Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
ebenfalls nicht aufzufallen. Außenstehende achteten nur selten auf derlei Details.
Aber Blaurücken, die sich bestechen ließen? Eigentlich sollten bei der Inneren höhere Ansprüche gelten. Immerhin stellte diese Abteilung offiziell die wichtigste Verteidigungslinie gegen Korruption und Verrat dar. Andererseits war sie über diese Enthüllung auch nicht wirklich überrascht.
»Darum geht’s auch gar nicht«, sagte ihr vorlautes Mundwerk, bevor sie es aufhalten konnte. Sie hätte die Annahme des Türstehers ruhig etwas füttern können. Vielleicht wäre sie dann leichter zu Nerves durchgelassen worden. Im Nachhinein war man immer schlauer.
»Und worum dann?«, fragte der Türsteher plötzlich misstrauisch.
»Ich muss … Mr. … Nerves unbedingt einige Fragen zu seinen Aktivitäten stellen.«
Der Türsteher grinste. »Aktivitäten? Das klingt nach Verhör. Aber wenn Sie hier etwas zu sagen hätten oder gegen Mr. Nerves etwas in der Hand hätten, würden Sie nicht diskutieren und wären hier auch nicht ganz allein aufgetaucht. Dann wären schon hundert Mann dabei, den Laden auf links zu drehen.«
»Hat der Mann denn etwas zu verbergen?«
»Haben wir das nicht alle?«, entgegnete der Mann immer noch grinsend.
Na toll! Es gibt Tausende von Türstehern und ausgerechnet ich treffe auf den Philosophen unter ihnen.
Sie öffnete bereits den Mund, um etwas zu sagen, das ihr mit Sicherheit einigen Ärger eingebracht hätte, als sich ein Mann durch die Tür der Tabledance-Bar schob und dem Türsteher mit einer lässigen Bewegung bedeutete beiseitezugehen.
»Ist schon gut, Jerome«, sagte der Neuankömmling mit unerwartet tiefer Stimme. »Ich bin Francois Nerves. Wie kann ich Ihnen helfen?«
Der Mann war schlank; eigentlich schon fast Haut und Knochen, kahlköpfig und hatte eng beieinanderliegende dunkle Augen. Er wirkte auf den ersten Blick nicht wie ein Unterweltboss oder Drogenhändler. Aber die sahen ohnehin nur im Kino wie Bösewichte aus. Trotzdem strahlte er auf einer unterbewussten Ebene etwas Bedrohliches aus. Rachel wusste vom ersten Augenblick an, dass der Mann äußerst gefährlich war.
»Nun? Um was geht es?«, fragte er erneut. Sein Blick glitt zu ihren Rangabzeichen am Kragen. »Major …?«
»Rachel Kepshaw.«
Seine Augen verengten sich so plötzlich, dass sie beinahe einen Schritt zurückgewichen wäre. Er machte den Eindruck, sie zu kennen. Oder zumindest, ihren Namen schon einmal gehört zu haben. Doch das war unmöglich.
Oder?!
»Können wir das vielleicht drinnen bereden?«, fragte sie und gab vor, seine Reaktion auf ihren Namen nicht bemerkt zu haben.
»Natürlich«, sagte er betont langsam und trat zur Seite, um ihr Platz zu machen. Gemessenen Schrittes ging sie an ihm vorbei, was ihr besonders schwerfiel. Nun waren alle drei Männer hinter ihr. Sie traute keinem von ihnen, doch sie durfte keinen Augenblick der Schwäche zulassen. Sich zu weigern, hätte vermutlich jede Chance zunichtegemacht herauszufinden, was Nerves wusste. Und spätestens seit er so seltsam auf ihren Namen reagiert hatte, war ihr klar, dass er etwas wusste.
»Jerome. Du und Sean, ihr bleibt hier. Und passt auf. In den nächsten zwanzig Minuten lasst ihr keinen rein.« Nerves trat hinter ihr durch die Eingangstür und schloss sie nahezu geräuschlos.
Zu ihrer Erleichterung übernahm er dann die Führung.
Sie ließ sich widerspruchslos durch den Nachtclub führen, der von kleinen Podesten und Tanzstangen dominiert wurde, die von Stühlen umringt waren. Es waren noch keine Gäste anwesend und nur einige wenige Frauen lümmelten sich gelangweilt an der Bar, um sich etwas Mut für den bevorstehenden Besucheransturm anzutrinken.
Selbst bei oberflächlicher Betrachtung entdeckte Rachel mindestens ein Dutzend Männer, die in der ganzen Bar verteilt waren. Nerves’ Wachpersonal. Sie waren ähnlich gekleidet wie Jerome und dessen Partner am Eingang. Und Rachel war sich sicher, dass sie bewaffnet waren.
Der Rundgang endete erst in einem kleinen Büro am anderen Ende des Clubs. Nerves bedeutete Rachel Platz zu nehmen, schloss die Tür und setzte sich ihr gegenüber auf die Kante eines alten sündhaft teuren Mahagoni-Schreibtischs. Nerves’ Geschäfte mussten gut laufen, wenn er es sich leisten konnte, derlei Luxusgüter zu importieren.
»Nun? Sie haben ziemlich viel auf sich genommen, um mich zu sprechen. Es kommen nicht viele MAD-Offiziere nach Little Venus.« Er grinste anzüglich. »Jedenfalls nicht dienstlich.«
Er
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