Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
Jerome erkannte, dass sein Schützling gerade am Rand einer Ohnmacht entlangbalancierte. Die zweite Hand des Betrunkenen kam zum Vorschein und versenkte ein Messer zwischen die Rippen des Türstehers.
Sean glitt ohne einen Laut zu Boden. Aus der Wunde sprudelte hellrotes Blut, das sich in einer Lache auf den Stufen sammelte.
Jerome brüllte vor Schmerz und Frustration wild auf. Die Hand in seiner Jacke kam wieder zum Vorschein – mit einer 9-mm-Projektilwaffe. Die kleine, handliche Pistole verfügte nicht über viel Durchschlagskraft. Doch gegen ungepanzerte Ziele auf eine so kurze Distanz war sie wirkungsvoll – und tödlich.
Bevor der erste Betrunkene das Messer noch ganz aus dem Körper seines Freundes befreit hatte, zog Jerome den Abzug dreimal durch. Er zielte dabei auf das Gesicht des Angreifers. Der Mann kreischte schrill auf, als die drei Geschosse sein Gesicht zerfetzten und seinen Kopf in ein Klümpchen Knochen- und Gehirnmasse verwandelten.
Der zweite Betrunkene stürmte auf ihn zu. Jerome schwenkte die Waffe herum, der Angreifer war jedoch bereits viel zu nahe. Auch er schwang kampflustig ein Messer. Die doppelgeschliffene, scharfkantige Klinge erwischte ihn knapp über dem Handgelenk. Augenblicklich sprudelte Blut aus der Wunde. Die Klinge war so scharf, dass Jerome im ersten Moment keinen Schmerz spürte, sondern sich nur wunderte, warum seine Hand nicht mehr in der Lage war, die Waffe zu halten. Sie fiel aus seinen kraftlosen Fingern und klapperte auf den Asphalt.
Inzwischen hatten umstehende Passanten den ungleichen Kampf bemerkt. Eine Panik brach aus, als sich alle eilig in Sicherheit brachten. Und obwohl Soldaten aller Waffengattungen die Straßen säumten, kam keiner auf die Idee, dem Türsteher zu Hilfe zu eilen und in den Kampf einzugreifen. Vielmehr war ihnen daran gelegen, sich eiligst aus dem Staub zu machen.
Der Angreifer funkelte Jerome siegessicher an. Er schwang sein Messer gegen den Hals des Türstehers, in der Absicht, ihm die Kehle aufzuschlitzen. Dieser duckte sich überraschend behände unter dem Stoß hinweg. Als der angeblich Betrunkene seinen Fehler bemerkte, änderte er seine Angriffsrichtung und ließ das Messer in die entgegengesetzte Richtung gleiten. Ein tödlicher Fehler.
Jerome blockte den Angriff mit dem linken Unterarm gekonnt ab und neutralisierte die Messerhand effektiv. Gleichzeitig winkelte er den rechten Arm an und hämmerte den Ellbogen mit aller Kraft gegen den Adamsapfel seines Gegners. Luftröhre und Kehlkopf des Mannes wurden augenblicklich zerquetscht. Schmerzerfüllt keuchte dieser auf. Zu einem anderen Geräusch war er nicht mehr fähig. Das Messer entglitt seinen Fingern und er fasste sich mit beiden Händen an den zerstörten Hals. Würgend taumelte er zurück, stürzte zu Boden und Jerome sah ihm mitleidlos zu, wie er an seinem eigenen Blut erstickte.
Jerome eilte zu seinem gefallenen Freund. Ohne auf das Blut, das sich um Seans Körper gesammelt hatte, oder die einsetzenden Schmerzen seiner eigenen Verletzung zu achten, drehte er ihn um und bettete ihn in seinen Armen. Doch seine Augen bestätigten ihm, was sein Verstand schon längst begriffen hatte. Für Sean kam jede Hilfe zu spät.
Ein Schatten ragte über ihm.
Jerome blickte überrascht auf. Ein dunkelhäutiger Mann mit bösartig aussehender Narbe im Gesicht hatte sich ihm unbemerkte genähert. Er verfluchte sich für seine Unachtsamkeit. Erst die Umgebung sichern! Immer erst die Umgebung sichern! Das hatte er seine Schüler ständig gelehrt. Nun hatte er einen seiner eigenen Grundsätze vernachlässigt.
Jerome ließ die Leiche los und wich instinktiv zurück, wollte Abstand zwischen sich und den unbekannten Mann bringen. Seans Leiche glitt mit einem feuchten Klatschen in die Blutlache zurück. Der Arm des Unbekannten zuckte vor. Es war nur eine undeutlich wahrnehmbare Bewegung. Er vermochte kaum, ihr mit den Augen zu folgen. Nur das amüsierte Glitzern in den Augen seines Angreifers bestätigte ihm, dass gerade etwas passiert war.
Er fühlte etwas Warmes, Dickflüssiges an seinem Hals herunterlaufen. Seine Hand griff nach dem unerwarteten Gefühl. Seine Finger fühlten etwas Metallisches in seinem Hals stecken. Als er seine Hand wieder zurückzog, war sie voller Blut. Jerome hustete. Und auch jetzt lösten sich dicke Blutklumpen aus seinem Hals. Seine Glieder wurden mit einem Mal schwerer. Er fühlte sich plötzlich unsagbar müde. Sein Körper fiel kraftlos auf den Asphalt. Und vor
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