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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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unseres Jahrhunderts zählt. Haben Sie eine Ahnung, wo er sich herumtreibt?«
    Timothy schüttelte den Kopf. »Wenn Daniel etwas Neues austüftelt, verschwindet er spurlos und taucht erst wieder auf, wenn er es geschafft hat.«
    »Würde er sich bei Ihnen melden?«
    »Bestimmt. Soll ich Daniel zu Ihnen schicken?«
    »Tun Sie das. Ich sende Ihnen morgen die Unterlagen über die Mutanten, damit Sie schon mal ein bißchen darüber nachdenken können.«
    Mutanten? dachte Timothy verwirrt. Sicher dieser Fall, der nach ihm schrie. Sollte er.
    »Bitte nicht vor Mittag«, sagte er, »ich will gründlich ausschlafen.«
    2.
    Es war vierzehn Uhr acht, als er aufwachte, der Kalender zeigte den sechsten Dezember. Vierundzwanzig Tage nach Null. Die Bachstelze fiel ihm ein, war ihr Besuch Traum oder Wirklichkeit? In seinem Schädel verknäulten sich Fetzen von Hunderten von Träumen. Das Appartement war verschlossen, doch das besagte wenig; Deborrah Johnson konnte sich mit ihrer Polizeifrequenz jederzeit Eintritt verschaffen. Aber hatte er nicht die Sicherungen herausgerissen? Jetzt waren sie intakt.
    Vielleicht hatte er vergessen, die Wohnung zu blockieren, als er sich Dope beschaffte.
    Timothy verspürte Hunger. Die Küche war verblüffend aufgeräumt. Er konnte sich nicht erinnern, daß er abgewaschen hatte. Und eingekauft. Die Kühlschränke waren voll, also mußte er Lebensmittel bestellt und entgegengenommen haben. Er kochte sich zwei weiche Eier und aß dazu trockenes Weißbrot.
    Hatte er tatsächlich das Meskalinum aufgebraucht? Im Medizinschrank war nichts zu finden, auch kein LSD! Daß er die mexikanischen Pilze versucht hatte, wußte er, aber er konnte unmöglich den ganzen Vorrat verbraucht haben. Wenigstens besaß er noch für drei Spritzen Heroin. Als Timothy den Flur betrat, leuchtete die Rufanlage.
    Timothy starrte das Licht an. Warum hatte er hier die Sicherungen wieder eingesetzt? Zum Glück war der Ton nicht angestellt. Der Monitor zeigte einen Polizisten, der ungeduldig auf die Tür starrte. Der Bote der Bachstelze, dachte Timothy, also ist es kein Traum gewesen. Widerwillig öffnete er, doch er ließ den Mann nicht ein, er nahm nur den Kristall entgegen und quittierte. Als er ihn in den Korb des Communicators werfen wollte, sah er, daß auch hier die Anlage wieder eingeschaltet war; der Outputkorb lag voller Communics. Hatte er selbst die Folien gesichtet und einige auf die Platte gelegt? Warum? Nachrichten von Buster Coats, Timothy solle sich unverzüglich bei ihm melden, seine Bestellung sei eingetroffen. Was, zum Teufel, hatte er bei dem Hausmeister bestellt? Handelte Coats jetzt auch mit Rauschgift? Timothy wählte schon seine Nummer, dann entschloß er sich, lieber hinunterzufahren. Wer weiß, wer alles in seiner Leitung hing.
    »Frohes Fest!« begrüßte Coats Timothy. »Tritt ein und sei unser Gast.« Es duftete nach Weihrauch, Lebkuchen und Bratäpfeln.
    »Meine Frau stammt aus einer holländischen Familie«, erklärte Coats, »da feiern wir den Sinterklaas – Santa Claus, unsere Kinder werden schon am sechsten Dezember beschert. Kommen Sie ruhig näher, Mister Truckle.«
    Coats’ Frau und die beiden Kinder blickten Timothy an, als sei er Santa Claus und gerade mit dem Rentierschlitten von seiner Werkstatt am Nordpol gekommen. Der Tisch war mit Kerzen und Mistelzweigen geschmückt, in der Mitte stand ein Riesenteller voller Gebäck: Sterne, Pilze, Hunde, Hasen, Pferde, Rehe, mit Rosinen und Mandeln besetzt und glasiert, daneben eine Schüssel mit Bratäpfeln; in der Ecke prangte eine geschmückte Tanne, die fast wie ein richtiger Baum aussah. Timothy hätte sich am liebsten sofort verdrückt, als er das traute Bild sah. Er zog das Taschentuch, um mit einem Naseschneuzen zu verbergen, daß ihm Tränen in die Augen schossen. Coats drückte ihn auf einen Stuhl, seine Frau reichte einen Becher mit Punsch über den Tisch.
    »Sie haben doch einen Augenblick Zeit für uns? Es bringt Glück, wenn man am Sinterklaas einen unverhofften Gast bewirtet. Frohes Fest.«
    »Ja, gewiß.« Timothy hob den Becher. »Gesegnetes Fest Ihnen allen.«
    Der Augenblick dauerte über eine Stunde. Timothy mußte das Weihnachtsgebäck kosten und Bratäpfel essen, von dem Punsch nahm er nur einen winzigen Schluck, Meskalinum und Alkohol war eine zu verhängnisvolle Mischung. Er spielte mit Phil, dem älteren Jungen, Eisenbahn und sang alle Weihnachtslieder mit, zuerst leise, dann mit lautdröhnendem Baß; er verspürte nicht die

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