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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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übriggeblieben ist.«
    Timothy schaffte es gerade noch bis zum Waschbecken, bevor er sich übergeben mußte. Das also hatte Ford gemeint: Doublehead 65 , doch selbst wenn Puissant es richtig verstanden hätte, wäre wohl niemand auf solch einen Gedanken gekommen.
    »Also ein künstlicher siamesischer Zwilling«, sagte Timothy. »Aber warum hat Henry Six dann Puissant hergegeben?«
    »Seine Speiseröhre ist völlig hin. Und die Geschmacksnerven auch«, sagte Glover. »Er wird von dem anderen parabiontisch ernährt. Den jungen Mann habe ich besorgt. Ein einfältiger, aber natürlich kerngesunder Bursche, der damit seine Familie ernähren und reich werden wollte; er bekam zehn Millionen Dollar im voraus und für jedes Jahr eine weitere Million –«
    Timothy stieß ihm die Spritze in den Arm. Glover wollte etwas sagen, brachte aber nur noch ein Krächzen heraus, bevor sein Kopf auf die Seite fiel. Timothy drückte die Alarmtaste und trat in den Vorraum.
    »Bringen Sie den Mann in Grandmas Klinik«, schrie er Leclercq an. »Schnell, es geht um Minuten! Ich mache Sie persönlich dafür verantwortlich. Und vergessen Sie den Recorder nicht.«
    Leclercq stürzte zur Tür und rief die beiden Polizisten herein, die ohne zu zögern Glover mitsamt seinem Bett hinaustrugen. Auf dem Flur hatten sich ein paar Mitarbeiter der Klinik eingefunden, niemand von ihnen machte Anstalten, das Kidnapping eines Patienten zu verhindern. Paddington kam, zog Timothy zur Seite, redete wild auf ihn ein, schrie, was das solle; Leclercq blickte verwirrt zu Timothy, dann wieder auf den entschwindenden Glover.
    »Beeilen Sie sich«, rief Timothy ihm zu. »Ich komme mit einem Taxi nach!«
    Leclercq zögerte noch einen Augenblick, dann zuckte er mit den Schultern und lief seinen Männern hinterher. Paddington zog Timothy zu einem Nebenausgang, wo Smiley und Doc in einem Aerotaxi warteten.
    17.
    Im heimatlichen Lift hatte Timothy sich wieder unter Kontrolle. Dazu hatte weniger der vierstöckige Whisky beigetragen, den er bei Smiley getrunken hatte, bevor sie sich trennten, als vielmehr die Gewißheit, daß dieser verdammte Fall endlich zu Ende war. In den nächsten Tagen würde er sich ausschließlich Anne widmen. Er stieg in der Geschäftsetage aus.
    Der Antiquitätenladen war geschlossen, schließlich war das kein Automatenshop, aber an der Tür forderte ein Schild jeden potentiellen Käufer auf, bei Tag und Nacht zu klingeln. Tatsächlich erschien der Inhaber, wenige Minuten nachdem Timothy den Serviceruf betätigt hatte. Timothy feilschte nicht lange. Er wollte so schnell wie nur möglich nach Hause, also zahlte er den sündhaften Preis, den der Mann für die Kasperlepuppe forderte, es war aber auch ein schönes Stück, ein handgeschnitzter Holzkopf und angeblich sogar die Kleider original 19. Jahrhundert.
    Anne war noch nicht zurück. Timothy sank in die Wanne. Er hielt es nicht lange im Wasser aus. Er war völlig überreizt. Am liebsten hätte er Lilaperlen geschluckt, doch er hatte sich in den letzten zwei Tagen schon entschieden zuviel gedopt; er brühte Tee, aß Obst und setzte sich vor den Videoschirm. Die Nachrichten brachten nur einen Bericht vom Empfang des Präsidenten, auch in der Tageszusammenfassung kamen keine Bilder von den Engeln. Timothy ließ sich die Aufzeichnung im Schnellauf vorführen, alle zweiunddreißig Programme zugleich; nur die ICC hatte den Zug der Engel aufgenommen und ihn immer wieder in die Übertragung der Parade eingeblendet, bis die Engel den Friedhof erreichten.
    Kurz vor neun schlug der Communicator an, eine offensichtlich sehr wütende Grandma blickte vom Monitor.
    »Was ist los?« sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme. »Ich warte hier auf Sie –«
    »Entschuldigung«, rief Timothy. »Mir war ein wenig schlecht, ich wollte mich nur für einen Augenblick hinlegen, aber ich muß auf der Stelle eingeschlafen sein. Haben Sie sich die Aufzeichnung aus dem Krankenhaus angesehen? Schauderhaft, nicht wahr? – Glover hat recht: Man sollte es nicht für möglich halten, was alte Männer alles mit sich anstellen lassen. Ich weiß nicht, ob es Ihnen hilft, zumindest wissen Sie jetzt, was Sie wissen wollten. Bitte senden Sie mir morgen mein Gerät und das Honorar, ja?«
    »Mister Truckle!« Grandmas Stimme war von schneidender Schärfe. »Ich erwarte, daß man tut, was ich sage. Ziehen Sie sich auf der Stelle an. Leclercq holt Sie ab.«
    »Wozu?« sagte Timothy. »Für mich ist der Fall abgeschlossen. Und vergessen,

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