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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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ausgestattet, geht er mit seiner Kollegin zum Auto.
    Der Mediziner sagt, dass Sozialkontakte wichtig seien für die psychische und physische Gesundheit. Und einen solchen Kontakt hat er gehabt, gestern Nacht, mit »sozial« könnte man den umschreiben. Nicht dass er sofort Bäume ausreißen könnte oder einen Waldlauf durchstehen, nur aufgehellt ist er innerlich, die Sonne spitzt ihm zwischen seinen Jalousien durch. Mental bereit zum Kraftakt.
    »Jetzt rufst den Kare an und fragst ihn nach der Adresse von dem Lehrer in Augsburg. Weißt schon, dem Vater vom Gitarrero Kleinschmidt, wo die Band jetzt wohnt.«
    »Fahren wir nicht ins Büro?«
    »Na, es sei denn, du hast einen Termin.«
    »Nein, aber ich muss dir noch was sagen.«
    »Des hat Zeit. Ruf ihn bittschön an, und lass dir die Adresse durchgeben. Grüßt ihn von mir. Ich hol mir dawei noch a Brezn. Magst auch was?«
    Die Wiesner schüttelt den Kopf und schaut unschlüssig ihr Handy an.
    Der Sandner macht sich auf zur Bäckerei.
    Natürlich hat ihn die Geschichte mit dem Sobotnik gefuchst. Was der Doktor Waldach und der Brezensalzer zusammenbrauen, muss er noch lange nicht saufen. Wissen kann er natürlich nicht, was oder wer ihn da in Augsburg erwartet. Der Manager von den Burschen jedenfalls nicht mehr. Er weiß nur, was er an Stelle der Bandmitglieder gemacht hätte. Gespielt. Was bleibt ihnen sonst? Und mit ein bisschen Glück haut dabei ein Schlagzeuger auf die Felle. Die vollständige Fassung will er hören. Nichts als die reine Wahrheit, selbst wenn der Sandner helfen muss.
    Er hat es nicht eilig mit dem Breznkauf. Froh ist er über die kleine Schlange, die sich beim Hofpfister gebildet hat.
    Die Geschichte von der Sandra schwingt noch nach. Er ist überzeugt davon, die Sanne hätte es erzählt, sobald etwas vorgefallen wäre. Überzeugt, wie ein Vater nur sein kann. Den Namen ihres Gitarrenlehrers hatte er allerdings einstmals durch den Polizeicomputer laufen lassen. Kein Treffer.
    Empört hatte seine Tochter reagiert, als ihre Mama geschildert hat, wie ihr als Dreizehnjährige ein Bademeister den Hintern betatscht hätte.
    Seine Kleine hat beteuert, mindestens eine Watschn hätt sie ihm gegeben und das ganze Schwimmbad zusammengebrüllt. Da war sie neun gewesen. Kindliche Ernsthaftigkeit.
    Ihre Mutter hat seinerzeit gschamig geschwiegen.
    Du hockst nicht drin im Kopf. Aufs Gefühl von der Sandra tät er schon einen Zwanziger setzen, Haus und Hof nicht unbedingt.
    Augsburg ist ein schönes, malerisches Städtchen. Außerdem ist hier die Augsburger Puppenkiste verortet. Das hat dem Sandner schon immer gefallen, dass eine Stadt berühmt ist für ihre Puppenspieler. Besser als für »beer and yodelin’ fun«, Sperrholzmöbeltandler oder eine BND-Zentrale. Aus kriminalpolizeilicher Sicht mahnt die Stadt zur Demut. Du bist nicht allmächtig. Seit zwanzig Jahren ist ein örtlicher Frauenmörder abgängig. Fünfzehnmal hat er zugeschlagen.
    Zehnmal im Jahr wird aktuell gemordet in Augsburg, statistisch gesehen. Der Boandlkramer hat sich allerdings noch nie was gschissen um Arithmetik und Stochastik – weder hier noch anderswo. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen vor Ort scheint auf jeden Fall anderen Beschäftigungen nachzugehen, beispielsweise sich mit Nahverkehrszügen Richtung München herumzuplagen. Da wird Zeit zum kostbaren Gut.
    Das Haus vom Musikervater Kleinschmidt liegt nördlich. Stadtteil Bärenkeller, dort wo die Straßen nach Mutter Natur benannt sind. Bär und Hänfling. Gediegener Wohlstand die einen – auf Naht genäht der Rest, bis auf diverse anisogamische Versuche. An gedrängten Wohnblocks, Relikte kärglicher Zeiten, vorbei zur Häuschensiedlung. Ruhiger wird es, Baum und Strauch vervielfältigen sich.
    »Voilà«, sagt die Wiesner.
    Vor schlichtem Holzzaun parken ein VW-Bus und ein Mini-Cabrio.
    »Eigentlich wollt ich so einen, aber der ist sauteuer«, sagt die Wiesner beim Einparken.
    »Ois is relativ«, meint der Sandner zu ihr und gähnt ausgiebig. Hinten im Kopf lauert noch ein dumpfer Schmerz.
    »Ois is relativ teuer«, stellt seine Kollegin fest.
    »Für an Zwerg is der Rodelhügel vom Olympiapark auch wie für unsereins die Zugspitz.«
    »So a Zwerg, Sandner, kommt beim Mini gar ned erst zu den Pedalen nunter.«
    »Eigentlich heißt es, ihr Frauen habts Phantasie und Imaginationsvermögen qua Geschlecht.«
    »Steig ma jetzt aus, oder soll ich mir des bloß amal vorstellen?«
    »Was hat der Kare eigentlich gsagt zu dir am

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