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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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geringste Lust, in seine Wohnung zurückzukehren, und er bedauerte zutiefst, als Coats ihn in sein Arbeitszimmer bat.
    »Sie schrieben von einer Bestellung –?« sagte Timothy unsicher.
    »Man hat es bei mir abgegeben, weil Sie nicht zu erreichen waren. Dort, in dem Karton.«
    Zwei Dackel, schwarzbraun, mit großen Knopfaugen. Dazu ein Schreiben von Pride Bentley, er schickte Timothy ein Pärchen, das gerade für ein nicht dringendes Experiment gefertigt worden sei, da müsse er nicht warten; bei Reklamationen Umtausch garantiert.
    »Zauberhaft!« Coats streichelte zärtlich das glänzende Hundefell. »Ich hatte keine Ahnung, daß es so etwas überhaupt noch gibt. Von der ALLAMERICAN, nicht wahr? Würden Sie mir verraten, wie teuer sie sind, Mister Truckle? Wenn es für uns erschwinglich wäre – wir sind alle ganz vernarrt in die beiden. Vor allem Phil wird traurig sein –«
    Timothy nahm den Karton, trug ihn hinüber und stellte ihn dem Jungen auf den Schoß.
    »Für dich, Phil. Fröhliche Weihnachten!«
    Coats’ Frau sah aus, als wolle sie Timothy am liebsten um den Hals fallen. »Das, das können wir unmöglich annehmen«, stotterte sie. Coats drückte mit beiden Händen Timothys Rechte.
    »Das werden wir Ihnen nie vergessen, Mister Truckle. Wann immer Sie einen Wunsch haben, kommen Sie zu uns!«
    »Gerne, doch jetzt muß ich gehen.«
    Auf dem Flur hielt Coats Timothy eine Folie hin. »Da ist ein gewisser Sanders, der jeden Tag nach Ihnen fragt, es sei äußerst dringend. Als Stichwort soll ich sagen: Schneewittchens Vater funkt SOS.« Coats blickt Timothy verlegen an. »Ich hoffe, ich habe es richtig behalten.«
    »Ja, stimmt schon.« Timothy riß ihm die Folie aus der Hand.
    3.
    Sanders versprach, spätestens in einer Stunde im »Nebraska« zu sein. Timothy nutzte die Zeit, um Informationen einzuholen. Josuah Trevers wußte nichts, doch Peter Sayers, einer seiner Kollegen in der Kunstabteilung der ICC, wollte gehört haben, daß Daniel mit der Stadtverwaltung von New York darüber verhandelte, einen der Wolkenkratzer durch ein Geflecht von singenden Netzen zu einem gigantischen Kunstwerk zu machen, es hieße auch, daß die Nationalgalerie für das nächste Frühjahr eine Shopenhower-Ausstellung plane. Timothy rief bei mehreren Kunsthändlern an, selbst Percival Moorland erklärte, es sei zur Zeit unmöglich, einen Shopenhower aufzutreiben.
    »Der Markt ist wie leergefegt«, sagte Moorland. »Ich habe es leider zu spät bemerkt, um noch in das Geschäft einzusteigen. Ich sage Ihnen, Mister Truckle, irgendwann in den nächsten Wochen gibt es einen Mordsboom; Shopenhower wird eine exzellente Kapitalanlage.«
    Das also steckte hinter dem plötzlichen Interesse der Bachstelze.
    Sanders erwies sich als ein verknitterter, magenkrank aussehender, ältlicher Mann in abgetragenen Kleidern. Er reichte Timothy einen Fetzen Zeichenkarton, darauf stand in zittriger Krakelschrift Timothys Adresse und »Ich habe dem Mann1000 Dollar versprochen«, darunter Daniels Signum, die ineinander verschlungenen, einem Äskulapstab ähnelnden Initialen D und S, und ihr privates Erkennungszeichen: eine auf der Spitze stehende Pyramide.
    »Was bekomme ich für den Tausender?« fragte Timothy.
    »Erst die Penunse.« Sanders blickte ihn verbissen an. »Aber kleine Scheine. Und keine neuen!«
    Timothy ging ins Arbeitszimmer. Auch Napoleon war eingeschaltet, sein Bereitschaftslicht glimmte. Er räusperte sich heftig, als Timothy den Raum betrat.
    »Später, mein Lieber, später«, sagte Timothy. Napoleon hörte nicht auf, sich zu räuspern. Timothy nahm drei Päckchen Zehner aus dem Tresor, im Hinausgehen streichelte er kurz Napoleons Bauch. »Du mußt dich noch eine Weile gedulden.« Sanders zählte das Geld nicht nur, er hielt jeden Schein gegen die Flurlampe, dann fingerte er ein winziges Päckchen aus der Hosentasche und drehte sich zur Tür.
    »Einen Moment!« Timothy packte ihn an der Jacke. »Ich habe bestimmt noch Fragen.«
    »Mein Job ist erledigt«, sagte Sanders.
    »Und wenn ich noch ein paar Scheine für Sie habe? Wollen Sie einen Schnaps?«
    Sanders zuckte mit den Schultern. Timothy führte ihn ins Wohnzimmer, stellte eine Flasche Bourbon hin und riß die Klebestreifen des Päckchens auf. In dem angeschmuddelten Zeichenkarton steckte eine fingergroße, mattsilbern glänzende Kapsel, die Innenseite des Kartons war beschriftet.
    »Lieber Tiny! Zum Zahnarzt, vielleicht eine Chance, Dir SOS zu senden. Hol mich hier ’raus. Wie?

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