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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Glück, daß Huck in Utah lebt und nicht in der Nähe von New York oder San Francisco«, sagte Timothy, »da hätten wir ja Wochen zu tun, bis wir irgendeine Parallelität fänden. Los, mach dich an die Arbeit, Napoleon.«
    Trotz des weiß Gott spärlichen Flugverkehrs in Salt Lake City dauerte es Stunden, bis Napoleon sich räusperte.
    »Es scheint, wir haben Glück«, sagte er. »Immer zur gleichen Zeit wie Peaboddy zwei kommt in Salt Lake City ein gewisser Gerard Pelletier an oder fliegt ab. Das könnte unser Mann sein. Soll ich ihn suchen?«
    »Worauf wartest du noch!« schrie Timothy.
    Es wurde Mitternacht, bis sie ihn hatten. Da sie Pelletiers Personenkennzahl nicht wußten, blieb nichts anderes übrig, als sämtliche 487 Gerard Pelletiers, die in der Zentralen Einwohnerdatei gespeichert waren, an ihren jeweiligen Wohnorten auf ihre Reisefreudigkeit, speziell nach Salt Lake City, zu checken; es war der drittletzte: Gerard Hugh Pelletier aus Davenport, Iowa, seit einundzwanzig Jahren dort ansässig, 46 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, keine Vorstrafen, Biochemiker.
    Timothy konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Elfmal war Pelletier in den letzten drei Jahren über Salt Lake City nach Chicago geflogen, obwohl es von Davenport nur ein Katzensprung bis Chicago war. Elfmal über 1500 Kilometer Umweg. Und auf dem Rückweg dasselbe Spielchen. Leicht macht man es dir nicht, mein Lieber, dachte er. Und warum das Ganze? Biochemiker – was konnte das alles bedeuten! Bevor er zu Bett ging, gab Timothy Napoleon noch einen Haufen Aufträge. Heute konnte er auch ohne Schlummertrunk sofort einschlafen. Mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf den Lippen.
    7.
    Napoleon war über Nacht fleißig gewesen. Und ziemlich erfolglos. Wenn man von den Reisen über Salt Lake City absah, schien Pelletier ein sehr seßhafter Typ zu sein, der sich kaum einmal aus Davenport wegrührte. Zumindest in den letzten Jahren. Wo er beschäftigt war, hatte Napoleon nicht herausbekommen können, obwohl er das ganze Branchenverzeichnis von Davenport und Umgebung durchgearbeitet hatte, ebensowenig, wo Pelletier studiert hatte; ohne Angabe der IdenticatNummer stieß man halt schnell an die Informationsgrenzen. Es gab acht Pelletiers an vier Universitäten, die in Frage kamen, und zwei Dutzend Pelletiers, die wissenschaftliche Arbeiten auf verschiedenen Gebieten der Biochemie veröffentlicht hatten, dabei war nicht einmal sicher, ob ihr Pelletier Biochemie studiert hatte oder noch immer auf diesem Gebiet tätig war.
    Sie brauchten unbedingt seine Identicat-Chiffre. Timothy rief beim Großen Bruder an, doch er bekam nur die Auskunft, daß dieser derzeit nicht zu erreichen sei; dringende Anfragen und wichtige Informationen seien über die Ausweichfrequenz abzusetzen. Einen Augenblick spielte Timothy mit dem Gedanken, Napoleon mit der Versicherungsdatei der EASTERN INSURANCE in Davenport verbinden zu lassen – die wenigstens noch zugab, daß sie einen Gerard Hugh Pelletier führte – und den Computer so lange zu belästigen, bis sie die richtige Personenkennzahl herausbekommen hatten, doch Napoleon erklärte ihm, daß es da nicht nur Milliarden, sondern Trilliarden mögliche Varianten gab.
    Während Timothy den Rest Hammelbraten aufwärmte und mit geriebenem Parmesan überbuk, kam ihm die rettende Idee. Die Fahndungscomputer der Ortspolizeien hatten eine Schaltung für schnellen Zugriff, die mit Hilfe der NSA-Frequenz erreichbar sein mußte, und bei dieser Schaltung kam das »error«-Zeichen nicht erst, wenn man die vollständige Identicat-Nummer eingetippt hatte; sofern man über den Namen hineinging, hieß es schon bei jeder falschen Einzeleingabe »error«.
    Timothy baute noch eine zusätzliche Sicherung in die Leitung: Er ließ die Anfrage über die Ortspolizei von Hot Springs, einer Kleinstadt in der Nähe von Davenport, laufen, und deren Computer verband zuständigkeitshalber gleich an die Polizeidatei von Davenport weiter. Wenn dort jemand mißtrauisch werden sollte, würde er gewiß erst einmal im Sheriff-Büro von Hot Springs anfragen, welcher Idiot von einem Dorftrottel da mit ihrem Computer Haschmich spiele. Und er setzte sich selbst an den Communicator. Er hatte Angst, Napoleon würde nicht rechtzeitig mitbekommen, wenn etwas faul war, und mit der bornierten Sturheit eines Maschinengehirns weiterfragen, während man schon die Leitung zurückverfolgte. Hoffentlich würde er selbst es merken!
    Timothy tippte das Fahndungsmuster ein, den

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