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Der Samurai von Savannah

Der Samurai von Savannah

Titel: Der Samurai von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Coraghessan Boyle
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aus einem verstopften Abfluss gezogen. Aber Aberclown und dieser Bauernsheriff hatten sie behandelt wie eine Senatorengattin oder so, sich von ihr mit ein paar Brocken abspeisen lassen, und das war’s dann gewesen. Nicht mal die Hälfte der Geschichte hatte sie ihnen erzählt. Warum sollte sie auch? Sie war schließlich Künstlerin, oder?
    Wutschnaubend stand er herum, als ihn jemand am Arm berührte, und plötzlich starrte er in das aufgedunsene Gesicht einer weiteren Künstlerin, eines großen, stämmigen Weibsbilds mit Flötenstimme und Silberblick. »Was ist denn los hier?«, stieß sie hervor. »Ist was passiert?«
    Er konnte sich nicht zurückhalten, es ging einfach nicht – er spürte, wie er kippte, er stand ganz knapp auf der Kante – es fehlte nur noch ein einziger Stoß. »Was glauben Sie wohl, zum Teufel, was hier los ist?«, fauchte er sie an und riss seinen Arm los. »Das Jüngste Gericht ist los, da draußen laufen räudige Hunde rum und fressen Menschenfleisch. Wach auf, du blöde Schabracke.« Die Wut toste in seinen Adern, als er sah, wie die Frau zusammenfuhr.
    Aber was nun? Der Sheriff war im Großen Haus verschwunden, zu seiner Linken tauchte gerade Aberclowns gesprenkeltes Vollmondgesicht auf wie ein aus der Bahn geworfener Himmelskörper, und die Hilfssheriffs standen herum und bohrten in der Nase oder sonst wo – eine beschissene Situation. Er hatte schon aufbrechen wollen, seine Ausrüstung war gepackt, er hatte gerade in irgendeiner Küche ein letztes angebranntes Stück Grillfleisch mit ein paar warmen Dosen Budweiser heruntergespült und sich darauf gefreut, zu Hause die Beine hochzulegen, ein paar Joints zu rauchen, mit dem Boot rauszufahren, vielleicht mal bei dieser Kellnerin von Shucker’s vorbeizuschauen – wie hieß die noch schnell, Linda? –, und jetzt würde er wieder ganz von vorn anfangen müssen.
    In diesem Augenblick gingen im Haus die Lichter an, silberner Glanz ergoss sich über dreißig Paar feine Schuhe. Turco warf die Schultern nach hinten und sah sich um. Da befand er sich mitten in einer Krisensituation, und was zum Teufel tat er? Er stand genau so blöd herum wie die übrigen Schwachköpfe, untätig, wie in den Fliesenboden einzementiert. Nicht mehr lange, und er hielte auch einen Drink in der Hand, und ehe er sich’s versah, wäre er selber ein Künstler. »Lewis!« Das war Aberclown – jetzt hatte der seine Finger an ihm dran, heute war wohl Befummel-den-Turco-Tag – »Lewis, wir müssen –«
    »Einen Scheißdreck müssen wir«, sagte Turco. »Leck mich doch.«
    Genau in diesem Moment warf die Dershowitz den Kopf nach hinten und lachte – lachte und grölte wie ein schlechter Entertainer in einem schlechten Nachtclub, klopfte sich aufs Brustbein und schüttelte bei dieser Gelegenheit zur allgemeinen Ergötzung ihre Titten. Und die anderen – dieser Surfer-Knabe mit der süßen blondierten Schmachtlocke und der alte Knacker mit den behaarten Handgelenken –, die lachten auch. Dieses Gelächter – diese Künstler mit ihren Drinks in der Hand, ihren Fünfundzwanzig-Dollar-Haarschnitten und diesen strahlendweißen, wie gemeißelten Zähnen –, es war einfach zu viel für ihn. »Lewis«, sagte Aberclown dann noch, »Lewis, ich rede mit dir« – aber es drang nicht zu ihm durch.
    Ohne Vorwarnung ging Turco auf sie los. Den alten Knacker erwischte er mit einem Ellenbogenstoß, sodass der sich in seiner eigenen Kotze krümmte, dem Surfer versetzte er einen Schlag aufs Brustbein, dass er sich flach hinlegte, und dann hatte er sie, die kleine Schlampe, hatte sie an den Haaren gepackt, ihr Glas zersprang klirrend auf den Fliesen, und er bog ihr die Arme auf den Rücken. »Wo ist er?«, wollte er wissen, bellte es heraus, wutschnaubend, riss an ihrem buschigen Haar, als wäre es ein Seil, an dem er hochklettern wollte. »Wo ist der Kerl, du Dreckstück?«
    Der Augenblick schwebte über ihnen wie eine Schockwelle, und dann fielen sie über ihn her – Aberclown, der haarige alte Kauz und der Surfer, der Schwule mit der Stoppelfrisur, alle miteinander, sogar die lahmarschigen Hilfssheriffs –, und wenigstens einer von ihnen kriegte noch einen saftigen Tritt in die Eier ab, einen zweiten erwischte er mit der Handkante, aber die Schlampe konnte sich von ihm losreißen, und dann überwältigten sie ihn dank schierer Überzahl. Wie die Hunde hechelten sie, aber er hörte sie gar nicht, jetzt waren alle mit dabei, und nun ging sie auf ihn los wie eine Furie, trat ihn

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