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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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darüber nicht sprechen, aber sich selbst gegenüber durfte er nicht länger schweigen.
    Jurek Walter hatte seine Untaten nicht alleine begangen. Er hatte einen Mittäter gehabt. Alles in Jurek Walters souveräner Haltung deutete auf ihn als Anführer hin, aber seit der Entführung von Samuels Familie stand fest, dass er einen Komplizen hatte.
    Dieser Komplize hatte offenbar den Auftrag erhalten, Samuels Familie zu kidnappen, und das hatte er getan, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Natürlich wusste Joona, dass seine Familie das nächste Opfer sein würde. Wahrscheinlich war sie bisher lediglich durch Zufälle verschont geblieben.
    Jurek Walter begnadigte niemanden.
    Joona sprach mehrfach mit Summa darüber, aber sie nahm die Drohung bei Weitem nicht so ernst wie er. Sie nahm seine Sorge und die Vorsichtsmaßnahmen hin, weil sie davon ausging, dass seine Furcht mit der Zeit verschwinden würde.
    Anfangs hatte Joona noch gehofft, dass bei dem großen Polizeieinsatz nach dem Verschwinden von Samuel Mendels Familie der Komplize gefasst werden würde. Wochenlang hatte er sich wie ein Jäger gefühlt, aber mittlerweile hatte sich das Kräfteverhältnis umgekehrt. Er wusste, dass er und seine Familie die Beute waren, und die Ruhe, die er Summa und Lumi gegenüber ausstrahlte, war bloße Fassade.
    Es war halb elf Uhr abends, er und Summa lagen nebeneinander im Bett und lasen, als Joonas Herz wegen eines Geräuschs im Erdgeschoss auf einmal schneller schlug. Er wusste, dass die Waschmaschine noch lief. Es hatte sich angehört, als wäre ein Reißverschluss über die Trommel gerasselt. Trotzdem konnte er nicht anders, er musste einfach aufstehen und kontrollieren, ob alle Fenster im Parterre noch ganz waren und er die Haustür abgeschlossen hatte.
    Als er zurückkehrte, hatte Summa ihre Lampe ausgeschaltet und sah ihn an.
    »Was hast du gemacht?«, fragte sie sanft.
    Er zwang sich zu lächeln und wollte gerade etwas sagen, als sie die Schritte kleiner Füße hörten. Joona drehte sich um und sah seine Tochter hereinkommen. Ihre Haare waren zerzaust, und die hellblaue Schlafanzughose hatte sich um ihre Beine gewickelt.
    »Lumi, du musst schlafen«, seufzte er.
    Jeden Abend las Joona seiner Tochter eine Geschichte vor, und bevor er sie zudeckte, mussten sie immer gemeinsam aus dem Fenster schauen und einer grauen Katze zuwinken, die im Küchenfenster der Nachbarn schlief.
    »Geh wieder ins Bett«, sagte Summa.
    »Ich komme mit und decke dich zu«, versprach Joona.
    Lumi murmelte etwas und schüttelte den Kopf.
    »Soll ich dich tragen?«, fragte er und hob sie hoch.
    Sie klammerte sich so fest an ihn, dass er spürte, wie schnell ihr Herz schlug.
    »Was ist los? Hast du ein böses Träumchen gehabt?«
    »Ich wollte nur der Katze zuwinken«, flüsterte sie, »aber da draußen war ein Skelett.«
    »Im Fenster?«
    »Nein, es stand auf der Erde«, antwortete sie. »Da, wo wir den toten Igel gefunden haben … es hat mich angesehen …«
    Joona setzte sie schnell bei Summa im Bett ab.
    »Bleib hier«, sagte er.
    Lautlos lief er die Treppe hinunter, ohne erst seine Pistole aus dem Waffenschrank zu holen, ohne sich Schuhe anzuziehen. Er öffnete einfach die Küchentür und rannte in die kalte Abendluft hinaus.
    Es war niemand zu sehen.
    Er ging hinters Haus, stieg über den Zaun zu den Nachbarn und lief bis zum nächsten Grundstück. Die ganze Eigenheimsiedlung lag ruhig und still. Er kehrte zu dem Baum an der Rückseite des Hauses zurück, an dem Lumi und er im letzten Sommer einen toten Igel gefunden hatten.
    Es war unübersehbar, jemand hatte dort im hohen Gras gestanden, direkt vor ihrem Zaun. Von dort aus konnte man direkt in Lumis Fenster schauen.
    Joona kehrte ins Haus zurück, schloss hinter sich ab, holte die Pistole, ging durch das ganze Haus und legte sich anschließend ins Bett. Lumi schlief sofort zwischen ihnen ein, und nach einer Weile schlief auch seine Frau.

30
    Joona hatte schon versucht, mit Summa darüber zu sprechen, dass sie fliehen und ein neues Leben beginnen sollten, aber sie war Jurek Walter nie begegnet, kannte nicht das Ausmaß seiner Gräueltaten und wollte nicht glauben, dass er für das Verschwinden von Rebecka, Joshua und Ruben verantwortlich war.
    Mit fiebriger Konzentration begann Joona, den Blick auf das Unausweichliche zu richten. Eisige Schärfe erfüllte ihn, als er begann, jedes Detail, jeden Aspekt zu studieren, um einen Plan auszuarbeiten.
    Einen Plan, der sie alle drei retten sollte.
    Die

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