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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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einen misstrauischen Blick der Kellnerin ein. Der Tag hat keinen Notausgang, und die passende Nacht kriegt er gleich dazuserviert. Da soll ihm keiner kommen mit Carpe Diem, da ist er Experte, wobei der Tag sich eher den Sandner gepflückt hat. Mit einem Zug stürzt er das Glas hinunter und zahlt.
    Draußen vor der Kneipe spürt er, wie die Koordination ins Stottern gerät. Er stapft nach Hause, die kalte Nachtluft meint es gut mit ihm. Irgendwann musste das mit dem Kare einmal Probleme geben. So eine Angelegenheit kannst du nicht im Kammerl zu Hause wegsperren, und kreuzfidel in die Arbeit. Da hat der Sandner Erfahrung. Kathrins Zustand hat gezeigt, dass die Kammerltür eingeschlagen worden ist und die Gschicht vogelwuid umanand läuft. Dressed to kill.
    Der Kare ist ein guter Polizist. Der Sandner kann sich keinen besseren vorstellen, so er denn nicht gerade einen Poltergeist mit sich rumschleppt, der ihm ins Hirnkastl rülpst.
    Gerade einmal zwei Wochen hatten sie zusammengearbeitet, da hat er dem Sandner das Leben retten dürfen.
    Wie die meisten Geschichten hat diese ganz banal angefangen. In Neuperlach sind sie unterwegs gewesen und haben kurz bei einem Madl vorbeischauen wollen, welches zum Vernehmungstermin nicht aufgetaucht war. Meier hat sie geheißen, Kerstin Meier. Den Namen wird der Sandner nicht mehr vergessen.
    Wie der Kare das Zetterl mit der Adresse aus der Tasche gezogen hat, haben sie nicht erkennen können, ob die Hausnummer nun eine Drei oder eine Neun ist. Sauklaue. Sie hätten natürlich nachfragen können, aber sie sind munter drauflos. Mausgraue Wohnblocks beim Einkaufszentrum. Nummer neun, rein zur offenen Haustür und flugs bei K. Meier geläutet. Früh am Morgen hat der Kare gescherzt, die Meierin könnte sie im Morgenmantel empfangen.
    Die Tür ist prompt aufgemacht worden. Nur einen Spalt.
    »Guten Morgen, wir sind von der Polizei«, hat der Sandner höflich gesagt, in der rechten Hand unvorschriftsmäßig einen Kaffeebecher. Wie sich nichts gerührt hat, wollt er reinspechten und hat einen Schritt in den dunklen Flur getan. Ein verhängnisvoller Schritt. Knüppel aus dem Sack. Der erste Schlag mittels Baseballschläger hat ihm den Kaffee übers Gwand geleert und die Speiche am Handgelenk glatt durchgebrochen. Aber bevor das Holzdrum, wie geplant, von oben auf ihn heruntersausen konnte, um ihm den Schädel aufzuknacken, hat es geknallt neben ihm. Schläger samt Besitzer sind auf dem Boden aufgeschlagen. Der Meier Kurti hat eine 9 mm-Kugel in die Schulter bekommen. Gebrüllt hat er wie der Ochs am Spieß. Dass er einen abgeschabten Morgenmantel angehabt hat und nichts drunter, ist nur ein unwesentliches Detail gewesen.
    Der Sandner ist gleich mit umgefallen. Das Nächste, an das er sich erinnern konnte, war das bärtige Gesicht vom Notarzt gewesen, zehn Zentimeter vor dem eigenen. Vielleicht hatte der ihn wachgeküsst.
    Der Kare war als Scharfschütze fehlbesetzt, genauso gut hätte er ihm das Licht ausblasen können, dem Kurti.
    Das Geschoss war arg nah am Sandner vorbeigezischt.
    Am Schießstand hatte sein Kollege mit der PPK eine gewaltige Streuung gehabt. Da hast du nur beten können, ein realer Gegner brächte mindestens zweihundert Kilo auf die Waage, zwecks amtlicher Trefferfläche.
    Der Kurti war ein dürrer Hering gewesen.
    Aus zwei Meter Entfernung hat der Kare das Optimum herausgeholt. Die allgemeine Redewendung war »gezielter Dienstwaffengebrauch«.
    Davon hatte der Sandner ein akustisches Trauma davongetragen. Wochenlang hat es geklingelt bei ihm, als hätte er einen Wecker im Schädel. Kollateralschaden. Trotz Gipsarm konnte er drei Kreuze schlagen, wie die Sache ausgegangen war.
    Was den Kurti am Auftritt der Polizisten verstörten musste, hat sich schnell gezeigt. Schmuck haben sie gefunden, in prallen Plastiktüten, Kreditkarten, Autoschlüssel, Uhren und haufenweise Geldbeutel. Ein windiger Dieb, ein winziges Licht, sozusagen Glühwürmchen. Er hätte bloß deutlich machen müssen, dass er keine Kerstin Meier wäre. Kurz das Mäntelchen gelüftet, gescheiter wär das für alle Beteiligten gewesen. Das Paranoide hatte sich eingenistet gehabt bei ihm, unerschüttert Gläubige täten das unter dem Begriff »schlechtes Gewissen« subsumieren. Und durch exzessiven Gebrauch ungeeigneter Substanzen ist die Gewalt aus ihm herausgebrochen wie beim frustrierten Kirmesboxer.
    Ermittlungserfolg für die Statistik.
    Die Meier Kerstin von Hausnummer drei ist derweil in den Wehen

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