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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Chirurgie und Hirnprozesse?«
    »Vielleicht kann Slimmerton neuerdings einen Kopf transplantieren, ohne daß der Betroffene zum Idioten wird, und Henry Six läuft jetzt mit dem Körper eines jungen Mannes herum?«
    »Warum weigert er sich dann, mich zu treffen! Würde er sich nicht gerade zeigen, um zu demonstrieren, wie lebendig er ist, oder wenigstens wie früher Videoantworten schicken statt Communicats? Würde er es sich dann nehmen lassen, mich triumphierend vom Monitor anzugrinsen?«
    »Oder man hat sein Gehirn in den Schädel eines anderen verpflanzt?« meinte Timothy.
    »Das zuverlässig zu wissen würde mir genügen, Mister Truckle. Da würde ich sofort meine Anwälte in Marsch setzen, da soll er mal beweisen, daß er noch immer er selbst ist. Warum jedoch sollte er dann Puissant hergeben? Ob Kopf- oder Gehirntransplantation, er hätte noch immer Genuß am Essen. Nein, ich vermute, daß es überhaupt keinen leiblichen Henry Six mehr gibt. Entweder, er ist nur noch eine Computerfiktion, oder er ist zum Ektopos 42 geworden.«
    »Dann könnten Sie nichts machen, nicht wahr?« sagte Timothy. »Nach der Entscheidung des Obersten Bundesgerichts ist die Identität eines Menschen durch sein Gehirn gegeben. Es steht nicht darin, daß er es auch in einem Körper herumtragen muß.«
    Grandma grinste. »Aber es sollte verdammt schwerfallen zu beweisen, daß die graue Masse in einem Survival wirklich Henry Six ist! Das wäre ein Festessen für meine Anwälte. Wie auch immer, Mister Truckle, verschaffen Sie mir den Punkt, an dem ich ansetzen kann, um Henry Six aus den Angeln zu heben, und Sie bekommen die zehn Millionen von mir. Als Erfolgshonorar. Zusätzlich zu Ihrem normalen Honorar- und Spesensatz, versteht sich. Sind Sie einverstanden, wenn ich Sie erst einmal für einen Monat engagiere?«
    »Es wäre Betrug, Sie als Klientin anzunehmen«, antwortete Timothy. »Ich weiß wirklich nicht, was ich für Sie tun könnte.«
    »Nachdenken, Mister Truckle. Oder arbeiten Sie bereits für Henry Six?«
    Timothy schüttelte den Kopf.
    »Also zieren Sie sich nicht wie eine alte Jungfer. Ich werde Ihnen keinen Vorwurf machen, wenn Ihnen nichts einfällt, und ich werde Sie auch nicht drängen. Sie sollen in Ruhe überlegen. Finden Sie einen Weg, wie ich an Informationen und beweisbare Fakten komme, den Rest erledigen meine Leute.«
    »Okay, ich werde mich bemühen«, versprach Timothy.
    4.
    »Ich habe nicht vor, auch nur den kleinen Finger für Gwendolyn Magginthy zu rühren, geschweige denn, mein Gehirn zu bemühen«, sagte Timothy zu Anne, »Napoleon mag sich ein paar Varianten überlegen. Trotzdem ist es ein sehr akzeptabler Auftrag; er verschafft mir Ruhe vor anderen Klienten, die uns Zeit stehlen möchten.«
    »Zehn Millionen sind Grund genug, deinen Grips anzustrengen«, erwiderte Anne. »Denk daran, daß du nicht nur um deine persönlichen Finanzen besorgt sein mußt.«
    »Zehn Millionen oder hundert – sie sind unerreichbar wie der Andromedanebel. Ich sehe keine Chance, mich an einen der Leute heranzumachen, die Zugang zu den unterirdischen Etagen haben, und ich selbst würde nicht mal das Tor von Fordsville passieren dürfen.« Er sah Anne spöttisch an. »Weißt du nicht, was ich tun soll? Früher hätte ich dich angerufen und um Rat gefragt. Ist deine Allwissenheit versiegt?«
    »Ich war nie allwissend, Tiny. Ein Großer Bruder ist im Grunde nur eine Relaisstation. Gewiß, ich hatte direkten Zugang zu –« Sie schwieg erschrocken.
    »Im Ernst, Anne, glaubst du, mein neuer Großer Bruder könnte helfen?«
    »Mit Informationen auf jeden Fall, und die Sache ist wichtig genug, ihn einzuschalten. Es kann uns nicht gleichgültig sein, was mit einem der allmächtigen Herrscher der Staaten los ist. Ruf ihn an, ja?«
    Timothy tat ein weiteres: Er beauftragte Smiley Hepburn nachzuforschen, wo Fords ehemaliger Polizeichef Glover abgeblieben war, und er rief bei den Fultons an und bat darum, eine »delikate Küchenfrage« mit ihrem neuen Koch besprechen zu dürfen.
    »Es geht um eine Frage, die Ihnen vielleicht banal vorkommen mag«, erklärte er der Dame des Hauses, »die für mich aber von eminenter Bedeutung ist: Darf man für eine Wachtel-Casolette statt Pfifferlingen ausnahmsweise auch Steinpilze nehmen?«
    Evelyn Fulton lachte Timothy nicht aus. Im Gegenteil, sie versprach, Puissant dürfe ihn anrufen, sobald er eine Minute erübrigen könne. Puissant meldete sich schon nach einer viertel Stunde, und er tat so, als habe er

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