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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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irgend etwas Außerordentliches ist in den drei Wochen geschehen, in denen ich keinen Informanten in Fordsville hatte, und Sie sollen herausbekommen, was.«
    »Warum ich, warum nicht Ihr Informant unter dem neuen Personal?«
    »Er kommt nicht ’ran. Henry Six verläßt seine unterirdischen Etagen nicht mehr, und die sind hermetisch abgeschlossen – noch ein Grund, mißtrauisch zu werden: Außer gutem Essen hat er doch nichts mehr geliebt als seine Spaziergänge im Park von Fordsville. Gewiß, er lebt schon seit Jahren wie ein Einsiedler, thront wie ein unsichtbarer Gott über seinem Imperium – warum aber jetzt dieses totale Versteckspiel?«
    »Sind Sie sicher, daß er überhaupt noch lebt?«
    »Ich habe eine Prämie von zehn Millionen Dollar für denjenigen ausgesetzt, der mir nachweist, daß Henry Six tot ist. Sollte sich niemand finden, der zehn Millionen gebrauchen kann?«
    »Vielleicht ist er ein lebender Leichnam? Die notwendigen Apparaturen, ihn jahrelang in einer Überlebenslangstrecke zu erhalten, dürfte es ja in Fordsville geben.«
    »Die unterirdischen Etagen sind ein einziges Klinikum«, sagte Grandma, »jeder Krankenhauschef der Welt würde neidisch werden. Sie finden dort alles, was die Medizintechnik nur erfunden hat, sogar Importe von DRAUSSEN. Einzigartig!«
    »Ihre Privatklinik wird auch nicht schlecht ausgerüstet sein«, warf Timothy ein.
    »Warum sollte sie? Das ist eines der Vorrechte der Macht. Sie sollten mein Angebot annehmen, Mister Truckle, nirgends werden Sie besser versorgt.«
    »Ich fürchte nur«, erwiderte Timothy mit einem Lächeln, »Ihre Ärzte könnten dafür sorgen, daß ich anschließend abhängig von Ihnen bin, sozusagen mit Leib und Seele verfallen.«
    »Wäre das so schlimm?« Grandma blickte Timothy kokett an, dann wurde sie schnell wieder ernst. »Henry Six ist gewiß kein lebender Leichnam! Dieser Fall wurde in dem Vertrag zwischen Ford IV. und meinem Großvater eindeutig ausgeschlossen, und auch für diesen Fall gilt meine Millionen-Prämie.«
    »Warum lassen Sie Fordsville nicht einfach in die Luft jagen?« fragte Timothy. »Jeden Tag gibt es Bombenattentate, und Sie wären Ihr Problem mit einem Schlag los.«
    »Ach, Mister Truckle, wenn es so einfach wäre! Die unterirdischen Etagen sind kernwaffensicher. Nur eine Nihilationsbombe könnte sie knacken, die aber werden nicht einmal auf dem grauen Markt gehandelt.«
    »Sie wollen doch nicht behaupten, daß das ein ernsthaftes Hindernis für Sie wäre.«
    »Das nicht, aber der Kreis der Verdächtigen wäre sehr klein. Die Spur würde schnell zu mir führen.«
    »Können Sie Henry Six nicht zu einem persönlichen Treffen zwingen?«
    »Er lehnt jede Begegnung ab. Selbst als ich anbot, ihm meinen Anteil am Communicator-Monopol zu verkaufen, schickte er mir nur seinen Generaldirektor. Ich bekomme jedesmal ein sehr höflich gehaltenes persönliches Communicat, und das Stimmidenticat beweist, daß es mit seiner Stimme gesprochen wurde, doch was besagt das schon? So etwas läßt sich ja leicht manipulieren, wenn man einen Computer mit seiner Stimme gefüttert hat. Meine Anwälte haben alle Möglichkeiten untersucht, wie man ihn aus seinem Bau herauslocken könnte, sie haben sogar erwogen, Henry Six als Zeugen eines fiktiven oder eines eigens zu diesem Zweck inszenierten Verbrechens vor Gericht zu zitieren – wir sind machtlos.«
    »Es ist sehr merkwürdig, dieses Wort aus dem Mund eines der mächtigsten Bigbosse zu hören«, sagte Timothy.
    »Was wollen Sie, Mister Truckle, in unseren Höhen ist der Schutz der privaten Sphäre perfekt. Ja, wenn Henry Six eine niedere VIP-Kategorie hätte als ich! Aber wir sind beide SUPER TOP VIPs, das heißt, zwischen uns herrscht Parität der Privilegien und damit totaler Daten- und Interessenschutz.«
    Sie saßen eine Weile still da. Grandma ließ Timothy Zeit nachzudenken, sie streichelte ihre Katze.
    »Zehn Millionen sind eine große Verlockung«, sagte Timothy schließlich. »Wir können also davon ausgehen, daß Henry Six noch lebt. Die entscheidende Frage ist: Warum hat er Puissant hergegeben? Vielleicht hat er sich, aus welchen Gründen auch immer, total an einen Parabionten anschließen lassen? Dann kann es ihm egal sein, was gekocht wird, er bekäme ja doch nur die Moleküle per Blutbahn.«
    »In diesem Fall wäre ich machtlos«, sagte Grandma. »Wozu dann aber Slimmerton, McCannibal und Professor Mephisto, drei auf ihre Weise geniale und absolut skrupellose Spezialisten für

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