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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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muß es leicht zugänglich sein, ohne Spezialschlüssel oder das Identicat eines Verantwortlichen, der dann vielleicht nicht greifbar ist. Außerdem: Wer vermutet schon so etwas? Wer kommt denn überhaupt auf einen so verrückten Gedanken, daß da ein ganzes Stockwerk verschwunden ist? Wer achtet darauf, wie lange der Lift zwischen den einzelnen Etagen braucht?«
    »Es muß aber noch mehr Zugänge geben als diesen da«, warf der Große Bruder ein. »Eine einzige schmale Tür, das ist doch geradezu lächerlich im Notfall.«
    »Die Treppen zur darüberliegenden Etage stehen schon«, sagte Timothy, »man müßte nur die Decken heraussprengen. Kannst du die Geheimetage im ›Queens‹ überprüfen lassen? Ich schätze, dort finden wir das Geheimnis des Orakels.«
    5.
    »Du mußt dir etwas anderes einfallen lassen«, sagte der Große Bruder, als er am übernächsten Tag anrief. »Die Etage im ›Queens‹ ist ebenso leer wie die in deinem Haus. Aber ich denke, es hat uns trotzdem ein Stück weitergebracht. Wir können jetzt davon ausgehen, daß die Queen nicht für die NSA arbeitet. Von den Kontrollräumen der Geheimetage führen spezielle Leitungen zu allen Appartements. Würde die Queen für die NSA arbeiten, stünde ihr Computer sicher nirgendwo anders als dort.«
    »Ich glaube überhaupt nicht mehr an einen Computer«, erwiderte Timothy. »Ich habe inzwischen noch mal nachgedacht, und was mir dabei einfiel, beunruhigt mich sehr. Die Antworten waren viel zu exakt und detailreich, um aus einem Computer zu kommen. Nimm Eddys Tod, da sind Einzelheiten, die ich niemandem erzählt haben würde, und wenn, dann hätte der sie sicher längst vergessen, von welcher Art Rot seine Pusteln waren, zum Beispiel; nicht Scharlachrot, wie man denken sollte, sondern ein blasses Orangerot. Ich glaube, die Queen hat mir meine Fragen überhaupt nicht beantwortet – ich selbst habe das besorgt, und sie hat schön zugehört. Und alles mitgeschnitten.«
    »Du glaubst, sie hat dich hypnotisiert?«
    »Etwas in dieser Art. Ihr Tee roch so stark nach Baldrian und Myrte, daß sie damit auch den Geruch eines starken Aerosols überdecken konnte, wozu sonst dieser unangenehm riechende Tee? Und die Strahlen ihres ›Heiligenscheins‹ zuckten geradezu wie ein Photicdriver. Das würde auch erklären, warum zwischen den Fragen und den Antworten immer nahezu die gleiche Zeit liegt: Es ist die Frist, bis die Suggestion einsetzt und man seine Erinnerungen mobilisiert und der Queen selbst alles erzählt. Ein Glück, daß meine Kontrolle bei der Frage nach der ›Blackhill Avenue‹ nicht ausrastete und noch rechtzeitig abblockte, ich hätte ihr sonst haarklein berichtet, wer die Mitglieder des IK sind und wie wir die Drossel der NSA lahmgelegt haben. Die kurze Beschreibung des Atombunkers ist harmlos; ich könnte ja als Kind mal dort gespielt haben. Du mußt sofort alle warnen, daß niemand zur Queen geht.«
    »Die Warnung ist unnötig«, meinte der Große Bruder, »keiner von uns wird zu einer Wahrsagerin gehen.«
    »Bist du wirklich sicher? Wir dürfen nichts riskieren!«
    »Also gut, ich veranlasse, daß alle gewarnt werden.«
    »Und dann mußt du jemanden beschaffen, der von der Queen als Klient akzeptiert wird und der eine Prothese trägt«, sagte Timothy, »eine Prothese, in die man unauffällig einen Recorder einbauen kann, damit wir einen Beweis erhalten, daß meine Theorie stimmt.«
    Das war offensichtlich nicht einmal für den Großen Bruder leicht. Timothy wurde immer wieder vertröstet. Und die Bachstelze wurde ungeduldig. Timothy fuhr schließlich zu ihr.
    »Es ist nicht viel, was ich herausgefunden habe«, sagte er, »und doch ist es wiederum zuviel, als daß ich es überprüfen könnte.« Er erzählte ihr seine Idee mit dem versteckten Computer und gab ihr dann die Liste der Mieter, in deren Appartements das Elektronengehirn seinen Berechnungen zufolge versteckt sein konnte. Die Bachstelze nickte anerkennend. Timothys Behauptung, er habe die erforderlichen Daten von Chief Cunningham bekommen, schluckte sie widerspruchslos.
    »Meine Leute werden Haussuchungen machen«, erklärte sie, »ein Vorwand wird sich schon finden.«
    »Und vergessen Sie nicht die unterirdischen Etagen. Den Metrozugang können Sie außer acht lassen, der liegt schon außerhalb der errechneten Zone.«
    Deborrah Johnson lud ihn ein, ihre Galerie zu besichtigen, und dieses Mal lehnte Timothy nicht ab. Zeit hatte er genug, und nachdem die Bachstelze ihn allein ließ, auch

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