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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Handy?«
    »Du hast es gewusst? Der Hartinger ist Lehrers Liebling.«
    »Und?«
    »Des passt scho. Wir ham beide gekocht, und dann sind wir übergelaufen.«
    »A Watschn zur rechten Zeit ... lassts des ned zur Gewohnheit werden, verstehst?« Die Eva fällt dem Sandner ein. Anrufen wollt er sie noch.
    »Ich hab mich entschuldigt, er hat sich entschuldigt. Bist zufrieden, Herr Hauptkommissar?«
    »Beinah glücklich machts ihr mich.«
    Sie steigen aus, und der Sandner drückt auf die Klingel neben der kleinen Holzpforte.
    Das muss der Herr Lehrer sein. Sympathischer, schlaksiger Fünfziger mit Karohemd und kurzrasiertem Resthaar. Verdutzt ist er zwar, wie die beiden Polizisten sich vorstellen, aber er bittet sie gleich in sein Domizil. Die Burschen würden schlafen, und seine Frau wär im Krankenhaus. Pflegedienstleitung.
    Sie trinken in der modernen Küche an der Stehbar zusammen Apfelschorle.
    »Ich hab’s den Jungs schon mal gesagt, dass ich den van Leyden für, gelinde gesagt, dubios hielt«, sagt ihnen der Kleinschmidt senior, »aber Auftritte hat er besorgt und Internetpräsenz, und es ging ja richtig los.«
    »Hat die Band Pläne, gibt’s schon ein neues Management, geht ja gschwind im Business.«
    »Was glauben Sie, warum ich hier bin? Eigentlich hätte ich Unterricht. Ich hab mich krank gemeldet. Bald werd ich’s auch wirklich sein. Ich würde es nicht Manager nennen, aber ich versuch gerade mir einen Überblick zu verschaffen, es zu ordnen, wo ich kann. Ein Tohuwabohu sondergleichen. Unzählige Anrufe hab ich gemacht, E-Mails verschickt, lokale Roadies, Veranstalter, Anwälte, Presse, Wichtigtuer, Nullnummern, die meisten fragen mich, wo ihr Geld bleibt.«
    »Wo üben die Burschen denn hier«, will der Sandner wissen, »im Keller?«
    »Wollen Sie es sehen?«
    Eine schmale Treppe führt nach unten. Der Sandner erfährt, dass alles schalldicht ausgebaut worden ist. Noch traumatisiert vom eigenen Kellerevent beginnt er zu frösteln. Hinter der Wiesner und dem Lehrer betritt er zögernd den Raum.
    Auf der Snare drum liegen zwei Drumsticks. Alles richtig gemacht, die Reise scheint sich gelohnt zu haben. Instrumente und Verstärker sind im Halbkreis angeordnet, keine Aschenbecher, keine Bierflaschen, nicht so wie bei Sandners »The Grattlers«, wo ohne diese Utensilien kein Ton zustande gekommen wäre. Vor ihm lehnt die Hoyer Paula im Ständer.
    »Schönes Stück, das war Ihre, nicht?«
    Der Lehrer nickt.
    »Darf ich amal?« Der Polizist hat bereits die Hand ausgestreckt.
    Der Lehrer schaltet einen Marshall Verstärker an.
    »Spielen Sie auch? Nehmen Sie sie ruhig raus, Sie werden schon nichts kaputt machen.«
    Der Sandner hängt sie sich um. Sie ist schwerer als seine. Der Hals liegt gut in der Hand, butterweich lässt sie sich greifen. Open-G-Stimmung. Er wirft der Wiesner einen Blick zu, dann haut er in die Saiten. »Little red rooster.«
    Sein Gastgeber grabscht sich auch ein Instrument. Versonnen spielen sich die beiden ein, wechseln sich ab bei der Rhythmusarbeit, lassen die Klampfen aufheulen und singen. »Watch out strange cat people, little rooster is on the powl.«
    Die Wiesner setzt sich in eine Ecke und beobachtet die Männer. Beim Sandner weiß man nie, denkt sie sich. Ob er hier rausgefahren ist, um den Sobotnik durch die Mangel zu drehen, oder auf eine Jam Session spekuliert hat. Vielleicht passieren ihm die Situationen einfach. Fallen ihm in den Schoß, und er sammelt sie auf, als tät er unter dem Kastanienbaum sitzen. Und hin und wieder bumst ihm eine auf den Kopf, das ist das Risiko, und er braucht einen Verband und den Notarzt. Alles fügt sich allweil ineinander, als könnte es gar nicht anders sein. Dass die Tür aufgeht, bekommt nur sie mit, die beiden Musikanten sind vertieft, konzentriert, nicht von dieser Welt.
    Der Sobotnik setzt sich hinters Schlagzeug und nimmt den Rhythmus auf. Natürlich ist das, harmonisch. Die restliche »Nachtgoul«-Besetzung postiert sich mit Bass und Mikro im Raum. Die Wiesner wiegt ihren Körper im Takt.
    Wenn der Sandner das vorausgesehen hat, geht er als Münchner Nostradamus durch. Sie spielen einfach weiter und weiter, als wär es das Normalste der Welt.
    Nach einer Weile schnallt sich der Sandner die Gitarre ab und stellt sie zurück in den Ständer. Mit verklärtem Ausdruck nickt er der Wiesner zu. Sie steht auf, dann gehen die beiden die Stiege wieder hinauf. Der Lehrer und Sobotnik folgen ihnen. Im Wohnzimmer lassen sie sich nieder.
    »Sie sind wegen

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