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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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ich bring zumindest selber Wein mit. Sie sind ... ach egal, wie kommt man denn zu Ihnen hin?«
    Er ist was? Der Sandner nennt seine Adresse, ist aber in Gedanken bereits damit beschäftigt, zu überlegen, ob er nachher arg humpeln muss – tanz den Käptn Ahab – von wegen überzeugender Simulation eines lädierten Haxens. Schon saublöd. Mit geschultem Blick schätzt er gleichzeitig ab, wie viel Aufwand er betreiben muss, damit die Stuben einen halbwegs aufgeräumten Eindruck macht. Männliches Multitasking.
    »So um neun?«, fragt sie.
    »Des passt gut. Oiso bis später, Frau Fuchs.«
    »Ja ... bis später dann, Herr Sandner.«
    Ich freu mich, hätte er noch sagen sollen. Oder besser nicht? Da bist du Mitte vierzig, leitest eine Mordkommission, hast Hunderte von Verhören geführt und fängst an zu gatzen, wie ein Schulbub, sobald ein Weib im Spiel ist. Verstören, auf das versteht sie sich gut, die Füchsin, die holde Apfelmaid.
    Der Sandner hantiert gerade mit dem Staubsauger, wie es Sturm bei ihm läutet. Entweder ist der Beutel voll, das Saugrohr verstopft oder der Motor heißgelaufen, ein ewiges Mysterium. Die meiste Zeit mit dem Gerät verbringt er durch Fummelei, nebst begleitendem Fluchen. Als würde er eine alte Harley fahren. Weghauen ist nicht so einfach. Er hat eine Beziehung zum Sauger entwickelt, die über bloße Funktion hinausgeht. Diesen Lump würde er nicht einst auf dem Wertstofffriedhof zur letzten Ruhe entsorgen, sondern mit Benzin übergießen, abfackeln und vom Balkon stürzen lassen.
    Wie er endlich die Wohnungstür aufreißt, hat sich der Lehnharter schon zum Gehen umgewandt. Kruzifix, hätte er noch zehn Sekunden abgepasst, verwünscht sich der Sandner.
    »Ich hab nachgedacht«, blökt ihn der Hauswart gleich an und unterdrückt ein Rülpsen. Dass ein gehöriger Seier Distanzen überwinden kann, ist dem Sandner nichts Neues. Er streckt ihm die Hand abwehrend entgegen, sonst täten sie bald die Nasen reiben, Inuit Style.
    »Nachgedacht hab ich über die verreckte Gschicht«, bekräftigt der Hauswart.
    »Nie zu spät für a neues Hobby, Lehnharter.«
    »Was sagens? Äh, ja, mei Frau, die hat mir gsagt, Sie sand bei uns unten gwesen und äh ...«
    »Ich hab jetzt keine Zeit für den Schmarrn. A andermal!«
    Der Sandner will grad die Tür zudrücken, da lässt ihn ein Satz vom Hausmeister innehalten.
    »Des war jemand von hier herin!«
    »So, und wer bittschön?«
    »Wo Sie doch jetzt ermitteln tun ...«
    »Wer, Lehnharter, wer und warum?«
    Es gibt Menschen, die tragen ihren Namen wie Schildkröten den Panzer. Gehärtet durch die Ahnenreihe. Funktionell ist das, damit überstehst du Steinschlag ohne Blessuren und schlüpfst mit dem Kopf drunter, wenn dir wer saublöd daherkommt. Manchmal mag es leichter sein, mit dem Vorwärtskommen, wenn man das harte Drum abschnallen könnte, wie einen Ranzen, aber die Evolution kennt nur die fatalistische Variante. Selig ist, wer vergisst ...
    Der Name Auerhammer ist so ein Panzer für seinen Träger, wie die Wiesner vom Kare erfahren darf. Er ist Experte in Sachen auerhammerscher Historie.
    Sie haben Zeit. Das Büro ist verwaist. Der Polizeirat hat den Oberkommissar abgewimmelt, als hätte der ihm an der Haustür mit dem Wachturmblattl das Hirn verstauben wollen. Der Kare hat sich wieder geschlichen, mit dem lautstarken Verweis, sich in organisatorischen Fragen an den Hauptkommissar Muck zu wenden. Sie sollten gefälligst nicht herumspinnen. »Schleich di, Herrschaftszeiten!«
    So kommen sie dazu, lätschige Pizzateile original aus der Pappschachtel zu essen. Eigentlich hätte die Wiesner lieber in Ruhe geschmaust, aber der Kare ist nicht mehr zu stoppen. Er gibt ihr, hauptsächlich mit vollem Mund, eine Einführung zum Thema Münchner Bauunternehmersippen. Eins-zu-einsÜbertragung der Schilderungen seiner Großtante Magda, einer begnadeten Geschichtenerzählerin. Deren zweiter Mann, der Schorsch, drei hat sie bislang überleben dürfen, war Polier gewesen beim alten Auerhammer, bis ihn der Prostatakrebs weggeräumt hatte. Neunundsechzig. Nichts und niemand hätte den umhauen können, war das Mantra der Verwandtschaft gewesen, bis zuletzt.
    In die Nachkriegszeit fallen die Gründerjahre vom Bauimperium. Der Großvater des heutigen Stammhalters war als grobes Viech weithin bekannt. Die Leut haben von ihm immer mit einer Mischung aus religiöser Ehrfurcht und Abscheu gesprochen. »A abdrahter Hund, der oide Auerhammer.«
    Genau hat das keiner

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