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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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für den Communicator-Service.«
    »Ich weiß«, sagte Timothy. Er sagte nicht, daß er auch wußte, was GM und FORD sonst noch eingeheimst hatten. »Ich bedaure noch heute, daß Sie Communicatoren statt Autos bauen. Hätte man nicht auch für Personenwagen Elektroenergie oder Alkohol als Treibstoff verwenden können? Es gab doch vielversprechende Ansätze.«
    »Wozu, Mister Truckle? Wozu noch selbst verreisen, wenn man sich durch einen Knopfdruck in Sekundenschnelle mit jedermann treffen kann? Ich halte die Communication für einen der größten Fortschritte unserer Zeit.«
    »Gestatten Sie, daß ich widerspreche«, entgegnete Timothy. »Ich halte es vielmehr für eine große Verarmung, wenn man sich nicht mehr persönlich gegenübersitzt, wenn man nicht mehr reist, andere Landschaften, andere Städte, andere Menschen kennenlernt – haben Sie schon mal gehört, daß jemand einen Fremden per Communicator anspricht, einfach so? Man hockt in seinen vier Wänden, braucht sich überhaupt nicht mehr vom Fleck zu rühren: Geschäfte und Einkauf, Börse und Arbeitsmarkt, schon ein Großteil der Arbeit selbst, Informationen, Bildung, Entspannung, alles via Bildschirm, sogar Sex und Partnervermittlung. Irgendwann hört man auf, die anderen wenigstens noch per Communicator zu besuchen und lebt mit den Welten, die die Videowände so bereitwillig ins Haus senden.«
    »Gegen Video sind Sie auch?«
    »Nicht gegen die kreativen Möglichkeiten, wohl aber gegen die kommerziellen Programme. Was wird denn gesendet? Eine Flut erfundener, irrealer, wirklichkeitsferner, ja, die Wirklichkeit verschleiernder Storys, Unmengen von Historienschinken oder Science-fiction, und man kann nicht sagen, was verlogener ist, das Bild von der Zukunft oder das der Vergangenheit. Und die Gegenwartsstreifen? Du meine Güte, welch verlogener Kitsch! Noch nie hat es eine Generation gegeben, die mit so wenigen menschlichen Beziehungen, aber dafür mit so vielen erfundenen Personen gelebt hat. Wenn es wenigstens noch Kunst wäre! Aber die Theater sind verschwunden, die Kinos. Anstelle von Leben und Kunst billiges Entertainment. Wenn ich nur an die Verarmung der Sprache denke! Die meisten kommen doch heutzutage mit ein paar tausend Basisworten aus. Wußten Sie, Grandma, daß die Eskimos in Alaska zweiundfünfzig verschiedene Ausdrücke für Schnee hatten?«
    »Was wollen Sie, Fortschritt kostet immer seinen Preis. Communication spart ungeheuer viel Zeit, und Zeit ist Geld.«
    »Communication erhöht die Vereinsamung des Menschen«, erwiderte Timothy heftig, »sie isoliert, sie vereinzelt ihn; aber vielleicht ist das der tiefere Sinn des Ganzen.«
    »Warum sagen Sie’s nicht offen; sie erleichtert die Herrschaft! Da uns hier niemand abhören kann, will ich gerne zugeben, daß das ein sehr nützlicher Nebeneffekt ist, zumal, wenn man bedenkt, daß alles, was über den Communicator läuft, auch registriert, gespeichert und jederzeit abgerufen werden kann. Aber soll ich mich darüber beklagen?« Sie lehnte sich zurück und lachte. »Ich kann davon nur profitieren. In jeder Hinsicht. Das Problem ist, daß die Armen sich keinen Communicator leisten können. Noch nicht. Ich habe gehört, daß im Kongreß ein neues ›Wohlstands-Förderungs-Gesetz‹ vorbereitet wird, dem zufolge in den nächsten Jahren auch die Wohnungen der Minderbemittelten aus öffentlichen Geldern mit ›Volks-Communicatoren‹ ausgerüstet werden.«
    »Sicher eine Idee von Senator Humphrey«, meinte Timothy. Humphrey war der hauseigene Abgeordnete der GENERAL MOTORS. Grandma reagierte nicht.
    »Die Freiheit der Bewegung, Mobilität als eine der Grundfreiheiten des Amerikaners – war das nicht ein Slogan gerade Ihres Unternehmens?« erkundigte sich Timothy.
    »Der vernünftige Mensch paßt sich der Welt an«, antwortete Grandma.
    »Und der unvernünftige versucht hartnäckig, die Welt sich anzupassen! Glauben Sie nicht auch, Grandma, daß der Fortschritt der Menschheit und die Lösung ihrer Probleme schon immer und auch heutzutage entscheidend von solch ›unvernünftigen‹ Menschen abhängt und nicht von den angepaßten Typen?«
    »Vielleicht. Vielleicht bin ich gerade deshalb zu Ihnen gekommen, Mister Truckle?«
    »Und Sie haben es vorgezogen, mich persönlich aufzusuchen«, spottete Timothy, »nicht per Bildschirm.«
    »Na schön, ich gebe mich geschlagen. Kommen wir zum Geschäft. Es geht um Henry Six.«
    »Um Ford?« fragte Timothy überrascht.
    3.
    FORD und GENERAL MOTORS hatten

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