Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
hatte es nicht vorgehabt, es war ihr einfach so herausgerutscht, und jetzt fühlte sie sich schlecht, weil er nichts darauf erwidert hatte. Sie starrte ihr
Spiegelbild an und wappnete sich für den sehr wahrscheinlichen Fall, dass sie gerade alles zerstört hatte. Er war nicht rücksichtslos genug, um ihr mit Worten wehzutun – zumindest glaubte sie das -, aber sie konnte sich gut vorstellen, dass er ihr schon allein dadurch wehtat, indem er einfach ging.
    Sie hätte den Mund halten sollen.
    Nachdem sie einige Minuten im Badezimmer verbracht und sich frisch gemacht hatte – was zu gar nichts nutze war -, ging sie zurück.
    Jack saß halb aufgerichtet im Bett und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er hatte eine Lampe eingeschaltet. Die Bettdecke lag um seine Taille, und sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, als sie sich ihm näherte.
    »Das gefällt mir.«
    Sie folgte seinem Blick zu dem Bücherregal, das Schlafbereich und Arbeitsbereich voneinander trennte. Er hatte ihr neuestes Bild so dagegengelehnt, dass er es vom Bett aus betrachten konnte. Sie blickte zu den Spots oben am Regal. Einer davon war auf das Bild gerichtet, wie man es von Galerien kannte.
    Sie räusperte sich. »Es ist für die Ausstellung. Ich bringe es morgen hin.«
    Er sah das Bild so lange an, dass sie anfing, nervös zu werden. Erkannte er das Motiv? Wahrscheinlich nicht, es war zu abstrakt.
    »Es ist gut«, sagte er.
    »Es ist spät.«
    Er warf ihr einen fragenden Blick zu, als sie neben ihm ins Bett schlüpfte. Er machte keine Anstalten, sich anzuziehen und unter einem Vorwand zu gehen. Das war ein
gutes Zeichen. Er wollte über Kunst reden. Oder vielleicht wollte er auch nur das Thema wechseln, aber das war nicht schlimm.
    »Ich hätte es schon letzte Woche zum Rahmen in der Galerie abliefern sollen. Es bildet den Mittelpunkt meiner Ausstellung. Die Vernissage findet in zwei Tagen statt, und dabei ist noch nicht einmal die Farbe richtig trocken.«
    »In zwei Tagen?« Er legte einen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. »Mir war gar nicht klar, dass es schon so bald ist.«
    »Du hast auch nicht gefragt.«
    Das war eine billige Retourkutsche, aber sie konnte nicht widerstehen. Seit ihrer ersten Begegnung hatte er sich hartnäckig geweigert anzuerkennen, wie wichtig diese Ausstellung für sie war.
    »Genau genommen ist es eine spezielle Einladung vor der Eröffnung«, erklärte sie. »Für ein paar Sammler aus der Gegend. Ein paar Zeitungsleute. Der Galerist ist ein Freund von mir und will mir einige Kontakte verschaffen. Er organisiert diese kleine Privatvernissage mit Wein und Käse, und danach ist die Ausstellung für jeden zugänglich.«
    Sie musterte ihr Bild jetzt selbst mit einem kritischen Blick und stellte fest, dass sie damit zufrieden war. Die schimmernden Rot- und Goldtöne bildeten einen Kontrast zu den gedämpften Blautönen des Wassers. Alles fügte sich perfekt ineinander, so dass der Betrachter möglicherweise gar nicht merkte, dass er einen Schwarm Fische vor sich hatte.
    Fiona beschloss, den Morgenmantel auszuziehen. Er schien überflüssig und behinderte sie nur. Sie ließ ihn auf den Boden fallen und schmiegte sich an Jacks Brust. Er
strich ihr mit den Fingern über den Arm, und sie spürte, wie sich in ihrem Magen ein Knoten bildete.
    »Deine Bilder erinnern mich an Georgia O’Keeffe«, sagte er, »bloß mit Wasser statt mit Blumen.«
    Fiona legte den Kopf in den Nacken und sah ihn an. Nie im Leben wäre sie auf die Idee gekommen, dass er etwas über Kunst wusste.
    Ihr überraschter Gesichtsausdruck war ihm offenbar nicht entgangen, da er die Augen verdrehte. »Was denn, ich war auf dem College. Ich habe Kunstgeschichte belegt.«
    Alles, was ihr durch den Kopf ging, hätte vermutlich wie eine Beleidigung geklungen, deshalb hielt sie den Mund.
    »Ich finde es interessant, wenn du so nah rangehst«, fuhr er fort. »Manche Bilder muss man erst eine ganze Weile ansehen, bevor man erkennt, was man vor sich hat. So wie bei denen da drüben. Flusslandschaften, stimmt’s?«
    Sie biss sich auf die Lippe. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass er sie überhaupt bemerkt hatte. »Der Blanco River. Das Haus meines Großvaters liegt in der Nähe.«
    Sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte, deshalb schloss sie die Augen und legte ihre Wange an seine Brust. Sie würden nicht über ihr Geständnis reden. Das war in Ordnung. Der Moment war vorbei, und jetzt erschien es ihr irgendwie fehl am Platz.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher