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Der Samurai von Savannah

Der Samurai von Savannah

Titel: Der Samurai von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Coraghessan Boyle
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Sportlertyp. Vielleicht hatte sie ihn unterschätzt. Sie spürte, wie sich ein Gefühl in ihr regte, obwohl dies, gelinde gesagt, nicht gerade ein günstiger Zeitpunkt dafür war. »Ruth, hör jetzt mal zu« – seine Stimme wurde kaum merklich weicher, aus einem Knurren wurde ein Brummen –, »wir haben genügend Beweise, um dich verhaften zu können, wegen Beihilfe im Mordfall Olmstead White und bei der Brandstiftung in Hog Hammock, weil du einem flüchtigen Verbrecher Unterschlupf gewährt und in Anwesenheit des Mitarbeiters einer Bundesbehörde falsch ausgesagt hast.« Er legte eine Pause ein, um die juristischen Fachbegriffe wirken zu lassen. »Mach es dir doch nicht so schwer, ja? Ich meine, Sheriff Peagler kann dir ohne Weiteres die Handschellen anlegen, wenn dir das lieber ist. Aber wir müssen ja nicht so hässlich miteinander umgehen. Wir möchten nur die Tatsachen von dir erfahren, sonst nichts.«
    Abercorn lehnte sich in seinem Sessel zurück, als machte er es sich für den ersten Akt eines Theaterstücks bequem. »Also«, sagte er freundlich und einfühlsam, im Tonfall eines Mannes, der bereits hat, was er will, »wann hat die verdächtige Person, Hiro Tanaka, zum ersten Mal Kontakt mit dir aufgenommen?«
    Der Nachmittag presste sich von draußen gegen die Fenster und raubte ihr die Atemluft, eine aufgedunsene, nicht enden wollende Last. Ruth schwitzte an Stellen, an denen sie noch nie geschwitzt hatte – zwischen den Zehen, in den Windungen ihrer Ohrmuscheln –, und an den üblichen Stellen sowieso. Ihre Oberschenkel trafen sich in klebriger Vereinigung, das Gummiband ihrer Unterhose war durchnässt wie ein Schwamm, ihre Brüste lagen schwer und feucht auf den Rippen. Abercorn hatte ihr ihre verfassungsmäßigen Rechte vorgelesen, und das hatte ihr Angst eingejagt, sodass sie noch mehr schwitzte. In einem anderen Zusammenhang wäre das Ganze komisch gewesen, wie eine Szene aus F.B.I. oder Miami Vice , aber hier und jetzt wurde ihr ganz schlecht davon. Diese Rolle wollte sie nicht spielen. Als er ihr für den Fall, dass sie ihm alles erzählte – und dies später auch vor Gericht bezeugte –, volle Strafverschonung versprach, ergriff sie die Gelegenheit sofort. »Denn schließlich, Ruth«, hatte er gesagt, und dabei verengten sich seine Karnickelaugen boshaft, »von dir will ja niemand etwas. Obwohl ich doch betonen möchte, wie bedenklich dein kleiner, äh – Scherz , so wollen wir es einmal nennen, war. Ist, meine ich. Und wie ungern es meine Behörde sieht – gar nicht zu reden von meinem Chef und von dessen Chef in Washington –, wenn jemand die Arbeit der Justiz behindert und Elementen Vorschub leistet, die illegal in unser Land eindringen.« Er hielt inne, um seine Nägel zu mustern. »Besonders wenn sie verbrecherische Handlungen verüben und mutwillig ein Chaos anrichten.«
    Noch mehr juristische Fachbegriffe.
    Sie neigte den Kopf und pflichtete ihm bei. Er war weise, sie war bußfertig.
    Insgesamt hielten sie sie fast zwei Stunden lang fest. Es war ein klassisches Kreuzverhör, wie aus dem Handbuch der Einwanderungsbehörde (falls es so etwas gab). Abercorn übernahm die Rolle des guten Kumpels, des Beschützers, der sie immer wieder vor dem Geknurre, den Flüchen und dem gepressten, inkohärenten Geschrei von Turco und vor den beharrlichen, frettchenhaften Nachstellungen durch Peagler rettete, und sie sagte ihm, was er wissen wollte. Das meiste. Sie erzählte ihm, wie Hiro ihr das Essen stibitzt hatte, wie sie es bemerkt und Mitleid mit ihm bekommen hatte. Sie gab auch die Geschichte mit der orientalischen Dosennahrung zu – er sei eben wie ein streunender Hund gewesen. Oder eine streunende Katze. Sahen sie das nicht ein? Es war, als hätte sie eine Salzlecke oder ein Futterhäuschen für Vögel aufgestellt. In der Frage der Unterschlupfgewährung allerdings war ihr Standpunkt klar: Diesen Vorwurf wies sie glatt zurück. Davon, dass er in ihrem Studio geschlafen hatte, wusste sie jedenfalls nichts – die Tür hatte ja kein Schloss. Ihres Wissens war er immer nur mittags gekommen und hatte sich das Essen geholt, wie ein wildes Tier. Und nein, sie hatte ihm nie Geld zugesteckt, Kleidung oder sonst etwas besorgt, nur das Essen, und das hatte sie draußen auf der Veranda stehen lassen.
    Und dann kam der Punkt, an dem die drei verstummten. Sie saß da, verschwitzt und gerötet, Frisur und Make-up völlig ruiniert, betrachtete ihre Zehen und spürte die Blicke der Männer auf sich. In

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