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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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wie nichts, er hätte vier Paar Augen haben müssen, an jeder Seite des Kopfes eines; die Straßenzüge konnte er nicht benutzen, weil er in den Sog der Aerobusse gekommen wäre, wenn er aber ein Stück über den Häusern flog, riskierte er, von den hier oben tobenden, ständig wechselnden Winden erfaßt und herumgewirbelt zu werden; Chicago galt nicht nur im übertragenen Sinne als »die windigste Stadt der Staaten«. Die unberechenbare Thermik der Stadt schüttelte sein offenes Leichtbaugerät auch so schon unbarmherzig. Weiß Gott, es war verdammt anstrengend, ein unsichtbarer fliegender Zwerg zu sein.
    Dann mußte er sich doch in den Sturm werfen, die orkanartigen Böen überwinden, die um das »Nebraska« tobten; zweimal rettete ihn nur ein verzweifeltes Abprallen mit den Füßen davor, an der Hauswand zu zerschellen. Er war heilfroh, als er das Plateau erreichte. Und daß das Penthaus nicht auf einer höheren Etage lag, es ihm also erspart blieb, durch die dicken Smogwolken tauchen zu müssen.
    Anne stand mit zwei Männern an der Brüstung und hielt Ausschau. Timothy setzte hinter ihnen auf und weidete sich an den verdutzten Gesichtern, als sie auf seinen Ruf herumschnellten und nichts sahen. Er ließ sich für Bruchteile einer Sekunde aufblitzen, dann flog er in den offenen Hangar. Die beiden Männer schlossen das Tor, rissen, ohne sich um Timothy zu kümmern, die Luken zweier Großcontainer auf, die mit »GM-Instandsetzungsservice« beschriftet waren, schwenkten zwei Pseudowände mit Farbkanistern, Isoliermaterial und ähnlichem Zeug auf, hinter denen sich ein Gewirr komplizierter Geräte verbarg und ein Computer, der ganz gewiß mehr leistete als nur die Koordinierung einer Hausrenovierung. Scheinwerfer blitzten auf, leuchteten den Hangar taghell aus, und kaum daß Timothy sich aus »Marilyn« herausgezwängt hatte und mit schlotternden, den Dienst versagenden Beinen davonwankte, begannen die beiden, das Gerät von allen Seiten mit Multispektralkameras aufzunehmen.
    Anne sprang hinzu und stützte Timothy. Er zitterte am ganzen Körper, seine Zähne klapperten. Anne führte ihn zu einem Sessel. Sie hatte nicht nur an Kaffee gedacht, sie hielt auch Whisky bereit. Als Timothy die Flasche an den Mund setzen wollte, nahm sie sie ihm weg und goß nur einen kleinen Schluck ein. Sie stellte sich hinter den Sessel, drückte Timothys Kopf an die Brust und streichelte ihn.
    »Wenn ich mich jemals wieder verliebe«, sagte sie, »dann nur in einen braven Bürger, der nie seine Wohnung verläßt.«
    Einer der Männer kam, um sich von Timothy das Manual erklären zu lassen.
    »Wieviel Zeit haben wir?« fragte er.
    »Maximal fünf Tage. Auf jeden Fall bis morgen nachmittag. Nein, bis übermorgen. Ich werde Grandma kategorisch erklären, daß ich mindestens einen Tag brauche, um mich von den Strapazen des Flugs zu erholen. Laßt euch also ruhig Zeit.«
    »Wir müßten das Gerät auseinandernehmen, und die Montage könnte ein paar Stunden dauern.«
    »Macht nichts. Ich denke gar nicht daran, nach Fordsville zu fliegen. Notfalls ziehe ich meinen Joker aus dem Ärmel und verzögere die Rückgabe des ›Laurin‹ unter einem Vorwand so lange, bis ihr ihn wieder zusammengebaut habt. Braucht ihr mich noch?«
    Der andere überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf.
    »Um so besser. Da kann ich mich ja beruhigt ins Bett legen.« Er lächelte Anne müde zu. »Und auf der Stelle schlafen!«
    »Vorher mußt du noch Smiley anrufen«, erklärte Anne. »Er versucht seit Stunden, dich zu erreichen.«
    »Komm sofort, Tiny!« Smiley stotterte vor Aufregung, er war kreidebleich.
    »Was ist los? Wir hatten vereinbart, daß ich das Paket morgen früh abhole.«
    »Mir geht es verdammt dreckig«, erklärte Smiley. »Ich muß in Maywood Gas geschluckt haben, vielleicht einen verstreuten Stungun-Schuß.« Er plinkerte auffällig mit dem linken Auge. »Hohes Fieber. Puls und Herzschlag kaum noch zu fühlen. Ein paarmal hatte ich schon Angst, ich müßte auf der Stelle abkratzen. Bring einen Arzt mit.«
    »Bin schon unterwegs.« Timothy rief Anne zu, sie solle ein Taxi besorgen, stürzte ins Bad, riß die Kleidung herunter, schüttete kaltes Wasser über Gesicht und Rücken, schluckte zwei Pervitinal und spülte sie mit Kognak hinunter, um die Wirkung zu forcieren. Er trocknete sich nicht ab. Während er frische Wäsche anzog, wählte er schon den Arzt an, der ihm bei Samuel, dem Monster aus Fort Baxter, geholfen hatte.
    »Sie müssen einem Freund

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