Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
sein Äußeres sein Inneres wider. Der Mann ließ Rachel keine Sekunde aus den Augen, als sie sich durch die Menge vorarbeitete. Die Richtung, in der sie unterwegs war, ließ nichts Gutes erahnen. Er hatte so eine Ahnung, wohin sie ihr Weg führte. Und das musste um jeden Preis verhindert werden.
Ein kurzer Wink und mehrere andere Männer versammelten sich um ihn. Jeder Einzelne war dem dunkelhäutigen Mann gegenüber bedingungslos loyal. Mehr noch, es waren allesamt Killer. Er nickte ihnen mit einem grausamen Grinsen zu. Gemeinsam machten sie sich an Rachels Verfolgung. Die Vorfreude auf das bevorstehende Blutvergießen verlieh ihren Füßen Flügel, sodass sich der Abstand zwischen ihnen und ihrem Opfer zusehends verringerte.
9
Das Pink Parrot war nicht wirklich schwer zu finden. Die aufdringliche Leuchtreklame in Form eines übergroßen pinkfarbenen Papageis war schon von Weitem deutlich zu sehen. Weitere Reklame entlang des gesamten Gebäudes priesen die Fähigkeiten der hier arbeitenden Tänzerinnen an. Der Laden versprühte weder Niveau noch Klasse.
Was die ganze Szenerie und jedes aufkommende Gefühl von Erotik endgültig zunichtemachte, waren die beiden Rausschmeißer, die den Eingang flankierten.
In schwarze Anzüge gehüllt und mit schwarzen Sonnenbrillen vermittelten sie nicht gerade den Eindruck, dass hier irgendjemand sonderlich willkommen war. Und erst recht niemand, der für die bewaffneten Streitkräfte arbeitete. Aber wie Rachel schon gegenüber Daniela so treffend erwähnt hatte: Sie hatte keine Wahl.
Sie seufzte ein letztes Mal, drückte das Rückgrat durch und ging selbstbewusst auf die Eingangstür zu, wobei sie die beiden Türsteher großzügig ignorierte. Doch so einfach, wie sie es gehofft hatte, war es beileibe nicht. Dies wurde ihr spätestens klar, als sich ihr einer der zwei Männer in den Weg stellte.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Mann überraschend freundlich. Der Kerl war fast so groß wie der bärtige TKA-Soldat, mit dem sie aneinandergeraten war. Mit dem Unterschied, dass ihr Gegenüber viel trainierter schien und vor allem nüchtern war.
»Ich möchte zu Nerves.«
Der Türsteher wechselte mit seinem Partner einen Blick und konzentrierte sich dann erneut auf sie. Der zweite schob sich langsam in ihren Rücken, wobei er darauf achtete, ständig ihre Hände im Auge zu behalten, falls sie eine Waffe zog.
Oh, oh. Die Jungs sind wirklich gut.
Hätte sie es nicht besser gewusst, sie wäre zu der festen Überzeugung gelangt, dass ihr professionelle Leibwächter gegenüberstanden. Die Stimme des anderen hatte sie noch nicht gehört. Doch ihr Gegenüber sprach mit einem etwas eigentümlichen Akzent, der sie davon überzeugte, dass er unmöglich von Serena stammen konnte.
Professionelle Personenschützer und dann auch noch von außerhalb des Systems. Das ist ja wirklich hochinteressant.
»Mr. Nerves ist sehr beschäftigt. Haben Sie einen Termin?«
Einen Termin? Guter Witz.
»Nein, aber es ist sehr wichtig.«
Der Türsteher hinter ihr schnaubte kurz amüsiert auf, enthielt sich jedoch jeden Kommentars. Der Mann, der ihr gegenüberstand, hatte hier offensichtlich das Sagen. An ihm musste sie vorbei.
»Es ist immer alles wichtig«, erklärte dieser gerade. »Jeder will zu Mr. Nerves und es geht immer um Leben und Tod. Da müssen Sie sich schon was Besseres einfallen lassen, Lady.« Er musterte übertrieben ihre Uniform, wobei sein Blick auffallend lange auf ihrer Hüfte verweilte.
Normalerweise hätte sie den Blick so gedeutet, dass er ihre Figur bewunderte. Doch diesmal war sie sich sicher, dass ihm aufgefallen war, dass sie keine Waffe trug. Das leicht abwertende Zucken seiner Mundwinkel bestätigte diesen Eindruck noch. Er sah in ihr keine Bedrohung.
»Lassen Sie mich vorbei!«
»Warum auf einmal so feindselig. Habt ihr Typen etwa euer Schmiergeld nicht bekommen? Ihr A.i.S.-Heinis solltet nicht zu gierig werden.«
Die Bemerkung ließ sie aufhorchen. Das klang nicht nach purer Prahlerei oder einer beabsichtigten Provokation. Im Gegenteil. Es klang, als hätte die Andeutung des Türstehers einen realen Hintergrund. Er verwechselte sie anscheinend mit einem Blaurücken. Der Mann vor ihr sah nur die schwarze Uniform. Dass sie keine Plakette über dem Herzen trug, übersah er. Und dass ihre Uniform keinen blauen Rücken aufwies, konnte er nicht sehen. Oder er kannte schlichtweg den Unterschied in den Uniformen nicht. Und seinem Partner schien es
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