihm einiges. Und ich denke, dies ist eine gute Gelegenheit, die Schuld meiner Familie zu begleichen.«
Er straffte seine Schultern. »Major Kepshaw. Was ich tun kann, um Coltors Unschuld zu beweisen, das werde ich tun. Sie können auf mich zählen. Sie haben einen Verbündeten hier auf Central.«
Darauf wusste sie nichts zu entgegnen.
Wie selbstverständlich war sie davon ausgegangen, dass sie ganz auf sich allein gestellt war. Mit all den Blaurücken an Bord befand sie sich praktisch hinter feindlichen Linien. Allein. Abgeschnitten. Bar jeglicher Unterstützung.
Hier und jetzt jemanden wie Commander Nelson Calough zu finden, stellte einen Lichtstrahl am Horizont dar, mit dem sie nie und nimmer gerechnet hatte. Sie war nicht länger allein. Ihr stand ein Verbündeter zur Seite.
»Vielen Dank«, wiederholte sie heiser. »Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen. Und ich denke, ich werde sie auch bald genug in Anspruch nehmen müssen. Ihr Status bei der Stationssicherheit wird mir sicherlich einige Türen öffnen können.«
Calough winkte lässig ab. »Das wird kein Problem sein. Außerdem werde ich Ihnen Maxwell vom Hals halten, so gut es geht. Ich kann sicherlich nicht jedes Risiko von Ihnen nehmen, aber doch genug, damit sie halbwegs in Ruhe arbeiten können.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«
»Da fällt uns schon was ein«, zwinkerte er ihr zu. Schlagartig wurde er jedoch wieder ernst. »Und wo fangen wir an?«
»Bei Coltor«, erwiderte sie sofort. »Können Sie mir einen Gesprächstermin bei ihm verschaffen?«
Calough überlegte angestrengt. »Das wird nicht einfach. Die Innere hat den Zellentrakt mit ihren eigenen Leuten besetzt. Ich habe jedoch noch einigen Einfluss. Das kriege ich schon hin. Wann?«
»Sobald wie möglich.«
»Geht klar. Dann mache ich mich am besten sofort an die Arbeit.«
Plötzlich flackerte die Beleuchtung an der Decke ihres Quartiers. Es kam so unerwartet, dass Rachels Kopf erschrocken nach oben fuhr. Aber es war nicht nur ihre Beleuchtung, die flackerte. Wie es aussah, flackerte die Beleuchtung im ganzen Korridor.
»Ach, so ein Mist!«, fluchte Calough. »Nicht schon wieder.«
»Das passiert hier öfters?«
»Viel zu oft, wenn Sie mich fragen, aber machen Sie sich keine Sorgen. Das ist nichts Ernstes. Wir haben hier seit einigen Tagen mit technischen Problemen zu kämpfen. Ärgerlich, aber harmlos. Also, ich hole sie ab, sobald ich etwas wegen Coltor herausgefunden habe.«
Mit diesen Worten schenkte er ihr noch ein letztes aufmunterndes Lächeln, drehte sich um und war in dem dichten Gedränge schon nach kurzer Zeit außer Sicht.
Rachel machte einen weiteren Schritt in ihr Quartier und ließ es damit zu, dass sich die Tür zischend schloss. Ihre Gedanken überschlugen sich. Dieser Calough stellte für sie immer noch ein Rätsel dar. Doch wenn er seine Hilfe anbot, wäre sie eine Närrin, sie auszuschlagen. Ob seine Motive tatsächlich so ehrenwert waren, wie er vorgab, musste sich jedoch erst noch erweisen.
Das Flackern der Deckenbeleuchtung stabilisierte sich endlich und wurde wieder zu dem ruhigen, sanften Licht, das an Bord von Raumstationen ausgestrahlt wurde und an das sie sich gewöhnt hatte.
Na ein Glück. Scheint tatsächlich kein ernstes Problem zu sein.
Auf dem Weg zur Dusche zog sie sich aus und ließ die einzelnen Stücke ihrer
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