Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
Vom Netzwerk:
deine Vorurteile beruhigt spazieren führen kannst. Getäuscht wird er sich haben beim Gesichtsausdruck. So weit käme es noch, dass er ihm einen Sympathiepunkt ankleben müsst.
    In van Leydens Zimmer werden akribisch Spuren gesichert, während nebenan der Sandner auf dem Bett sitzt und sich vom Rettungssanitäter Mull um den Kopf wickeln lässt.
    »Er will nicht ins Krankenhaus«, hört er einen Notarzt zum Aschenbrenner sagen, als spräche er über ein ungezogenes Kind. Nein, meine Suppe ess ich nicht!
    Der Aschenbrenner schaut herein, wie sich der Sanitäter wieder schleicht.
    »Na, wie geht’s?«
    »Wird.«
    »A saubere Gehirnerschütterung wirst haben, die Platzwunde is ned dramatisch, aber zur Beobachtung gehörst du ...«
    »Vergiss es. Ich bin doch voll mit Drogen.« Sein Versuch, aufzulachen, lässt an Bronchitis denken.
    »Du bist ein solcherner Sturkopf, Sandner.«
    »Komm rein und mach die Tür zu.«
    »Was ist los?«
    »Da wär noch was.«
    Der Aschenbrenner schließt die Tür hinter sich und schaut neugierig auf den Sandner runter. Ganz Arzt, die Stirn skeptisch gefaltet, Scannerblick.
    »Der Sauhund ist mir in die Eier gestiegen, das tut sakrisch weh.«
    »Schau ma’s uns an.«
    »Glei? Hier?«
    »Oiso, zier di ned, Zenzi.«
    Der Sandner schaut zur Tür, einen Schlüssel kann er nicht entdecken. Das macht ihn nervös, das muss nicht sein, dass ihm der Wenzel noch auf den Zipfel schaut. Exponierte Haltung. Zögernd lässt er die Hose herunter und legt sich ächzend auf das Bett. Eiskalte Hände hat er, der Aschenbrenner, wie er da latexummantelt gleich herzhaft zugrabscht.
    »Zefix«, stößt der Sandner zwischen zusammengepressten Kiefern hervor.
    »Geschmeidig bleiben, ist schon rum. Wenn du mich fragst, hast du eine Hodenprellung erlitten, mehr seh ich erst mal nicht, aber innerlich sollt man sich das auch anschauen, wenn die Schmerzen ned weggehen, es sei denn, du brauchst sie nimmer.«
    »Hodenprellung, sagst du. Kann man da was draufschmieren?«
    »Nützt ned viel, schadet nix. Am besten ist Eis, gut kühlen. On the rocks, da machst du nix verkehrt.«
    Mühsam zieht der Sandner seine Hose wieder hoch. Einen Blick hat er, bodennah, wie ein Schuhverkäufer.
    »Jetzt schaug i mir die Leich an«, meint der Rechtsmediziner munter, »in meinem Job ham die Toten Priorität.«
    »Vergelt’s Gott.« Hinter ihm her schlappt der Sandner zum Tatort, ganz Cowboy ohne Pferd. Während sein Freund sich an der Leiche zu schaffen macht, winkt er die Wiesner zu sich.
    »Chef, du gehörst ins Krankenhaus«, befindet sie und studiert ihn mit besorgter Miene.
    »Na, ins Irrenhaus, wenn das so weitergeht. Was hat der Sobotnik gesagt?«
    »Noch nix, ehe ich ihn verhören konnt ...«
    Sie weist auf den van Leyden.
    »Und da brichst du die Vernehmung ab? Meinst ned, hier sind scho genug wichtige Leut versammelt? Auf meiner Beerdigung werden’s weniger sein.«
    »Aber du ...« Sie winkt ab, schnauft laut und schüttelt den Kopf.
    »Oiso, tot ist der höchstens eine halbe Stunde, mehr nicht«, verkündet der Aschenbrenner, wobei er sich im Kreis dreht, weil sich qua Amtsautorität die Ansprechpartner im Zimmer drängeln. Tonfall wie der Prediger von der Kanzel.
    »Keine sichtbaren Verletzungen, bis auf ein paar äußerliche Schürfwunden und eine Verbrennung am linken Gesäß. Sieht aus wie ein Dreieck, ein Brandeisen etwa oder ein Bügeleisen. Todesursache ... Herzstillstand ... Genaueres nach der Obduktion.«
    »Das Bügeleisen passt in ein Rucksackl«, knurrt der Sandner und befühlt seinen Verband. »Gefoltert werden sie ihn haben, und er ist ihnen unter der Hand weggestorben, weil seine Pumpe nimmer mitgemacht hat.«
    »Gefoltert?«
    Die näselnde Stimme kennt er, da braucht er sich gar nicht umdrehen.
    »Grüß Gott, Josef. Wie geht’s? Der Oberkommissar Bischoff war so freundlich, mich zu informieren. Er hat mich unterwegs ins Bild gesetzt über den Toten, und ich will mir jetzt selbst einen Eindruck der aktuellen Lage machen – Synergieeffekte, du verstehst?«
    Der Hauptkommissar wendet sich dem Sprecher doch noch zu. Widerwillig, aber im Rücken will er ihn auch nicht haben:
    Der Schachner Gernot, Leiter Abteilung Glücksspiel. Tandelei und Fang-den-Hut.
    Der Sandner bläst die Backen auf.
    Neben dem Kare und dem Schachner steht noch eine mollige Blondine mit modischer Brille und rosa bemalten Lippen. Knappes, braunes Kostüm und Handtäschchen aus Krokoimitat – Oberkommissarin Walther. Ein

Weitere Kostenlose Bücher