Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
ich ihr den Tod fast so sehr wie Gregor.
Ich hatte mich gerade bis auf anderthalb Kilometer herangepirscht, als Fabian mit geisterhaften Armen winkend auf mich zugesaust kam.
»Gregor ist zurück!«, rief er.
O Scheiße . »Sag es Bones«, wies ich ihn an und zog den Detonator vom Gürtel. Mit wachsender Verzweiflung beobachtete ich den Himmel. Der Sonnenaufgang stand dicht bevor, sodass ich es nicht riskieren konnte, mich ins Geschehen einzumischen, aber Knöpfe drücken konnte ich wenigstens. Zumindest so konnte ich helfen.
Fabian verschwand im Haus, ohne sich die Mühe zu machen, dazu eines der eingeschlagenen Fenster zu benutzen. Ich wartete, zählte voller Hektik und Anspannung die Sekunden, bis er in der Nähe des Dachs schwebend wieder auftauchte. Es sah aus, als deutete er auf etwas zu meiner Linken – die Richtung, aus der ich quietschende Reifen gehört hatte. Dieser verdammte Gregor war wirklich ein cleverer Blutsauger. Er war nicht bis zum Haus gefahren, wo er ein leichtes Ziel abgegeben hätte. Nein, er wollte sich durchs Unterholz heranpirschen und seinen eigenen Hinterhalt starten.
Ich winkte Fabian zu, immer darauf bedacht, geduckt zu bleiben, woraufhin der Geist vom Dach huschte und im Erdboden
zu verschwinden schien. Augenblicke später tauchte er direkt vor mir wieder auf, sodass ich ganz überrascht war, ihn plötzlich Zentimeter vor meinem Gesicht zu sehen.
»Finde raus, wo sie sind«, flüsterte ich.
Fabian verschwand wieder im Erdboden. Ich wartete; die Sekunden, die dann folgten, waren eine nervliche Zerreißprobe für mich. Schließlich tauchte Fabians Kopf aus dem Boden auf, wie ein nebelhaftes Erdhörnchen.
»Sie gehen ums Haus herum.« Seine Stimme war so leise, dass ich sie kaum hören konnte. »Sie gehen in deine Richtung, aber näher am Haus entlang.«
Ich lächelte grimmig. Also genau da, wo die Bäume mit dem TNT waren. Komm schon, Gregor. Zeig mir, wo du bist.
Mein Wunsch erfüllte sich, als ich im Unterholz keine fünfzig Meter von mir entfernt eine leise Bewegung hörte. Noch zwanzig Meter, zehn. Fast sind sie da. Fast …
Ich löste die Sprengung genau in dem Augenblick aus, in dem Gregor und seine Wachen dicht an den mit den meisten TNT-Ladungen bestückten Bäumen vorbeikamen. Einer nach dem anderen gingen die Sprengsätze hoch. Gregor und seine Leute stoben verwirrt auseinander, fragten sich, was als Nächstes explodieren würde. Außerdem war das mein mehr als lautes Rückzugssignal für Bones. Sie mussten weg, ob sie meine Mutter gefunden hatten oder nicht. Die zwölf Wachen, die Gregor bei sich hatte, würden es uns auch so schon schwer genug machen, lebend zu entkommen. Noch länger zu warten konnten wir uns nicht leisten.
Hasserfüllt starrte ich den immer heller werdenden Himmel an. Wäre es nur eine Stunde früher gewesen, hätte ich kämpfen können! Ich hätte helfen können, meine Mutter zu retten, oder ein paar Wachen ablenken. Ich hätte überhaupt irgendetwas anderes tun können, als mich zu verstecken.
Von innen heraus barst ein Fenster, durch das zwei Gestalten krachten und zu Boden fielen. Als ich sie erkannte, verspürte ich einen Augenblick eisiger Genugtuung; es waren Bones und Cannelle. Er hatte sie in den Schwitzkasten genommen und riss ihr mit einem Ruck den Kopf ab. Adieu, Miststück , dachte ich, als ich sah, wie er ihren leblosen Körper beiseitestieß. Meine Siegesfreude war allerdings nur von kurzer Dauer. Gregor brüllte einen französischen Befehl, und all seine zwölf Wachen stürzten sich auf Bones.
Ich war bereits aufgesprungen, hatte völlig vergessen, dass ich eigentlich versteckt bleiben wollte, als Spade aus dem Haus gestürmt kam. Er beschoss die untote Horde, die seinen besten Freund angegriffen hatte, mit Silbermessern, lenkte ihre Aufmerksamkeit von Bones auf sich. Feigling, dachte ich hämisch, als ich sah, dass Gregor an der entfernten Hausecke stehen geblieben war. Was machst du nun, Traumräuber? Abhauen, solange du noch kannst, oder dein Leben riskieren, indem du hierbleibst und kämpfst?
Die Haustür wurde aufgetreten. Ich keuchte, als ich sah, wie Rodney mit meiner Mutter im Arm daraus hervorkam. Sie hatte ihm die Arme um den Hals gelegt und bewegte sich. Sie lebt. Oh, Gott sei Dank!
Gregor fauchte etwas und zog sein Schwert. Rodney blieb stehen, drehte sich mit meiner Mutter in den Armen um. Gregors Schwert schien im vormorgendlichen Licht zu gleißen, als er sich den beiden näherte.
Bones und Spade hatten es
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