Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
Abzeichen.
»Meine Güte!«, hauchte Rachel erschüttert.
»Ziemlich viele«, stimmte Fitzgerald ihr zu. »Wussten Sie nicht, dass Maxwell so viele seiner eigenen Leute dabeihat?«
Rachel schüttelte wie betäubt den Kopf. Unfähig, etwas zu sagen. Sie starrte nur die Menge an Blaurücken an; verfolgte sie mit den Blicken. Diese Gruppe allein zählte mit Sicherheit an die hundert Soldaten.
»Eins muss man dem alten Mistkerl lassen«, fuhr Fitzgerald fort, »er macht keine halben Sachen.«
Der Anwalt deutete nach oben auf die Kuppel. Rachel folgte dem Wink. An der Station flog in relativ geringem Abstand ein Schiff vorbei. Es sah fast wie eine kleine private Jacht aus. Bis auf die zwei Laser-Gefechtstürme am Bug und dem silbernen A.i.S.-Zeichen an der Seite.
Noch während sie hinsah, leitete das Schiff ein Andockmanöver mit Central ein.
»Und er holt ständig noch mehr von seiner verdammten Bande her. Fast täglich docken solche Schiffe an und laden weitere A.i.S.-Offiziere auf Central und den Forts ab. Da fragt man sich doch, warum?!«
Rachel nickte nur zustimmend und verfolgte angespannt, wie die A.i.S.-Jacht sich langsam der Station näherte.
»Dabei wissen Sie das Beste noch gar nicht.«
»Und das wäre?«
»Maxwell ist dabei, die Sicherheit auf Serena komplett an sich zu reißen. Seine Leute kontrollieren so gut wie jedes Viertel von Nomad. TKA und Miliz nehmen zwar noch Polizeiaufgaben wahr, jedoch unter Anleitung und Befehlsgewalt von Blaurücken-Offizieren. Man sagt, selbst die Gouverneursresidenz wird inzwischen von ihnen bewacht.«
»Damit steht der Gouverneur ja praktisch unter Hausarrest.«
»Erschreckend, nicht wahr?!«
Rachel nickte fassungslos. Sie war längst jenseits jeglicher Gefühlsregung. Das Serena-System ging mit rapider Geschwindigkeit vor die Hunde und sie hatte einen Platz in der ersten Reihe.
Sie bemerkte, wie einer von Centrals Geschütztürmen ein wenig herumschwenkte. Es war nur eine ganz kleine, kaum wahrnehmbare Bewegung. Doch Rachel fiel sie sofort ins Auge. Das Geschütz folgte jeder Bewegung des kleinen Schiffes. Anscheinend teilte jemand in der Kommandozentrale von Central ihre und Fitzgeralds Befürchtungen. Warum war Maxwell so sehr daran gelegen, möglichst viele seiner Leute herzubringen? Das war ein großes Rätsel. Fast ein noch größeres als Davids Situation. Ihr Instinkt flüsterte ihr zu, dass dies alles irgendwie miteinander in Verbindung stand. Sie würde herausfinden, wie. Und wenn es das Letzte wäre, was sie tun würde.
7
Der Pathologe war ein kleiner, rundlicher Mann mit Pausbacken und einem Wieselgesicht. Nicht gerade die vertrauenswürdigste Erscheinung, die Rachel während ihrer Laufbahn gesehen hatte.
Verstörender als sein Äußeres jedoch war seine Angewohnheit, ständig etwas zu essen. Und dabei spielte es keine Rolle, ob er sich gerade in einem Raum voller Leichen aufhielt, von denen noch der Großteil deutliche Spuren der Umstände aufwies, die zu ihrem Ableben geführt hatten. Bei der Vorstellung allein, in so einem Umfeld Nahrung zu sich zu nehmen, bei diesem Geruch, überkam sie schon heftiger Würgreiz. Er stellte sich selbst als Randolph vor. Hätte Calough ihn nicht zuvor Dr. Randolph genannt, wäre es Rachel nicht möglich gewesen festzustellen, ob es sich dabei um seinen Vor- oder Familiennamen handelte.
Der Pathologe watschelte gemütlich und in aller Seelenruhe zu einer Kühlkammer, öffnete lautstark den Verschluss und ließ eine Bahre ausfahren. Die Kammern waren wie die Waben eines Bienenstocks angelegt. Rachel schätzte, dass es allein in diesem Raum an die vierzig solcher Waben gab. Einige Assistenten des Pathologen arbeiteten hinter ihm daran, eine Leiche zu säubern und für die Obduktion vorzubereiten. Der Weltraum war ein gefährlicher Arbeitsplatz.
Auf der Bahre lag eine Gestalt, die viel zu klein schien, um als erwachsener Mensch durchzugehen. Sie war mit einem weißen Tuch abgedeckt. Der Pathologe stellte respektlos eine Nierenschale auf dem Kopf der Leiche ab, in der sich einige gebratene Hähnchenschenkel befanden. Mit zwei Fingern fischte er eines heraus und begann schmatzend, den Knochen vom Fleisch zu befreien.
Rachel warf Calough einen hilflosen Blick zu, den dieser auch ohne Worte zu deuten verstand. Er ging zur Bahre, nahm die Nierenschale vom Kopf der Leiche und drückte sie dem Pathologen wortlos in die Hand.
»Sie können auch später essen. Erzählen Sie uns erst mal was über ihren
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