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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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aus.«
    Das wird er noch lernen, das Schwindeln, bei der Polizei, der Hartinger.
    »Du weißt doch, was los ist mit uns, mit dem Kare, er hat ja sonst keine Freunde, und du, ich hab gedacht ...«
    »Ich geh jetzt wirklich besser«, verkündet die Fuchs.
    »Na, ich wollt nicht stören«, meint die Kathrin, »wenn ich gewusst hätte ...«
    »Setzt euch bittschön beide einen Moment ins Zimmer, ich komm sofort«, sagt der Sandner. Fast hat es sich wie ein Befehl angehört, zumindest gibt es von den Madln keine Widerworte. Das hätte er nicht gedacht, dass sie folgsam in der Stuben verschwinden. Möglicherweise seinem hinfälligen Erscheinungsbild geschuldet, Marke gerupfter Uhu. Der Sandner verharrt im Gang. Das Richtige kann er nicht tun, nur Minimum zweieinhalb nicht wiedergutzumachende Gräueltaten. Eine Münze werfen? Er kann die Kathrin nicht einfach davonjagen. Gefühllos und eiskalt, der Mann. Und die Apfelmaid? Auf Nimmerwiedersehen wär er sie los – wenn auch mit Verständnis –, sollte er sie auf die Gasse komplimentieren.
    Da hat sich der Sandner selbst überrascht. Draußen auf der Straße kommt er wieder zur Besinnung und zieht sich die Mütze auf den Kopf. Langsam schlendert er den Auer Mühlbach entlang. Keine optimale Lösung, kein gewitzter Dreh, aber Besseres hätte er nicht zustande bringen können. Schlupfloch im Dilemma, die dritte Möglichkeit. Keine geht. Nur er. Schlimmstenfalls wäre minutenschnell seine Wohnung entseelt. Eigentlich hat er nur einen kurzen Spaziergang vor. Aber er überlegt es sich anders. Die Tüte mit Ömers Schweinereien hätte er dabeihaben sollen, dann wäre er hinunter an die Isar und hätte sich auf die Steine am Ufer gesetzt. So hatscht er über den Kolumbusplatz, in die Au, bis es ihn letztendlich in die Kneipe treibt. Die Größte hat er sich ausgesucht. Stark Platzangst-gefährdet ist der Hauptkommissar gerade und unsozial wie ein Zwingerhund, alternativ das Herrchen. Halbleer ist die Wirtschaft, sodass er einen Tisch für sich alleine besetzt. Das wird so bleiben, weiß er, wie er das quietschfidele Publikum in Augenschein nimmt. Zum alten Sack mit der fleckigen Wollmütze und dem finsteren Gschau wird sich niemand freiwillig gesellen.
    Der Primitivo ist unterer Durchschnitt, aber nach dem dritten Glas hat sich der Sandner dran gewöhnt. Die Penne all’ arrabiata hat er glücklich hinter sich gebracht.
    Das Rabiate daran war höchstens das Bedienungsmadl gewesen, welches ihm den Teller zünftig hingepflunzt hat, als wär’s die Mittagsmahlzeit in Stadelheim. Vielleicht hat sie sich gedacht, so wär er das gewöhnt, und sie wollte ihm etwas Gutes tun, auf Freigang.
    Grad will er das Glas leeren, da klingelt der Hartinger bei ihm durch.
    »Ich weiß, es ist spät, wie geht’s denn?«
    Der hört sich nicht gut an, der Bursch.
    »Könnt ned besser sein. Aber deswegen rufst nicht an, oder? Was druckt di, Hartinger?«
    »Was ist das da im Hintergrund?«
    »Lady Gaga, warum?«
    »Nur so, passt es grad?«
    »Freilich, jetzt red halt.«
    »Warum ich anrufe, also angefangen hat des mit dem Staatsanwalt. Weil wir den Sobotnik nicht befragen konnten, wegen seinem Anwalt. Der hat ihn abgeholt. Und wie der Wenzel gemeint hat, das wär nicht wichtig, darum sollen wir uns nicht kümmern, ist die Sandra abgegangen wie die Geierwally.«
    »Versteh ich.«
    »Und dann ...«
    »Weißt was, Hartinger, morgen bin ich wieder im Gschäft, erzähl mir bloß den Schluss.«
    »Also ... die Sandra ist handgreiflich geworden, gegen den Kare.«
    »Handgreiflich, wie meinst des?«
    »Eine saftige Watschn hat sie ihm eingschenkt.«
    »Mi hast ghaut, warum des?«
    »Da muss wohl was passiert sein bei der Vernehmung vom Auerhammer, und dann hat der Kare sie erst gefragt, ob sie ihre Tage hätt, und dann hat er gsagt, sie wär eine hysterische Zuchtl.«
    »Hysterische Zuchtl? Und was hast du dabei gmacht?«
    »Ich? Nix. Was hätt ich denn machen sollen?«
    »Des war gscheit. Wo sand’s denn jetzt, die beiden Streithähne.«
    »Die Sandra ist scho weg, und der Kare hockt im Büro und friemelt an den Akten rum. Ich komm mir wie eine Petze vor, aber die sind beide so derb daneben. Ich weiß ned, was da los ist.«
    »Fahr heim, Hartinger, mach dir einen schönen Abend. Gut dass du es gsagt hast, ich red morgen mit ihnen, in der Früh bin ich da. Des kriegen wir hin, mach dir keinen Kopf. Gut Nacht.«
    Noch einen Primitivo bestellt sich der Sandner. Dass er dabei zum lachen anfängt, bringt ihm

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