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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Fünfzehnjährige missbraucht und geschwängert. Da geht’s lang, Herr Wenzel, oder brauchens ein Navi?«
    »Sie beißen sich an Persönlichkeiten fest, wann immer Sie können. Haben Sie einen Komplex, Sandner? Von Missbrauch reden nur Sie. Wir wissen noch gar nicht, ob ein strafwürdiges Vergehen vorliegt oder gar öffentliches Interesse besteht.«
    »Ihr Interesse ist es jedenfalls nicht, des is mir klar!«
    »Schluss damit, Sandner.«
    Der Muck haut auf seinen Schreibtisch. Er wirft eine Zeitung auf den Tisch.
    »Bekannter Bauunternehmer in Ritualmord verwickelt? Polizei tappt im Dunklen. Eine Frechheit ist das von den Schmierfinken und durch Ihre Fehlleistungen entstanden. Wie immer haben Sie die Dimensionen nicht vor Augen. Politische Dimensionen. Minütlich Anrufe bekomm ich, mit Beschwerden über Sie, respektive Ihrem Team. Selbst Monsignore Rösner lässt nachfragen ...«
    »Delicta graviora«, raunt der Sandner.
    »Unterbrechens mich nicht! Nachdem auch die Staatsanwaltschaft, in persona Doktor Wenzel, mit Ihren Ermittlungen gravierende Probleme hat und Sie nichts zur Klärung beitragen wollen, bezüglich Ihrer Verbindungen mit dem Lukas Wagner, genannt Lucky, entbinde ich Sie von den weiteren Ermittlungen in Fall Weiß. Sie werden ab morgen den Kollegen von den Internen voll und ganz zur Verfügung stehen, bis Licht in die Sache gekommen ist. Und Ihre Unterlagen übergibt Ihr Team morgen früh an den Kollegen Meininger, der wird dann wieder im Haus sein. Sein Team ist zuständig.«
    »Was sagt der Polizeirat dazu?«
    »Der ist in Zürich, und ich habe Amtsvollmacht, Herr Hauptkommissar Sandner. Im Übrigen tu ich Ihnen einen Gefallen. Es macht keinen guten Eindruck, wenn herauskäme, Sie wären zurzeit persönlich ... überfordert, oder sollte ich sagen, angeschlagen? Das kann jeder sehen.«
    Dem eifrig nickenden Wenzel müsst allmählich der Hals ausleiern.
    Als hätte ihm ein Zamperl auf den Schreibtisch einen Haufen gesetzt, verzieht der Muck sein Gesicht. Das Schnurrbärtchen und die straff seitlich gekämmten Haare hat er von seinem Großvater übernommen. Überhaupt der wandelnde Anachronismus, mit seiner Cordhose und den Haferlschuhen.
    Entweder der Sandner flüchtet aus dem Zimmer oder springt über den Tisch. Er kann die Befriedigung vom Schachner spüren, als wär er dessen Leibhure. Vier schnelle Schritte – geschafft. Die Tür haut er ins Schloss und lässt das närrische Dreigestirn unversehrt zurück.
    Die Handys brennen lichterloh. In seinem Schreibtischschub. Ein kreativer Impuls muss her. Lang hat es gebraucht, bis er sich beim Lucky revanchieren konnte. Der ist ein Spieler. Er hat auf den Sandner gesetzt. Wenn der das Handy dem Muck auf den Tisch geworfen hätte, täte der Lucky schon im Vernehmungsraum braten.
    So wie er schon einmal wegen dem Sandner gesessen ist. Polizeifrischling war der damals, als bei einer Verkehrskontrolle ein Packerl Cannabis in seinem Handschuhfach gefunden wurde. Frisch erworbene Sechs Gramm. Wegrauchen hat er das wollen mit der Schuster Vroni übers verlängerte Wochenende am Weßlinger See. Deren Vater hat ein blickdichtes Seegrundstück besessen, samt Holzschuppen und Ruderboot. Mit dem Opel GT vom Lucky war er unterwegs gewesen, seine Rostlaube wieder einmal nicht fahrtüchtig.
    Und der Lucky ist hergegangen und hat angegeben, es wäre sein Packerl gewesen. Einfach so. Kein Drama, hat er gemeint.
    So konnte der Sandner weiterhin vom Polizistendasein träumen, und der Lucky hat sich eine Vorstrafe abgeholt.
    Sie haben hinterher nie mehr darüber geredet.
    Die Schuster Vroni ist heute Sozialpädagogin in der Altenhilfe.
    Der Hauptkommissar hat sein bewusstseinserweiterndes Kräuterhobby längst an den Nagel gehängt, auch wenn ihn der Aschenbrenner ab und an zu einem Revival verführen will. Aktuell mäandert Sandners Bewusstsein sowieso als Schleppnetz mit zu engen Maschen durch die Geschichten.
    Die Wiesner ist noch überwältigt vom Geschehen. Sie weiß nicht recht, was sie davon halten soll. Dass der Sandner ein Überraschungspackerl ist, daran kann man sich wohl nie gewöhnen. Hypothese hin oder her, es hat sich so real angefühlt, dass ihr Herz noch pumpert, als hätte es einen Kolbenfresser.
    »Ich glaub ned recht an Voodoo«, hört sie den Kare zum Hartinger sagen. Der schweigt.
    Wie der Sandner zur Tür hereinkommt, richten sich aller Augen auf ihn.
    Fassungslos hört die Wiesner zu, wie er die Entscheidung vom kleinen Muck verkündet. Sie hätte

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