Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
können.
Die Tische waren in Form eines dreiblättrigen Kleeblatts angeordnet, wobei Maxwells und Stucks Plätze sich an der Spitze des mittleren Blattes befanden.
Land hingegen saß ganz weit weg, mitten unter seinen Flottenoffizieren. Es war zwar eine nicht gerade subtile Beleidigung in Richtung des Admirals, doch Rachel war sich sicher, dass dieser sich in Gesellschaft seiner eigenen Offiziere bedeutend wohler fühlte.
Calough, Fitzgerald und sie selbst hatte man ganz in die Nähe von Stuck und Maxwell gesetzt. Und direkt gegenüber saß Kalnados mit seinem überheblichen Grinsen. Rachel glaubte keine Sekunde, dass die Sitzordnung zufällig gewählt war.
Fitzgerald war inzwischen aus der Haft entlassen worden. Seinem Gesichtsausdruck nach verspürte er immer noch – gelinde gesagt – Verstimmung wegen seiner unfreiwilligen Auszeit. Die Blicke, mit denen er und Kalnados sich duellierten, verhießen nichts Gutes. Es versprach ein interessanter Abend zu werden. Wenn Fitzgerald sein Herz weiterhin auf der Zunge trug, würde es jedenfalls mit Sicherheit nicht langweilig. Er sollte nur achtgeben, nicht wieder in einer Zelle zu enden.
An jedem Platz standen zwei Gläser. Eines mit einheimischem Wein. Das andere mit stillem Mineralwasser. Diener eilten geschäftig zwischen den Tischen hin und her, damit auch ja kein Glas lange leer blieb. Rachel entschied sich wie die meisten Offiziere für Wasser. Maxwell und Kalnados natürlich für Wein.
Der erste Gang, der serviert wurde, war eine klare Fischsuppe. Rachel hasste Fisch und so ließ sie den Teller unberührt stehen. Sie bemerkte, dass es vielen ebenso erging und der Gang recht schnell wieder abgeräumt wurde.
Als Nächstes folgte Wild. Dem Geschmack nach Wildschwein oder eine einheimische Tierart, die dem sehr nahekam. Die Gespräche kamen nur schleppend in Gang. Falls es tatsächlich der Zweck dieses Essens war, die Waffengattungen enger zusammenzubringen, dann sah Rachel diesen Plan schon jetzt als gescheitert an. Die meisten Offiziere blieben lieber unter sich. So sah man an einigen Tischen nur weiße Flottenuniformen, an anderen schwarze MAD-Uniformen, an wiederum anderen Tischen nur Blaurücken und so weiter. Genauso gut hätte man sich die Veranstaltung sparen können.
Rachel widmete sich ihrem Essen, in dem Bemühen, den Abend so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Doch ganz so einfach sollte es nicht verlaufen. Kalnados ließ über eine Stunde vergehen, bevor er sich dazu entschloss, auf Konfrontationskurs zu gehen.
»Nun, Major Kepshaw. Was halten Sie von Central und Serena? Wie ich hörte, hatten Sie kürzlich Gelegenheit, sich auf dem Planeten etwas umzusehen. In einem etwas anrüchigen Viertel, wie ich hörte. Haben Sie etwas gefunden, das Ihnen gefiel?«
Die Andeutung, sie könne in Little Venus ihrem Privatvergnügen nachgegangen sein, trieb ihr die Zornesröte ins Gesicht. Doch Kalnados verwechselte es in seiner Überheblichkeit mit aufkeimender Scham und setzte nach.
»Oh, da habe ich wohl einen Nerv getroffen«, lachte er. »Ich hoffe, der Kerl war gut.«
»Ich glaube kaum, dass meine Aktivitäten Sie etwas angehen«, entgegnete Rachel, wobei sie ihre Wut mühsam unterdrückte. Sie hatte weder den Wunsch noch die Absicht, sich vor dem Mann zu rechtfertigen, der David bestenfalls für den Rest seines Lebens hinter Gitter bringen wollte. Und schlimmstenfalls vor ein Exekutionskommando.
»Nur nicht so schüchtern. Wir waren schließlich alle schon mal in Little Venus«, grinste Kalnados anzüglich.
»In Ihrem Fall würde das einiges erklären«, sprang Fitzgerald ihr helfend bei.
Kalnados’ Lächeln schwand so schnell, wie es gekommen war. »Und wie darf ich das jetzt verstehen?«
»Wie mir zu Ohren gekommen ist, greifen einige Geschlechtskrankheiten den Verstand an.«
Rachel wandte sich ab, damit man ihr Lächeln nicht sehen konnte. Calough verschluckte sich vor Lachen an einem Stück Wildschwein und am Nebentisch, an dem einige Marines saßen und der Unterhaltung gebannt lauschten, brandete zustimmendes Gelächter auf.
So viel zum Thema Langeweile.
Kalnados sah sich plötzlich im Fokus allgemeiner Aufmerksamkeit. Als wäre das nicht genug, wurde er auch noch der Lächerlichkeit preisgegeben. Seine Augenbrauen zogen sich drohend über der Nasenwurzel zusammen.
Stuck und Maxwell stellten ihr Gespräch ein und verfolgten die Auseinandersetzung ebenfalls. Stuck zurückhaltend, aber nicht unfreundlich. Maxwell offen feindselig.
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