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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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nicht darüber nach, er konzentrierte sich, probierte verschiedene Methoden des Braintrainings; das Weckprogramm für die Vainity half ihm. Endlich fühlte er sich stark genug, in die Küche zu fahren. Er mußte wieder richtig essen. Er entschied sich für Rindsbouillon, passierten Maisbrei und mild gewürzte Klopse aus Kalbsfleisch und Leber, er mußte seinen Magen wohl erst wieder an richtige Kost gewöhnen.
    Während das Essen garte, streichelte er Daniels Kapsel. Je länger und entspannter er sie liebkoste, desto faszinierender, überirdischer wurden die Töne.
    »Ich hole dich heraus«, flüsterte Timothy.
    5.
    Timothy stellte gerade die Schüsseln in den Servicewagen, da ging die Tür auf. Maud. Sie grüßte, als sei ihre Anwesenheit in Timothys Appartement die natürlichste Sache der Welt.
    »Wie, zum Henker, kommst du hier ’rein?« fuhr Timothy sie an. »Du fluchst wieder.« Maud blickte ihn voller Rührung an. »Und du kochst. Ach, Tiny –!«
    »Nun werd nicht gleich rührselig«, knurrte Timothy. »Und da du schon mal da bist, komm: Das Essen wird für uns beide reichen. Ich bestehe aber darauf: keine ernsten Gespräche während der Mahlzeit. Erzähl mir den neuen Klatsch, ich bin wohl nicht ganz auf dem laufenden.«
    »Du glaubst gar nicht, wie glücklich ich bin«, sagte Maud, als sie dann im Mausoleum saßen, Maud mit einer Flasche Sacramento Riesling, Timothy mit Holundertee, »wenn du dich gesehen hättest –!«
    »Wann?« unterbrach Timothy. »Seit wann gehst du hier ein und aus? Und wieso eigentlich?«
    »Wir waren in Sorge, das mußt du doch verstehen. Zuerst haben wir nur angerufen; als du dich aber selbst auf das Notsignal nicht meldetest, gab der Große Bruder schließlich den Auftrag, bei dir einzubrechen. Das war gar nicht einfach.«
    »Das will ich hoffen«, meinte Timothy. »Ich wundere mich, daß es euch überhaupt gelungen ist, schließlich habe ich einen Zusatzblock einbauen lassen –«
    »Von einem unserer Leute, Tiny!«
    – und die Sicherungen herausgerissen.«
    »Das war das Problem. Wir konnten die Tür ja nicht mit einem Strahler aufschneiden. Wir mußten erst die Schaltpläne und einen Spezialisten auftreiben, und dann dauerte es noch zwei Tage, bis er ohne Aufsehen die Tür knacken konnte. Du wirst feststellen, daß keine Spuren zurückgeblieben sind. Zuerst dachte ich, du seist übergeschnappt, die Wohnung sah aus –«
    »Hast du aufgeräumt?«
    »Sooft ich Zeit hatte..«
    »Wo ist das Dope?« fragte Timothy scharf.
    »Sichergestellt. Sollten wir zusehen, wie du dich mit Rauschgiften vollpumpst?«
    »Aber ich habe doch –« Timothy sah sie verwirrt an. »So verrückt kann ich nicht sein.«
    »Doc hat die Drogen gegen harmlosere Sachen ausgetauscht. ›Soll er sich gesund träumen‹, sagte er. Doc hat jeden Tag nach dir gesehen.« Maud lächelte Timothy spöttisch an. »Ich hoffe, du wirst uns verzeihen.«
    »Einen Teufel werde ich«, erwiderte Timothy böse. »Ich verbitte es mir, wie ein unmündiges Kind behandelt zu werden. Sag das auch dem Großen Bruder!«
    »Aber Tiny, du wärst jetzt vielleicht nicht mehr am Leben!«
    »Und wenn ich das wollte? Das Recht auf den eigenen Tod zählt doch wohl immer noch zu den Grundrechten, für die wir kämpfen, oder? Ihr seid mir schöne Brüder!«
    Maud blickte betreten zu Boden.
    »Okay, das ist vorbei.« Timothy drückte Mauds Arm. »Dank für alles, was du für mich getan hast. Aber das Zeug will ich wiederhaben, es war teuer genug, und wer weiß, wozu ich es mal gebrauchen kann. Was war noch?«
    »Wir haben die Zeit genutzt und Napoleon gedoppelt.« Timothy richtete sich auf. »Ist es gelungen?«
    »Ja. Er hat einen Zwilling, der offensichtlich völlig identisch ist, natürlich nur bis zum Zeitpunkt der Doppelung.«
    »Jetzt verstehe ich, warum Napoleon unbedingt mit mir sprechen wollte. Er hat es sicher mitbekommen.«
    »Keine Ahnung. Wir haben bei dieser Gelegenheit wieder einmal feststellen müssen, wie wenig die Intellektroniker über das Innenleben der Computer wissen. Wußtest du zum Beispiel, daß Napoleon Hobbys hat?«
    »Ich vermute es. Irgendwas muß er ja in seinen Freidenkperioden treiben, zumindest verbraucht er in dieser Zeit nicht weniger Energie, als wenn er für mich arbeitet, eher mehr.«
    »Aber du weiß nicht, was?«
    »Ich habe Napoleon nie gefragt. Wenn ich jemandem Freiheit gewähre«, erklärte Timothy würdevoll, »dann meine ich auch Freiheit!«
    »Schade. Wir hofften, du wüßtest vielleicht, was das

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