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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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die gängige Lohnsteuererklärung. Nur bei den Leichen herrscht die reine marxistische Lehre. Da zerfallen sie zu Staub, die Hierarchien, Beziehungen, Fäden, Autoritäten, all die exponierten Stellungen, die man sich erkämpft und erschlichen hat, als Westentaschen-Hamlet, Bonsai-Mephisto oder schlicht mit einem prallen Geldsackerl.
    Die Auerhammers sind lebendig, zumindest strahlt der Mann eine Vitalität aus, unter animalischer Präsenz könnte man das subsumieren. Für jeden Primatenforscher vertrautes Terrain. Die Frau allerdings kommt daher wie Treibhausgemüse. Makellose Präsentation. Aber nicht zu unterschätzen, die sind dem Geheimnis des ewigen Lebens dicht auf der Spur. Wechselseitig schildern die beiden ihr Stiftungsengagement. Die Wiesner hat sich kundig gemacht über HiZ.
    Aus dem Mund der Auerhammerin hört es sich nach ehrlichem Engagement an. Sie beschließt, ihr noch eine Chance zu geben. Keine Spur von Arroganz oder selbstgefälliger Sozial-Attitüde spürt sie. Leben schießt ein in die Frau, wie sie schildern darf, wofür sie das Geld verwenden und wer alles im Beirat sitzt. Bekannte Namen werden lässig hingeworfen, auch die Fendts, kein Staatsanwalt, dafür ein Stadtrat, ein Kommunalpolitiker und ein Möbelmillionär. Sie hätten eine Verantwortung, lautet ihr Credo, alle säßen sie im selben Boot.
    Ihr Mann mag da sein eigenes Süppchen kochen, mit engem Kontakt zu den großkopferten Matrosen. Er sitzt schweigend dabei, nickt aufs Stichwort, lässt dabei seine Augen nicht von der Polizistin.
    »Der Dennis Weiß, was fällt Ihnen zu dem ein, Herr Auerhammer?«, fragt der Kare.
    Die Ungeduld sieht ihm seine Kollegin an.
    »Ja, was fällt mir dazu ein«, wiederholt er nachdenklich.
    »Ich kenn ja das Josephusheim, von der einen oder anderen Einweihungsfeier. Die Frau Giese ist auch eine Umtriebige. Respekt!«
    »Der Dennis«, erinnert die Wiesner ihn.
    »Jaja, hams Geduld, junge Frau, ich komm scho drauf. Die Frau Giese hat mir von ihm erzählt, und er hat ein Praktikum gemacht bei einer meiner Firmen. Tiefbau. Der strunzfaule Lackel ist aber nur einen Tag gekommen, und an dem hat er gleich einen saubernen Streit gehabt. Früher hättest du so einem ein paar hinter die Löffel gegeben, dann hätt der gespurt. Was ich kassiert hab, sag ich Ihnen, aber geschadet hat des nix.«
    »Und London?«
    »Ja passens auf. Wo er schon bei mir war, hab ich mich a bisserl schlaugemacht über den Dennis, bei der Giese. Die hat mich schon hergenommen, die Gschicht. Und da hab ich ihm helfen wollen.«
    »Ham Sie gwusst, dass er Vater wird?«
    »Ja mei, des ...«
    »Das haben wir natürlich gewusst«, ergänzt seine Frau.
    Er seufzt. »Schaun Sie, wir haben keinen Sohn, und irgendwie, grad bei ihm ...«
    Unverwandt lächelt er die Wiesner an.
    Der bleibt plötzlich die Luft weg. Das Fenster muss sie aufreißen, sonst erstickt sie.
    Der Mann hat sich noch weiter über den Tisch gelehnt, riechen kann sie ihn, eingehüllt fühlt sie sich von seinem Körperdunst. Als hätte sie ihn schon einmal gerochen, als würde alles nach ihm riechen, jede Erinnerung und alles Menschliche.
    Sie springt auf und stellt sich hinter dem Kare auf, die Hände an seiner Stuhllehne.
    »Zehntausend Euro im Jahr?«, fragt sie.
    Die Stimme ist ihr zu grell geworden.
    »Junge Frau, das verstehen Sie nicht. Wenn Sie denken, dieser Junge hat eine ehrliche Chance, etwas aus seinem Leben zu machen, da scheiß i doch aufs Geld.«
    »Und es war kein Stiftungsvermögen«, fügt seine Gattin hinzu, »nur unser Geld.«
    »Und die Pflegeeltern von der Janine Fetzner, die Fendts, das ist ja kein Zufall, das lief auch über Ihre Verbindung?«
    »Ich versteh ja, dass ein Beamter misstrauisch sein muss, junge Frau ...«
    »Kommissarin Wiesner!«
    »Oiso Frau ... Kommissarin, aber das können Sie nicht begreifen, dass sich Menschen einsetzen für andere? Wissens, Sie sand noch so jung und so sympathisch, aber ...«
    »Dem Dennis Weiß hat jemand den Schädel eingeschlagen, mit einem Hammer, ihn nackert auszogen, ihm den Körper zerschlitzt und auf ein Grab geschmissen!«, schreit die Wiesner ihn an.
    Seine Frau hält sich erschrocken die Hand vor den Mund, der Auerhammer schaut nur, fast spöttisch.
    »Öha.«
    »Genau«, sagt der Kare ruhig, »und deswegen ist alles wichtig, was Sie uns sagen können. Alles könnte uns weiterhelfen.«
    »Ein Temperament hat sie, Ihre Kollegin, sakrament.«
    Die Wiesner geht zur Tür. Sie sagt nichts.
    »Herr

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