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Der Sand der Zeit

Titel: Der Sand der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dem Tisch lagen, »ist kein Roman. Es ist ein Traum.«
    »Ein Traum?« Havillands Augen wurden groß.
    »Ein Traum, den ich niedergeschrieben habe, in allen Einzelheiten, an die ich mich erinnere«, bestätigte ich. »Ich träume diesen Traum seit drei Wochen, in jeder Nacht.«
    Havilland schwieg. Er gab sich Mühe, möglichst beherrscht auszusehen, aber er konnte seine Erregung nicht ganz verbergen.
    »Und ich glaube, daß es weit mehr ist als ein Traum, Professor Havilland«, fuhr ich fort.
    »Und was soll es sein?« fragte Becker. Auch er wirkte unsicher, aber angespannter als Havilland.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Eine Art … Vision«, sagte ich. »Eine Botschaft. Eine Warnung, irgend etwas in dieser Art.«
    »Was sind Sie wirklich, Mr. Craven?« fragte Becker. »Sie sind kein Amateur-Forscher, Sie sind kein Schriftsteller, und ich glaube Ihnen sogar, daß Sie nicht im Auftrag der anderen hier sind, um den Professor zu kompromittieren. Aber was sind Sie?«
    »Ein Magier«, antwortete ich.
    Jetzt war es heraus. Mit klopfendem Herzen starrte ich Becker und Havilland abwechselnd an, und die Reaktion auf meine Worte war genau so, wie ich befürchtet hatte: Becker sperrte einfach den Mund auf und starrte mich an, aber auf Havillands Gesicht machte die anfängliche Überraschung sehr schnell einer Aufwallung von Zorn Platz.
    »Sie sind,«
    »Nicht die Art von Magier, die Sie vermuten, Professor«, sagte ich rasch. »Bitte, lassen Sie mich erklären.«
    Havillands Gesicht war kalt wie Stein, aber er zwang sich ein Kopfnicken und ein kaum verständliches »Bitte« ab.
    »Ich bin kein Varieté-Zauberer, wenn Sie das meinen«, sagte ich. »Auch kein Taschenspieler oder einer von diesen Okkultismus-Spinnern.«
    »Nein, Sie sind ein wirklicher Zauberer, selbstverständlich«, sagte Havilland. Seine Stimme troff vor Hohn. Ich konnte es ihm nicht einmal übelnehmen, ich kannte diese Reaktion zur Genüge. Trotzdem ärgerten mich seine Worte.
    »Aber Sie geben doch zu, daß sich das, was ich da aufge-schrieben habe, genau mit Ihrer Theorie deckt, oder?« fragte ich, schärfer, als ich eigentlich vorgehabt hatte.
    »Es gibt ein paar … interessante Parallelen«, gestand Havilland zögernd. »Aber das,«
    »Parallelen?« unterbrach ich ihn. »Ich schwöre Ihnen, Professor, es war so. Sehen Sie, es ist nicht das erstemal, daß ich diese Art von Träumen habe. Es ist schon ein paarmal vorgekommen, und fast immer ist danach … irgend etwas Schreckliches passiert.«
    »Oh, eine Art Warnung, wie?« sagte Havilland. »Dann sind Sie ein Hellseher. Der einsame Rufer in der Wüste, auf den niemand hört.« Der Spott in seiner Stimme klang nicht echt; er täuschte ihn nur vor, um seine Unsicherheit zu überspielen. Ich hatte ihn vorhin bloß zu beobachten brauchen, um genau zu wissen, daß ihn das Gelesene nicht nur überrascht, sondern regelrecht erschüttert hatte. Und ich glaubte auch zu wissen, warum.
    Ich deutete auf das Manuskript. »Da sind nicht nur ein paar zufällige Parallelen, stimmt’s? Das da deckt sich hundertprozentig mit Ihren Forschungsergebnissen.«
    »Blödsinn«, sagte Becker. Aber Havilland schwieg, und sein Blick sagte viel mehr als Beckers etwas zu heftige Reaktion. Ich konnte direkt sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    »Wer sind Sie?« fragte er schließlich. »Wer sind Sie wirklich, Mr. Craven?«
    Und ich sagte es ihm. Ich nahm mir Zeit, und ich erzählte ihm, fast, die ganze Geschichte: Von meiner Jugend, die ich zusammen mit meinem Großvater verbracht hatte, von den schrecklichen Ereignissen, die kurz nach meinem zwanzigsten Geburtstag begonnen und mit dem Tode meines Vaters geendet hatten, und der Entdeckung, daß ich nicht das unbedarfte Waisenkind war, als das mein Großvater mich aufgezogen hatte, sondern niemand anders als Robert Craven II.. der Sohn und Erbe des gleichnamigen Hexers. In mir schlummerten Kräfte, die ich selbst noch nicht richtig verstand und vielleicht auch gar nicht verstehen wollte, das magische Erbe meines Vaters, das ich in den letzten Jahren erst ganz behutsam zu entdecken begonnen hatte.
    Es dauerte lange, bis ich mit meiner Erzählung zu Ende gekommen war, aber Havilland unterbrach mich kein einziges Mal, und selbst Becker hörte wortlos und mit wachsendem Staunen zu. Auch als ich fertig war, schwieg der Professor noch eine ganze Weile.
    »Was Sie da erzählen, ist schwer zu glauben, Mr. Craven«, sagte er schließlich.
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Und ich

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