Der Sandner und die Ringgeister
der Sandner.
Der Kare seufzt auf. »Ich hab gewusst, dass du mich ned einfach so einladst.«
»Bin ich so ein Geizkragen?«
»Na, zum Italiener gehst du alle heilige Jahr einmal.«
Ramona taucht wieder auf und bringt ein Weißbier für den Kare und einen Merlot für den Hauptkommissar.
»Weißt, Kare, ich sollt mich bei dir nicht einmengen.«
»Dann tu’s auch nicht.«
Unbeirrt fährt der Sandner fort. »Hör zu, jetzt sag ich dir was als Vorgesetzter. Wenn du deine Arbeit nicht machen kannst, weil du zu Hause nimmer ein noch aus weißt, dann nimm Urlaub und Schluss. Sonst schick ich dich. Das Büro ist auch kein Schlafzimmer.«
»Gibt’s Klagen?«
»Und jetzt sag ich dir was als Freund. Scheißegal, was da zwischen dir und der Kathrin ist und ob du umanand vögelst, aber dass du den Kopf in den Sand steckst und nix tust, geht ned. Bered’s mit deiner Frau, hock dich ned einfach hin und ziehs Gnack ein.«
»Du redest dich leicht.«
Der Sandner lacht auf.
»Weißt«, erzählt der Kare, »heut Morgen bin ich heim, um mir ein Gwand zu holen, war eh umsonst – und zu duschen. Da ist die Kathrin auch grad heimkommen, und gsagt hat sie nix.«
»Und? Willst du ihr einen Vorwurf auch noch machen?«
»Was weiß ich.«
»Ich sag dir bloß – mach was. Und wenn ihr des ned alleine schaffts, suchts euch Hilfe. Ich ... ich kenn des.«
»Ich hab eh mit der Gabriela einen Schlussstrich gezogen. Zufrieden? Des war beschissen genug. Was meinst du mit Hilfe? Soll ich zum Psychiater? So weit kommt’s noch. Ist doch Larifari! Ich wollt einfach nimmer so weiter, verstehst? Wie im Mühlrad, immer im Kreis. Des geht ned.«
Die Ramona bringt das Essen.
Mit düsterem Gschau stochern die Männer in den Tellern herum. Stellvertretend werden unschuldige Nudeln traktiert.
»Du machst dir’s einfach. Kümmer dich um die Kathrin und dich, oder bleib halt ein damischer Esel«, sagt der Sandner schließlich hart. »Und so was wie gestern brauch ich nimmer.«
Der Kare kämpft stumm mit den Nudeln.
Der Sandner seufzt. Er hat es nicht in passende Worte packen können. Wenn du das Maul nicht aufreißt, kannst du es dir nicht verbrennen. Er legt das Besteck beiseite, schaut sich im Lokal um. Aus den Bürohochhäusern strömen sie herbei, zwitschern und plappern, die Handys neben dem Aqua minerale und dem gemischten Salat. Wie sein Handy spielt, hofft er, es wär die Eva, aber es ist die Wiesner, die ihm verkündet, dass jemand ihn abholen wolle um zwei vor dem Laufhaus, und es würde um den Sobotnik gehen. Kein Name, aber es wär nett, wenn er Zeit hätte.
Eine halbe Stunde hat er noch Zeit, nur ins Nettsein müsste er sich reinknien. Da ist ein Vogerl vom Baum gefallen.
»Sag amal Kare, gibt’s was Neues vom van Leyden?«
»Mir haben ein Problem, ihm eine Simkarte zuzuordnen, wer weiß, wo der das Handy ausgegraben hat, Niederlande, England oder Posemuckl. Das Dezernat Glücksspiel lässt auch nix raus. Dass sie aufschlussreiche Spuren verfolgen, hams gsagt. Im Gegensatz zu uns.«
Der Sandner erzählt ihm vom Gespräch mit Sobotnik, und der Kare lässt die Vernehmung der Auerhammers Revue passieren. Im Aufstehen teilt er ihm mit, dass der Auerhammer ihm gesteckt hätte, die Fendts hätten vor vier Jahren ihren kleinen Sohn verloren. Ertrunken im Gartenteich der Großeltern. Und seine eigene Frau? Unfruchtbar, wie trocken Zwieback.
»Weißt, Sandner, des kann ich nachfühlen, aber andersrum, meine Burschen schwimmen ums Verrecken ned. OAT-Syndrom, sagt der Mediziner dazu.«
Während dem Sandner Mucken ins offene Maul fliegen könnten, holt der Kare seine Jacke und grinst gezwungen.
»Die Auerhammerin hätt ihn am liebsten erwürgt, so hat’s ausgesehen. Plump, wie der Depp daherkommt, hat er mir klarmachen wollen, warum er dem Bursch so geholfen hat. Weil er keinen eigenen Sohn hätte, der Arme. Kein Funken Gespür, der Kerl, der haut des raus, als tät er übers Kaffeetrinken reden. Wenn den seine Alte von hinten erschießt, auf fünfzig Meter mit Zielfernrohr, plädier ich auf einwandfreie Notwehr. Für ihn gibt’s allerweil nur ich, ich, ich.«
Dabei hat der Sandner immer geglaubt, die Kathrin und der Kare hätten keine Kinder gewollt.
Vor einem Freudenhaus stehen und sinnieren, ist auch ein Zeitvertreib. Seltsame Art von Humor, ihn hier warten zu lassen. Mittags brummt es. Ab und an geht ein Mann an ihm vorbei, manchmal auch Grüppchen. Die sind deutlich aufgeräumter und selbstbewusst. Einen forschen Schritt
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