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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Helfens mir halt ein wenig!«
    Das Achselzucken vom Burschen hilft Sandners Ärger in die Schuhe. Er könnte aus der Haut fahren und den Musiker einfach packen und beuteln. Kurz schnauft er durch. »Mädchen?«, fragt er.
    »Dennis – nein.«
    »Sie sagen das so überzeugt, obwohl Sie sonst nichts mitgekriegt haben wollen. Wieso keine Madln, der sah doch fesch aus?«
    »Weil Dennis auf Jungs steht, aber da war gestern auch nix.«
    »Okay, also auch nix.«
    Schweigend schaut der Kriminaler einen Moment lang zu, wie der Junge Halt an der Gitarre sucht. Abwesend streicht er über die Saiten, ganz anders, als der Sandner die Musik von »Nachtgoul« in Erinnerung hat. Er glaubt, alte Clapton-Links raushören zu können. Schließlich deutet er auf das Instrument.
    »Die is scho ziemlich alt, die Hoyer Paula da.«
    Der Junge sieht auf. »Die hab ich überall mit dabei, ist von meinem Vater. Nehm sie aber nicht mit auf die Bühne. Sie spielen auch?«
    »Ja, hab auch eine Hoyer, Jazzgitarre, aber nur für den Hausgebrauch. Wie kommt ma nach London zum Gitarrespielen?«
    »Wenn man die Schnauze voll hat, hier rumzuhängen und da hinwill, wo es brennt, wo es weitergeht, verstehen Sie?«
    »So was ist doch ned billig.«
    »Ja, schon klar. Wissen Sie, mein Vater, der hat das verstanden, stand ja auch mal vor der Wahl. War damals ein Rocker, let it roll, highway to hell, all der Kram und ...«
    »Und?«
    »Na, dann Studium, Lehrer für Deutsch und Geographie und aus.«
    »Und er hat es Ihnen gezahlt.«
    »Die Schule, ja, aber fürs Leben hab ich gejobbt, richtig Teller gewaschen und all die Drecksjobs.«
    »Und der Dennis, wie hat der das finanziert?«
    »Der hat ... hatte einen Sponsor, hat nie was Näheres gesagt. Aber immer Asche, musste nicht rödeln wie wir anderen, und wenn was anstand, hat er immer gemeint – hey, kein Problem, ich zahl’s. Woher das kam, keine Ahnung, Goldmine auf jeden Fall.«
    »Was kostet so ein Unterricht?«
    »Siebentausend Pfund im Jahr.«
    »Sapperlot. Waren vom Dennis auch Spezln da, gestern?«
    »Glaub nicht. Der Jens war da, Jens Sobotnik, aber das ist nicht unbedingt ein Kumpel. Ich hab sie zwischendrin mal diskutieren sehen und dachte mir, alles im grünen Bereich.«
    »Wieso sollte das nicht so sein?«
    »Die hatten Stress in London, als der Jens noch da war, letztes Jahr, alte Geschichte. Fragen Sie den lieber selbst.«
    Da sollte er nachhaken. Der erste kleine Kratzer im Lack.
    Die Stimme des Burschen wird unsicher, leiser.
    »Liebesgeschichte?«, will der Sandner wissen.
    Der Musiker wischt imaginäre Flecken vom Gitarrenkorpus.
    »Kann sein, auch – wie gesagt, fragen Sie den Jens selber.«
    »Ich frag aber grad Sie!«
    »Ich weiß nix.« Jetzt hat er sich wieder gefangen, zieht an der Zigarette, der Moment ist vorbei.
    Der Sandner stößt den Atem aus.
    »Ich brauch eine Liste, wer gestern Abend im ›Zenith‹ war. Alle, die Ihnen einfallen. Ich hab eurem Manager gesagt, ihr solltet erst mal nicht verreisen, hierbleiben.«
    »Hier in dem Loch? Mal sehen.«
    »Hat das van Leyden für euch arrangiert?«
    »Ja klar, und das war nicht witzig.«
    »Ah so?«
    »Wir haben ihn gefragt, was der Scheiß soll, wir dürften dieses Jahr ganz schön Kohle gemacht haben – und dann so was. Ich meine, ich hab schon genug in alten Bussen gepennt oder auf Matratzen in versifften Kellern, aber wir dachten alle, dieses Mal wird’s anders, größer.«
    »Wie fand der Dennis das?«
    »Der hat sich tierisch aufgeregt.«
    »Hat es Krach geben mit dem van Leyden?«
    »Hören Sie, der Dennis war nicht ganz einfach, wenn der Stress gemacht hat, konnte er sich nicht kontrollieren, das hat der nicht immer ernst gemeint.«
    »Was heißt denn des? Hatten er und van Leyden Ärger oder ned?«
    »Ja klar, ständig. Aber das war irgendwie normal und ...«
    »Und was?«
    »Na ja, das war halt auch Dennis, ich will nicht, dass Sie denken, der Joost könnte ihn ...«
    »Nein, aber sie hatten sich doch heftig in der Wolle. Wollt der Dennis ihn loshaben?«
    »Keine Ahnung, gesagt hat er das, aber der hat öfter Sachen gelabert, die er nicht so gemeint hat. Wie eine Explosion, wusch, und dann wieder okay. Der hat das gebraucht.«
    »Und ihr anderen?«
    »Wir haben uns schon auch Fragen gestellt, vor allem wegen der Kohle, aber wenn du auf Tour bist und alles, das ist wie ein Film, da kannst du keine vernünftigen Entscheidungen treffen, weil das ja ein Ding ist, wo du eh nicht klar denken kannst. Unterwegs, schlafen,

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