Der Ruul-Konflikt 4: Verschwörung auf Serena (German Edition)
sagen?«
Nogujama hob beschwichtigend die Hände. »Major. Ich verstehe durchaus Ihre Gefühle, aber …«
»Aber die Sache liegt nicht in unseren Händen«, wiederholte sie sein voriges Argument. Ihr Tonfall schrammte dabei nur um Haaresbreite am Tatbestand der Insubordination vorbei.
»So ist es.« Nogujamas stoische Miene drückte Unnachgiebigkeit aus, wobei Rachel schon damit zufrieden war, dass er über ihre harschen Worte und ihren Tonfall hinwegsah.
»Wir können ihn doch nicht einfach sich selbst überlassen?!«, wagte sie einen letzten, verzweifelten Vorstoß. »Wäre einer von uns in Schwierigkeiten, würde David alles stehen und liegen lassen, um uns beizustehen.«
»Ich weiß. Das macht es für mich ja so schwierig.« Der Admiral seufzte tief, stand auf und ging zum Fenster hinüber. Er starrte lange Zeit hinaus. So lange, dass Rachel sich schon fragte, ob er sie vielleicht vergessen hatte oder dies seine Art war, sie zum Gehen zu ermuntern. Als er doch wieder sprach, war seine Stimme kaum mehr als ein verzweifeltes Wispern. Sie musste die Ohren spitzen, um nicht versehentlich ganze Satzfetzen zu verpassen.
»Es ist ja nicht so, dass ich nicht schon versucht hätte zu intervenieren. Zu Davids Gunsten. Ich habe Fragen gestellt. Sehr viele Fragen. Außerdem wollte ich eine eigene Ermittlung der Umstände des Mordes durchführen.«
Rachel wurde hellhörig. »Aber?«
»Mir wurde nahegelegt … die Sache auf sich beruhen zu lassen. Um genau zu sein, hat man meiner Initiative ziemlich rabiat einen Riegel vorgeschoben.«
Rachels Gedanken überschlugen sich. Wer war so mächtig, dass er dem MAD-Chef Steine in den Weg legen konnte? Die Liste der betreffenden Personen war sehr kurz. Bevor sie fragen konnte, um wen es sich handelte, gab Nogujama ihr jedoch schon die Antwort.
»Sie dürften die Person sogar kennen. General James Maxwell. Ihr ehemaliger Vorgesetzter.«
Rachel schluckte schwer. Auch das noch. Maxwell. Abteilung für innere Sicherheit. Sie hatte viele Jahre unter Maxwell gearbeitet, bevor sie zum MAD gewechselt war. Der Mann war ein Frauenhasser und kurz gesagt ein Vollidiot. Er wäre schon unter normalen Umständen nicht gut auf sie zu sprechen. Eben einfach deshalb, weil sie eine Frau war. Was der Sache in seinen Augen noch die Krone aufsetzte, war, dass sie ihm den Rücken gekehrt und die Abteilung gewechselt hatte, um unter Nogujama ihren Dienst zu versehen. Der Mann hatte sie seitdem auf dem Kieker und es sich zur persönlichen Aufgabe gemacht, ihr das Leben zu erschweren, wann immer es möglich war.
Theoretisch war die Abteilung für innere Sicherheit Teil des MAD. Praktisch war die Innere eine eigenständig operierende Behörde und eine sehr mächtige obendrein. Sie war nur der Präsidentin und bestimmten Aufsichtsgremien des Parlaments verantwortlich. Es war ihre Aufgabe, Spione und Verräter innerhalb des Militärs zur Strecke zu bringen. Daher waren sie nirgendwo gern gesehen.
»Habe ich schon erwähnt, dass Maxwell bei Coltors Verfahren persönlich den Vorsitz des Militärtribunals übernehmen wird … Zusammen mit zwei Kollegen, die noch nicht bekannt sind.«
»Das … das kann er nicht. Das … das … « Noch während sie stotterte und sich weigerte, Nogujamas Worten zu glauben, erkannte sie, dass Maxwell sehr wohl den Vorsitz übernehmen konnte, wenn er dies wollte. Diejenigen, die ihn davon hätten abhalten wollen, besaßen nicht die Macht dazu. Und die, die ihn hätten abhalten können, wollten es nicht. Doch warum sollte ausgerechnet er den Vorsitz des Tribunals so vehement übernehmen wollen? Der Mann hatte seit fast zwei Jahrzehnten keinen Gerichtssaal mehr von innen gesehen.
Wusste er von ihrer Freundschaft mit David? Möglich. Nein, eigentlich sogar wahrscheinlich. David und sie hatten vor vierzehn Jahren auf dem Mars ermittelt. Damals war sie zum ersten Mal mit dem MAD in Berührung gekommen. Seiner Arbeitsweise und seinen Offizieren. Das hatte sie so beeindruckt, dass sie um Versetzung gebeten hatte und diese auch gewährt wurde. Mit Nogujamas heimlicher Hilfe.
Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass er auch David grollte, für den Anteil, den dieser an Rachels Austritt aus der Abteilung für innere Sicherheit gehabt hatte. Wenn man diesen Faden weiterverfolgte, führte jener Gedankengang zu der Erkenntnis, dass David mit allem rechnen konnte, nur nicht mit einem fairen Verfahren, wenn Maxwell das Sagen hatte. Der Mann war kleinlich, arrogant, von sich eingenommen
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