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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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keinem fand er auch nur ein Anzeichen, daß es zwischen dem 12. und dem 13. Stock einen Ausstieg geben könnte. Da war eine ganze Etage, die einfach nicht zu existieren schien!
    »Vielleicht ist es ein Zwischendeck für technische Anlagen, das nur mit dem Lastenfahrstuhl zu erreichen ist«, meinte Smiley.
    »Das ist eine gute Idee«, rief Timothy, »das werden wir morgen prüfen, für heute bin ich erledigt.«
    Smiley hätte sich gewundert, wenn er gesehen hätte, wieviel Aktivität der »erledigte« Timothy noch an diesem Abend entwickelte. Zuerst ließ er sich von Napoleon die Daten der Lastenaufzüge geben: Fehlanzeige. Dann fuhr er im »Nebraska« Fahrstuhl und kontrollierte sogar einige der Treppen. Das »Nebraska« war ein Zwillingsbau des »Queens«, und auch hier fehlten 242 Zentimeter, vielmehr, sie waren zuviel!
    Am nächsten Morgen ging Timothy zu Buster Coats, dem Chef der Hausverwaltung. Sie kannten sich und plauderten erst eine Weile, bevor Timothy zum Thema kam. Er sei mit der Sicherheit für ein Treffen der Chemie-Bosse im nächsten Jahr beauftragt, sagte er, man habe an die Festsäle im »Nebraska« gedacht, doch dazu müsse er sich die beiden Etagen erst noch einmal genau ansehen.
    Ein Safeman führte ihn herum. Timothy hatte eine Holokamera unter der Jacke versteckt, deren Objektiv haargenau wie einer der glitzernden Knöpfe seines grünen Schuppenanzuges aussah, und machte von jedem Raum Aufnahmen. Dann saß er zwei Tage in seinem Arbeitszimmer, projizierte die Hologramme in den Raum und ließ sie vom Spektrometrographen ausmessen und die Daten gleich an Napoleon geben. Schließlich entstand ein exaktes räumliches Modell der beiden Etagen, und in der 13. Etage fand Timothy, wonach er gesucht hatte: In der Herrentoilette im Foyer des »Kristallsaals« blieb neben der linken Eckkabine ein Raum von knapp zwei mal zwei Metern übrig.
    Timothy rief bei OLD NEPTUN’S TREASURY an, und er hatte ein zweites Mal Glück. Es gab Aal. Er kochte zur Feier des Tages Aal grün mit Petersiliensoße und genehmigte sich eine Flasche »Piesporter Nacktarsch, Spätlese«. Dann studierte er den Veranstaltungsplan. Also übermorgen. Übermorgen abend fand im »Kristallsaal« ein Treffen von Automodellbauern statt.
    Timothy mußte nur die übliche Identicat-Kontrolle über sich ergehen lassen, dann beachtete ihn niemand mehr, und wenn, dann ging der Blick gleich mit verächtlichem Lächeln weiter. Timothy hatte das Modell eines VW-Käfers aus dem vorigen Jahrhundert gut gewählt, ein Anfänger-Modell, das wahrlich kein Aufsehen verdiente. Solange man nichts von den Umbauten im Innern des »Buggys« ahnte.
    Timothy wartete, bis der Hauptreferent seinen Bildvortrag über »Das große Autosterben in den dreißiger Jahren« begann, dann ging er aufs Klo, schlüpfte in die Eckkabine und klemmte die Tür von innen mit einem Hubkeil fest. Dann zog er das linke Vorderrad seines »Buggys« herunter und tastete die Wand mit dem Achskopf ab; nach noch nicht einmal zwei Minuten hatte er die Stelle gefunden, an der sich der Schließmechanismus befand, und wenige Sekunden später schob sich eine Röntgenxerografie aus dem Kofferraum seines Modellautos. Timothy grinste. Ein geradezu simples Schloß: ein einfacher Tastometerguide. Er drückte einmal, zweimal, dreimal, die Wand glitt zur Seite, Licht flammte auf, vor ihm lag eine Treppe. Timothy vergewisserte sich, daß die Tür von innen ebenso leicht zu öffnen war, bevor er hineinging.
    Tatsächlich, ein geheimes Stockwerk! Und ganz offensichtlich ein Reservestützpunkt der NSA: Magazine voller Waffen, Uniformen und Lebensmittel, ganze Abteilungen mit Nachrichten- und Überwachungsapparaturen, alles fein säuberlich eingemottet, Schlaf- und Aufenthaltsräume und ein paar hundert kleine und große Arrestzellen. Timothy verschaffte sich nur einen kurzen Überblick, dann lief er zurück. Er lauschte erst in das Haftmikrofon, das er in der Toilettenzelle angebracht hatte, bevor er die Tür öffnete. Irgendwo furzte einer, doch nicht in dieser Kabine. Timothy huschte hinaus. Dann saß er lange mucksmäuschenstill auf dem Klo. Erst als er sicher war, daß sich niemand weiter auf der Toilette aufhielt, ging er gemächlich hinaus.
    Der Große Bruder staunte nicht schlecht, als Timothy ihm von seiner Entdeckung berichtete.
    »Ich wundere mich nur, daß es so einfach ist, dort einzudringen«, meinte Anne.
    »Ich nicht«, erwiderte Timothy. »Das ist doch eine Reserve für den Notfall, also

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