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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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»irrtümlicherweise« nicht bearbeitet worden, nach der der Helicopter nicht erst bei der Zwischenlandung in Wheeling, sondern angeblich schon am Vortag aus dem Werkshangar in St. Paul gestohlen worden sei.
    Bei der Obduktion des weitgehend verkohlten Leichnams von Pratts fand man dann zwei Herzdurchschüsse, die eindeutig aus einer Handfeuerwaffe stammten. Warum wurde Pratts während der Flucht vor der Luftüberwachung von seinem Kumpanen erschossen? Lag es nicht näher, daß die Maschine doch erst in Wheeling gekidnappt und Pratts von dem Luftpiraten erschossen worden war, weil er ihm den Helicopter nicht hatte überlassen wollen?
    Noch eigentümlicher war die Fracht, die man in den Trümmern entdeckte: zwei Dutzend Babys von etwa einem Jahr – keines von ihnen hatte den Absturz überlebt –, ausnahmslos Knaben, alle waren unregistriert und hätten eigentlich schon bei der Geburt annulliert werden müssen. Zwar lagen ihre Körper und Gliedmaßen innerhalb der Normen, doch die Untersuchung im Biogenetischen Institut der Staatspolizei ergab, daß die Kinder hirngeschädigt waren, und bestimmte, nicht mehr genau zu verifizierende Eigentümlichkeiten in den Zellkernen legten den Verdacht nahe, daß während der Frühschwangerschaft irgendwie an den Keimen manipuliert worden war, wahrscheinlich, um gezielte Mutationen herbeizuführen.
    »Da die Maschine in Illinois gekidnappt und abgeschossen wurde«, las Timothy, »fällt die Sache in meine Kompetenz, zumal sowohl die Bundespolizei als auch das FBI erklärt haben, keine staatliche Institution sei darin verwickelt. Das Militär drängt mich, den Fall schnell und diskret aufzuklären« – klar, um sich die Forschung einzuverleiben, dachte Timothy –, »die NSA möchte die Angelegenheit unter den Teppich kehren, und das würde ich auch am liebsten, leider war ein Team der regionalen Fernsehstation vor der Polizei an der Absturzstelle und hat, bevor ich eingreifen konnte, einen Bericht über den ›tragischen Babytod‹ gesendet, andererseits will ich mir von niemandem auf der Nase herumtrampeln lassen, auch nicht von der UNITED.«
    Timothy grinste. Er konnte sich die Wut der Bachstelze vorstellen: Das wäre eine prima Gelegenheit gewesen, von der UNITED ein paar Extras für die Vertuschung des Zwischenfalls zu erpressen.
    »Sie verstehen«, schloß die Bachstelze, »warum ich Ihrer Hilfe bedarf, Tiny: Diskretion ist das oberste Gebot bei den Ermittlungen.«
    Ja, dachte Timothy, die Ermittlungen eines Privatdetektivs eignen sich entschieden besser für eine Erpressung. An die Furcht, von der Deborrah Johnson sprach, daß man DRAUSSEN von dem Vorgang erfahren und mit Sanktionen drohen könnte, weil hier gegen die Konvention zum Verbot genetischer Manipulationen am Menschen verstoßen worden war, glaubte er keinen Augenblick. Wenn es wirklich Beweise dafür gab oder nur die Gefahr, daß welche auftauchen könnten, hätten NSA und FBI den Fall längst blockiert. Aber die Sache stank mächtig, und wenn er Beweise fand, daß die UNITED darin verwickelt war, konnte er Brooker unter Druck setzen und Daniel aus der Klemme helfen. Er hinterließ im Polizeipräsidium, er erwarte baldmöglichst einen Anruf der Bachstelze.
    Timothy überlegte nur kurz, ob er Josuah Trevers einschalten sollte; die NSA würde ohnehin von der Bachstelze erfahren, daß er sich mit diesem Fall beschäftigte. Josuah war noch im Dienst, er versprach, alles nur erreichbare Material über Brooker und die UNITED aus den letzten zwei Jahren herbeizuschaffen; Timothy verhieß ihm ein exzellentes Essen, wenn er es in vierundzwanzig Stunden schaffte, dann ließ er sich an die Kunstabteilung weiter verbinden.
    Peter Sayers erklärte, er sei schon seit zwei Jahrzehnten Shopenhower-Fan, und er freue sich riesig, daß die Nationalgalerie jetzt endlich Daniels Qualität anerkannte und eine umfassende Show seiner Werke vorbereitete. Er war sicher, daß diese Nachricht den Run auf Daniels Arbeiten ausgelöst hatte. Da er den Direktor der Galerie persönlich kenne, sei es kein Problem für ihn, Informationen über dieses Vorhaben zu beschaffen.
    Timothy ließ sich erschöpft in den Sessel sinken. Sein Gesicht glühte, aber er zitterte vor Schüttelfrost, der Schädel brummte, in den Ohren rauschte es, vor seinen Augen drehten farbige Kreise, Kunststück, er hatte drei Wochen lang Schindluder mit seinem Gehirn getrieben. Er bereute es nicht. Doch jetzt mußte er erst einmal Daniel helfen, dann ... Was dann? Er dachte

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