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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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gewinnen. Er machte sich keine Illusionen. Hier war weder Geld noch Ruhm zu ernten, nicht einmal eine Flasche »Black Label« als Prämie. Wenn DuMont wirklich an eine Kette von Morden dachte, würde er sicher keinen Augenblick zögern, das FBI einzuschalten. Wahrscheinlich interessierte ihn der Tod der drei wenig; die Chef-Etagen der IPPI, vielleicht sogar der ganzen NATIONAL waren in Unruhe geraten, und DuMont wollte sie besänftigen. Und Timothy Truckle sollte ihm das Alibi liefern. Deshalb auch das Treffen in der »Stardust«-Bar. So öffentlich wie nur möglich, damit es sich ja schnell herumsprach: DuMont hat den besten Detektiv von Chicago eingeschaltet. Und wenn der, wie zu erwarten, keine Indizien für ein Verbrechen finden konnte, dann war es eben nur eine Kette von unglücklichen Zufällen.
    Timothy hätte am liebsten seine Stiefel angezogen und sich verabschiedet. Aber es war unklug, einem Mann wie DuMont einen Korb zu geben. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als in den sauren Apfel zu beißen und sich die Unterlagen anzusehen. Und zu verkünden, er könne nichts finden, schließlich sei er kein Mediziner.
    »Okay«, sagte er, »wieviel Zeit habe ich, Mister DuMont?«
    »Ich denke, zwei Tage werden genügen, um alles durchzusehen und eine erste Entscheidung zu treffen«, sagte DuMont. »Wie ist es nun mit einem ›Old Salem Devil’s Drink‹?«
    »Lieber nicht«, antwortete Timothy lächelnd, »am Ende beschuldige ich Sie noch, Umgang mit Hexen und Teufeln zu pflegen.«
    3.
    Timothy ließ den Sicherheitschef der NATIONAL ins »Nebraska« kommen. Nicht nur, um von Anfang an die Rangfolge klarzustellen und seine Bedeutung als Top-Detektiv der Upperclass zu betonen; er wollte McNamara aus der gewohnten Umgebung herausbringen. Wenn Timothy sich schon die Mühe machen und Zeit für einen Fall aufwenden mußte, der am Ende gar keiner war, dann wollte er wenigstens en passant ein paar Informationen abzweigen, und das war nach seinen Erfahrungen am leichtesten möglich, wenn man den anderen von seinem angestammten Milieu isolierte. Es gab natürlich auch Typen, die sich dann völlig verschlossen. McNamara gehörte nicht dazu.
    Da DuMont ihn einen ehemaligen Militär nannte, hatte Timothy sich ein völlig falsches Bild von ihm gemacht. Er erwartete einen altgedienten und von seiner militärischen Tätigkeit geprägten zackigen Herrn, doch McNamara war alles andere als ein »Kommißkopp«, er gab sich freundlich und aufgeschlossen, war verblüffend jung, gerade dreißig, sportlich elegant und machte eher den Eindruck eines Absolventen der Yale University als einer Militärakademie. Timothy führte McNamara in sein Arbeitszimmer und ließ ihm Zeit, sich umzusehen. Dann fragte er, was er seinem Gast anbieten dürfe. McNamara sah Timothy verschmitzt lächelnd an.
    »Unsere Unterlagen besagen, daß Sie einen ausgezeichneten Weinkeller besitzen, Mister Truckle. Wenn Sie ein Glas Portwein für mich hätten – ich meine echten Portwein.«
    Timothy spendierte einen »Porto Colheita 2011«, und er stellte die Flasche in McNamaras Reichweite.
    McNamara hatte eine Handvoll Kristalle mitgebracht, aber Timothy begnügte sich mit seinen mündlichen Ausführungen. Die Manager der IPPI wurden von der Spezialklinik des »Metropolitan Hospital« betreut, die weit über die Grenzen von Illinois hinaus einen vorzüglichen Ruf genoß. Man durfte den Ergebnissen ihrer Dispensaire-Untersuchungen vertrauen, ebenso den Expertisen über die Krankheitsverläufe. Die Verstorbenen hatten noch wenige Tage vor ihrem Tod keinerlei Anzeichen von Erkrankung gehabt, sie waren ganz offensichtlich Infektionen zum Opfer gefallen. McNamara zeigte sich jedoch nicht beunruhig über die Tatsache, daß die Mediziner in den Geweben der Verstorbenen keine Erreger gefunden hatten.
    »Sehen Sie, Mister Truckle«, sagte er, »Dave Bennisher starb an einer virulenten Gelbsucht. Sie wissen vielleicht, daß es da immer wieder neue Abarten gibt. Bennisher kam auf die Isolierstation, starb und wurde sofort verbrannt, da die Infektionsgefahr bei Hepatitis praeceps immens ist. Es ist nur dem privaten Interesse eines der Ärzte zu verdanken, daß überhaupt eine Gewebeprobe entnommen wurde, schließlich war die Diagnose eindeutig. Es ist auch nicht ungewöhnlich, daß die Erreger nicht gefunden wurden. Die Suche nach den Hepatitisviren ist noch immer ein Glücksspiel, und die Probe wurde erst jetzt untersucht, weil Mister DuMont nach dem Tod von Humphrey Goodman

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