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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Wo? Irgendwo in Brooker-Country. Ich zerreiße: tausend Fetzen, durch Nadeln zusammengehalten – mein Leib ein Canüle grande im goldenen Käfig. Van Gogh läßt grüßen. Noch habe ich beide Ohren, aber: fast taub, fast blind. Und die Seele!!! Vielleicht ist es längst zu spät. Dann meinen Däumling als Abschiedsgeschenk. Drücke und streichle ihn zärtlich
    von Deinem
    Daniel in der Spinnengrube
    (Überall Spinnen!)
    Timothy betrachtete die kleine Kapsel. Nirgends eine Öffnung, ein Spalt, eine Rille. Er nahm sie fest in die Hand und drückte zu. Immer wieder. Plötzlich begann die Metallhaut zu vibrieren. Als Timothy jetzt mit dem Zeigefinger der linken Hand über die Rundung strich, erklangen eigenartig zarte Töne, erfüllten den Raum. Sanders starrte mit aufgerissenem Mund herüber.
    »Das ist mehr wert als ’n Tausender, was?«
    »Wo haben Sie meinen Freund getroffen?«
    Sanders grinste, streckte die Hand aus. Timothy zog den dritten Packen Zehner aus der Tasche, legte ihn aber vor sich auf den Tisch und schob Sanders ein Foto von Daniel zu. »Ist er das?«
    Sanders studierte das Bild, zuckte mit den Schultern. »Ähnlichkeit hat’s, aber es könnt’ eher sein Sohn sein. Der mir das Päckchen gab, war ’n alter Mann mit toten Haaren, wenn Sie wissen, was ich meine. Aufgedunsen, rote Augen – ’n Fixer.«
    »Wo war das?«
    »Krieg’ ich das Geld?«
    »Sobald Sie mir alles gesagt haben.«
    »In einem Pissoir. Auf ’m Bahnhof von Kankakee.«
    »War er allein?«
    »Schien so, als paßte einer auf ihn auf. Gesehen habe ich nichts, ich stand in der Ecke, aber ich hab’ ’ne Stimme gehört, er sollte sich beeilen. Er hat mich gefragt, ob ich mir ’nen Tausender verdienen will; na klar, hab’ ich gesagt, wer will das nicht? Da hat er den Zettel geschrieben und mir das Päckchen gegeben – er hat’s aus ’m Hosenschlitz gefingert! Mann, ich dachte schon – Er hat aufgepaßt, daß ich’s gleich wegstecke, ich soll’s keinem zeigen außer Ihnen, hat er gesagt. Und im Pissoir bleiben, bis der Expreß weg ist. Dann ist er ’raus. Ohne zu pinkeln.«
    »Welcher Expreß?«
    »Na, der nach Indianapolis.« Sanders beugte sich über den Tisch. Timothy gab ihm hundert Dollar.
    4.
    Kankakee lag nur dreißig Meilen von Chicago entfernt, und es war groß genug für zwei Dutzend Zahnärzte. Gab es in Indianapolis eine Klinik der UNITED? Wenn Brooker Daniel in der Gewalt hatte, wie sollte er dann an ihn herankommen? Der alte Samuel S. Brooker würde Timothy kaum empfangen, obwohl er ihn einmal vor dem Anschlag seines Sohnes bewahrt hatte, und Earl, nun endlich Chef der UNITED, seit der »Unsterbliche« sich aus der Leitung des Konzerns zurückgezogen hatte, würde Timothy in keines der Besitztümer lassen. Doch. Timothy grinste. Nach Harlington, und dann die Hunde auf ihn hetzen. Da war doch noch etwas mit der UNITED gewesen – Timothy versuchte verzweifelt, sich zu erinnern; erst als er mit einer Kanne Tee aus der Küche kam und sein Blick zufällig über den Communicator strich, fiel es ihm ein: Die Bachstelze hatte die UNITED erwähnt. Timothy fischte ihre Botschaft aus dem Korb.
    Die UNITED tauchte erst ziemlich am Ende auf. Ein Flugzeug war bei einer nächtlichen Zwischenlandung in Wheeling gestohlen und kurz darauf von der Luftüberwachung abgeschossen worden. Zuerst hatte es wie ein Dutzendfall ausgesehen, es war einer jener kleinen, wendigen Transporthelicopter, die von Gangstern mit Vorliebe gestohlen wurden, die Verwicklungen ergaben sich erst, als man das Wrack untersuchte:
    Der Helicopter war mit einer Nihilationssicherung versehen gewesen – er hätte bei dem Absturz eigentlich völlig vernichtet werden müssen –, das war äußerst ungewöhnlich für einen Werkstransporter! Warum die Sicherung nicht funktionierte, hatte man noch nicht herausbekommen.
    Die beiden Luftpiraten waren bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt, einer von ihnen konnte jedoch anhand der Papillaren des linken Zeigefingers eindeutig als ein Warren Pratts identifiziert werden, und der war als Pilot der UNITED registriert. Die UNITED behauptete, sie habe Pratts schon vor drei Wochen entlassen, im Lizenzbüro fand sich auch ein Entlassungsvermerk, doch dieser erweckte den Eindruck, daß er erst nachträglich in den Computer gespeist und das Datum manipuliert worden war. Pratts Frau gab an, ihr Mann habe nach wie vor für die UNITED gearbeitet.
    Nicht weniger merkwürdig: In der Flugsicherungszentrale von Wisconsin war eine Meldung

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