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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Respekt«, schmeichelt der Sandner, dann sind sie draußen bei der Tür.
    »Was soll ich denn machen?«, wiederholt die Wiesner auf dem Weg zum Auto.
    »Ja, was soll er machen, der Bub«, sinniert der Sandner. »Meinst, sein Spezl hat ihm einen Anwalt spendiert?«
    »A andere Idee hab ich ned.«
    »Und jetzt?«
    »Ich hab mir gedacht, wenn ich ihn a bisserl zwick, ruft er den Waldach schon an.«
    »Der Waldach sagt uns doch auch ned, wer ihn bezahlt.«
    »Wir schießen halt mit Schrot, vielleicht fällt ein Vogerl vom Baum.«
    »Solang’s ned bloß runterscheißt auf uns. Der Wenzel findet des Ganze bestimmt ned gspaßig.«
    »Bin ich sein Privatclown?«
    »Was ist mit dem Auerhammer?«
    »Brauchst mich nicht erinnern, ich hab es nicht vergessen.«
    »Woher hast du das mit dem Auto gewusst?«
    »Auf dem Beifahrersitz vom Cabrio liegt eine zerknüllte Packung Lucky Strike. Die anderen Burschen ham kein Auto, der Lehrer raucht ned – Schuss ins Blaue.«
    »Da hat er noch einen Nebenverdienst, der Sobotnik.«
    »Kann sein, kann nicht sein.«
    Auf der Rückfahrt haben sie sich in Theorien verwickelt, bis am Schluss keiner mehr rausgeschaut hat. Einen Entfesselungskünstler hätten sie gebraucht.
    Im Präsidium tobt der Bär. Nervosität hat sich breitgemacht, das sieht der Sandner an den Gesichtern. Der Kare kauert am Schreibtisch und schaut leicht derangiert aus. Krebsrotes Gesicht, ein Uniformhemd hat er an.
    »Grüß dich, Kare, auch schick«, sagt der Sandner.
    »Ich sag auch nix über dein Wollmützerl«, knurrt der Angesprochene, »wie geht’s dir denn, bist fit im Schritt?«
    »Des wollt ich dich grad fragen. Was war los?«
    »Ich schreib grad noch einen Bericht über einen tätlichen Angriff. Die Ghost Busters daherin schleppen Gestalten rein zur Vernehmung, des is wie Geisterbahnfahren auf der Wiesn.«
    »Der Kare und ich haben einen vernommen«, ergänzt der Hartinger, »einen Bär im Lederoutfit, zwei Meter Minimum. Der war aktenkundig, weil er am Grünwalder Friedhof rumgeschmiert hat. Einmal haben sie ihn nachts dort aufgegriffen, nackt, dass es der Sau graust, und völlig bedröhnt.«
    »Und wie ich ihn gefragt hab, ob er glaubt, dass die Toten sich fürchten täten vor seinem Drum Dödel, springt der Gleufi über den Tisch und reißt mir’s Hemd in Fetzen. Was anders hab ich ned gefunden hier herin. Aufpassen musst bei den Burschen, wie ein Haftlmacher. Zu fünft ham wir ihn kaum derpackt. Drei mussten sich draufsetzen, bis er Ruhe gegeben hat. Ein solch ein strunzdummer Ochsenschädel. Dabei hätte er ein Alibi gehabt. Vorgestern wär er bei seiner Großmutter zum Achtzigsten gewesen und hätt dort auf dem Sofa genächtigt, mit Eierlikör weggebeamt, behauptet er. Die Schnauze gestrichen voll hab ich, das sag ich dir.«
    »Hauptsache, ihr habts an Spaß. Was ist eigentlich mit Sanguis und seiner Gespielin?«
    »Der hat sein Geständnis widerrufen. War eh klar. Keine große Sache. Ich hab seine Mutter zu ihm lassen. Nach eineinhalb Stunden war er reif, sie durfte ihn mitnehmen. Geheult hams beide Rotz und Wasser. Jeden Tag eine gute Tat. Seine Satansbraut ham wir mitgeschickt. Anzeige kriegens halt noch, wenn wer Lust und Zeit übrig hat für den Schmarrn.«
    »Komm, Kare«, meint der Sandner, »Mittagessen, ich lad dich ein.«
    Zufrieden schaut die Wiesner drein.

    Was der Sandner am Kare bewundert, ist sein Talent, mit der Umgebung zu verschmelzen. Überall passt er hin, als wär er schon immer da gewesen, geboren und aufgewachsen. Meister der Assimilation.
    In der Hansastraße kannst du neben allerlei anderen Dingen gepflegt italienisch essen.
    Der Kare hat sich sofort in ein Gespräch mit dem Bedienungsmädel vertieft, sobald sie durch die Tür der Pizzeria gekommen sind. Ihnen wird ein Platz im Eck zugewiesen, auf eine Art, als wären sie Freunde des Hauses. »Ramona«, spricht der Polizist die junge Frau an und wie es stünde mit ihrem Philosophiestudium. Selbst der Wirt himself kommt vorbei und schüttelt dem Oberkommissar die Hand.
    Derweil kann sich der Sandner mit der Karte beschäftigen, weil unbeachtet.
    »Schaust du jede Woch vorbei zum Schutzgeld pressen?«, meint er, als sich der Kare endlich zu ihm bequemt. Er erntet nur ein Grinsen.
    »Die Spaghetti mit Meeresfrüchten kann ich empfehlen.«
    Da ist er nicht allein. Ramona lässt es sich nicht nehmen, sie umfangreich zu beraten.
    »A Nette, gell?«, erkundigt sich der Kare, als sie sich mit den Bestellungen trollt.
    »Apropos«, sagt

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