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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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DuMonts Großvater war«, sagte Timothy.
    »Mütterlicherseits. DuMont tut auch alles, damit das nicht verbreitet wird. Schließlich war die Strafrechtsreform nicht gerade ein Glanzstück unserer Zivilisation.«
    Timothy sah überrascht auf. Wußte McNamara nicht, daß jedes Wort, das er in diesem Raum sprach, staatlich überhört wurde? Er nahm die Flasche Portwein und winkte McNamara, ihm ins Mausoleum zu folgen.
    »Hier dürfen Sie Ihrem Herzen Luft machen, ohne sich die Zunge zu verbrennen«, sagte Timothy.
    »Ist es nicht eine Schande?« rief McNamara. »Vor allem die ›Violets‹! Müssen wir im einundzwanzigsten Jahrhundert die barbarischen Gesetze der Urzeit neu aufleben lassen? Denn es ist doch nichts anderes als einst das Handabhacken oder Ohrenabschneiden, wenn man heute einen Menschen dazu verurteilt, eine Niere oder den Magen oder ein Bein herzugeben!«
    »Es wird ja häufig nicht vollzogen«, sagte Timothy. »Ich denke, es geht mehr um die abschreckende Wirkung.«
    »Und – schreckt es ab? Noch nie hat man Kriminalität durch Abschreckung wirksam bekämpfen können. Man müßte die Ursachen beseitigen, das Elend, den Hunger, die Arbeitslosigkeit –«
    »Sie sprechen recht aufrührerisch für einen Polizisten!«
    »Nicht alle Tage, das können Sie mir glauben.«
    »Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß mir mal ein Polizeichef, noch dazu ein ehemaliger Militär, sympathisch sein könnte. Sagen Sie Tiny zu mir.«
    McNamara streckte Timothy die Hand hin. »Ich heiße Vance.«
    Er trank sein Glas aus und goß sich gleich nach.
    »Wie sind Sie eigentlich zu DuMont gekommen?«
    »Auf einer Party. Mutter gab mir zu Ehren ein Fest, als ich den dritten Grad an der Militärakademie von Princeton absolviert hatte. Mutter war weitaus stolzer auf das goldblausilberne Band als ich. Zu dieser Party erschien auch DuMont, meine Schwester hatte gerade bei ihm als Geliebte angefangen. DuMont nahm mich beiseite und sagte, er habe noch nie einen Militär getroffen, der es so wie ich verstünde, sein Haar auf die Uniform abzustimmen. Er freue sich, daß er endlich einmal einen Soldaten mit Kunstverstand getroffen habe. Da brach es aus mir heraus. Ich sagte ihm ins Gesicht, was ich von meinem Job als Soldat hielt.« McNamara lachte schallend. »Überhaupt, Tiny, Soldaten! Eine Bürgerkriegstruppe bestenfalls.
    Glauben Sie, daß die DRAUSSEN es wagen, uns anzugreifen? Ich nicht. Und die DRAUSSEN angreifen? Wie denn? Wozu also noch Militär? Wozu all die Milliarden Rüstungsausgaben? Wir sind nur die Reserve der Polizei und der NSA. Da kann ich lieber gleich Polizist sein, zumal bei einem Chef wie DuMont, und muß mich nicht mit dem Mob auf der Straße herumprügeln. Versuchen Sie, DuMonts Fatzken-Mauer zu durchbrechen, Tiny, und Sie werden einen der edelsten Charaktere der Staaten entdecken.«
    4.
    Timothy ließ sich einen neuen Termin bei DuMont geben, und dieses Mal trieb er keinerlei modischen Aufwand, er färbte sich nicht einmal das Haar. DuMont sah ihn belustigt an.
    »Ist das die allerneueste Mode?« fragte er spöttisch.
    »Ach, wissen Sie«, antwortete Timothy, »es gibt Tage, da kann ich keinen Firlefanz ertragen. Ich muß diesen Quatsch mitmachen, weil er zu meinem Image gehört und dem Geschäft förderlich ist, aber manchmal ekelt es mich geradezu an.
    DuMont schlug Timothy begeistert auf die Schulter. »Kommen Sie, Mister Truckle, gehen wir in mein Allerheiligstes.«
    Er führte Timothy in einen kleinen Raum, der frei von allen modischen Mätzchen war: die Wände weiß gestrichen, die Fenster zeigten auf einen kleinen, verwilderten Garten, nur zwei Bilder schmückten das Zimmer, Regenlandschaften von Turner. DuMont wies auf einen der beiden Stühle.
    »Was kann ich Ihnen anbieten, Mister Truckle?«
    »Einen Schluck Wasser«, sagte Timothy. »In diesem Raum verlangt es mich geradezu nach dem Simpelsten – und Schönsten, was unser Planet zu bieten hat.«
    DuMont reichte Timothy ein Buch, Handzeichnungen Leonardo da Vincis, und entschuldigte sich für einen Augenblick. Als er wiederkam, trug er eine Art Toga, hatte den Schmuck abgelegt und sich abgeschminkt. Er brachte einen Servicewagen mit, auf dem nicht nur Wasserkaraffen und verschiedene Gläser standen, sondern auch zwei dunkelgrüne Flaschen ohne Etikett.
    »Ein unverfälschter Frankenwein aus Old Germany«, erklärte DuMont, »der paßt, so denke ich, auch in diesen Raum.« DuMont goß ein. »Wir sind also verwandte Seelen. Ich habe den Zirkus

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