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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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muß. Um bei dem Bild zu bleiben: Am klarsten sehe ich dort, wo ich stehe.« Timothy hopste vom Tisch und ging zum Herd. Er rührte lange im Topf, um DuMont Zeit zu lassen, den Köder zu schlucken.
    »Sie haben mich überzeugt, Mister Truckle«, sagte DuMont, als Timothy zurückkam. »Ich werde McNamara Anweisung geben, daß Sie überall –«
    Ein Gong unterbrach ihn. Über den Monitor wurde gemeldet, daß die Leberwurst eingetroffen sei.
    »Gerade rechtzeitig«, meinte Timothy, »die Kartoffeln sind in wenigen Minuten gar.«
    Sie schlürften ungeniert die heiße Brühe, zerdrückten die weichen Kartoffelscheiben und Zwiebeln schmatzend am Gaumen und aßen die handwarme Leberwurst mit den Fingern. DuMont aß wenig, doch er rülpste genüßlich.
    »Ich kann leider nicht mehr«, seufzte er. »Was halten Sie jetzt von einem geruhsamen Bad?«
    DuMont stand im Nu nackt da, nackt bis auf ein halbes Dutzend Schönheitspflästerchen in seinen Familienfarben und einer Halskette, an der ein herzförmig in Gold gefaßter Quarzkristall hing, der in schneller Folge seine Tönung wechselte und geheimnisvoll in allen roten Schattierungen glühte. DuMont sah Timothys neugierigen Blick, er hielt ihm die Kette hin.
    »Interessiert Sie mein Purple Heart 26 ?«
    »Ein schönes Stück«, sagte Timothy, »aber ich hätte angenommen, daß Sie nur alten, klassischen Schmuck tragen. Die Form kommt mir bekannt vor, kann es sein, daß das eine Imitation ist?«
    »Nur in gewissem Sinn, Mister Truckle.« DuMont schmunzelte vergnügt. »Ich gebe zu, die Form ist nachgeahmt und nicht einmal besonders glücklich, eine Vermischung venezianischer und amerikanischer Elemente, die man sicher besser hätte machen können. Aber die Form ist hier nicht das Wichtigste, der Quarz ist nur ein Schmuckelement. Auf den Inhalt kommt es an, und der ist außergewöhnlich: ein Schrittmacher.«
    »Das hätte ich nicht vermutet«, gestand Timothy, »meiner ist implantiert.« Er zeigte auf die kleine Narbe in seiner linken Achselhöhle.
    »Kein Herzschrittmacher, Mister Truckle! Ein Schrittmacher der Laune.« DuMont amüsierte sich sichtlich über Timothys Verblüffung. »Ein Nebenprodukt unseres Unternehmens. Es beeinflußt die ›innere Uhr‹, die der Mensch nun mal wie alle Lebewesen in sich trägt, beschleunigt oder verlangsamt sie durch das Senden bestimmter rhythmischer Muster. Man merkt zwar nur, daß Atemfrequenz und Herzschlag sich ändern, aber in Wirklichkeit wird der gesamte Ablauf der Körperfunktionen beeinflußt. Sehen Sie hier: An diesem kleinen Knopf kann ich die gewünschte Geschwindigkeit einstellen. Der Laie wird es kaum für möglich halten, doch durch die Veränderung des organischen Grundrhythmus kann man sich auf Hochtouren bringen – oder in eine Lethargie versetzen, ganz wie und wie lange man will. Es ist wesentlich wirksamer als irgendein Rauschgift, dabei absolut ungefährlich, es sei denn, man entfernt die Sicherung und übertourt sich.«
    »Also ein ideales Mittel, die Rauschgiftsucht zu bekämpfen«, meinte Timothy.
    »Ja, ich weiß. Obwohl es für die meisten zu teuer wäre, und gerade für jene, die als erste zu Drogen greifen.« DuMont hängte sein Purple Heart vorsichtig an einen Haken. »Die Leute von der EngiPoG 27 bedrängen mich auch immer wieder, das Ding in Serie produzieren zu lassen, aber ich kann mich noch nicht dazu entschließen. Ich weiß, es ist egoistisch und sentimental, aber ich liebe dieses kleine Ding, und ich verabscheue den Gedanken, daß alle Welt damit herumläuft.«
    5.
    McNamara schien nicht gerade begeistert, daß Timothy die Genehmigung zur Besichtigung der IPPI bekommen hatte. Er verriet sich nur durch ein kurzes Stirnrunzeln, bevor er seinen Ärger hinter einem Lächeln versteckte, nicht schnell genug für Timothys Aufmerksamkeit.
    »Ich möchte Ihnen nicht die Zeit rauben, Vance«, sagte Timothy, »ich kann mir gut vorstellen, daß der Sicherheitschef der NATIONAL Wichtigeres zu tun hat, als Fremdenführer zu spielen. Vertrauen Sie mich einem Ihrer Leute an.«
    »Nein, nein, Tiny, ich mache das schon selbst. Nur spielen Sie mir bitte nicht vor, daß Sie im Werk Spuren oder Indizien suchen. Sie sind neugierig, das verstehe und akzeptiere ich; ich hätte solch eine Gelegenheit auch beim Schopfe gepackt.«
    »Sie sind ein guter Detektiv«, antwortete Timothy, »Sie haben mich sofort durchschaut. Aber verraten Sie mich bitte nicht bei Ihrem Chef, er glaubt, daß ich ernsthaft arbeite.«
    Sie verabredeten

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