Der sanfte Kuss des Todes
fühlte den Schmerz in ihrer Brust, aber sie wollte nicht darüber nachdenken. Im Augenblick fühlte sie sich innerlich zu aufgewühlt und empfindlich, um ihre Gefühle zu analysieren. Das konnte sie später machen, wenn sie wieder allein war.
Jetzt wollte sie nichts weiter, als neben ihm einschlafen und von der vagen Möglichkeit träumen, dass er morgen früh immer noch da war.
Jack wachte früh auf und spürte das Gewicht von Fionas Arm auf seiner Brust. Er schob ihn sacht zur Seite, schlüpfte aus dem Bett und ging leise ins Bad. Alles, was hier stand, roch nach ihr, und er stieg rasch unter die Dusche und zog seine Jeans an. Dann tappte er barfuß in die Küche und inspizierte die Schränke. Donnerwetter. Die kalorienbewusste Kalifornierin war von Junkfood abhängig.
Kopfschüttelnd fing Jack an, Frühstück zu machen. Saft, Cornflakes, Milch. Er stöberte nach den Kaffeefiltern und brühte eine Kanne Kaffee auf. Sie hatte keine Eier, deshalb begnügte er sich mit Toast. Sex machte ihn immer hungrig, und heute Morgen hatte er einen Bärenhunger.
»Hi.«
Er blickte von dem Toast auf, den er gerade mit Butter bestrich, und sah Fiona vor sich stehen.
»Guten Morgen.« Er stellte einen Teller mit Toast vor sie. Sie betrachtete ihn skeptisch, sagte jedoch nichts. Sie trug wieder dieses grüne Ding. Ihre Haare sahen hübsch aus, sie waren gelockt und fielen ihr offen über die Schultern, und er konnte nicht widerstehen, sich zu ihr zu beugen und ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund zu geben. »Sieht aus, als könntest du Kaffee brauchen.«
Sie ließ sich auf einen Barhocker sinken. »Du kannst ja kochen.«
»Das zu behaupten wäre übertrieben.« Er öffnete einige Schranktüren.
»Über dem Fernseher.«
Er nahm zwei Becher heraus und schenkte den Kaffee ein. Fiona hatte keine Sahne, deshalb goss er bei ihr Milch dazu und stellte den Becher vor sie. Anschließend füllte er zwei Schalen mit Cornflakes, schüttete Milch darüber und warf die leere Packung in den Mülleimer unter der Spüle.
»Hast du irgendwo eine Einkaufsliste?«, fragte er.
Sie sah ihn an.
»Trink. Du brauchst dringend Koffein. Du siehst aus wie ein Zombie.«
»Neben dem Telefon«, murmelte sie und trank einen Schluck Kaffee.
Er ging zum Telefon und fand die Liste. Er hatte genau gewusst, dass sie so etwas hatte, schließlich war sie eine äußerst gut organisierte Frau. Er kritzelte »Milch« und »Eier« auf den Zettel, dann nahm er die beiden Schüsseln und stellte sie auf die Theke. Endlich ließ er sich auf dem Hocker neben Fiona nieder und begann zu essen.
Sie beobachtete ihn mit großen Augen.
»Was ist?« Seine Hand mit dem Löffel hielt auf halbem Weg zum Mund inne.
»Du hast die Milchpackung weggeworfen.«
»Sie war leer.«
»Du hast ›Milch‹ auf meine Einkaufsliste geschrieben.«
Er legte den Löffel in die Schüssel. »Geht’s dir gut?«
»Ich weiß nicht.«
»So, wie du mich ansiehst, könnte man meinen, ich hätte gerade deine Katze umgebracht.«
»Ich habe keine Katze.«
»Na Gott sei Dank. Ich kann die Biester nicht ausstehen.« Er gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Iss deine Schoko-Flakes.«
Sie schob sich zögerlich einen Löffel voll in den Mund, und dann rührte sie in der Schüssel herum, bis sich die Milch braun gefärbt hatte. Er fragte sich, ob sie davon anfangen würde, was vergangene Nacht geschehen war, was sie gesagt hatte, als sie miteinander geschlafen hatten. Er hoffte, nicht. Er wollte nicht darüber reden, und es würde
ihr jetzt, bei hellem Tageslicht, viel leichter gelingen, ihn dazu zu zwingen als heute Nacht unmittelbar nach dem Sex.
Das Geräusch eines Schlüssels veranlasste Jack, sich umzudrehen. Courtney stand in der Tür, und zum ersten Mal war er froh, sie zu sehen.
»So, so.« Sie ließ eine übergroße schwarze Handtasche auf den Boden plumpsen und warf ihren Trenchcoat auf die Bank neben der Tür. »Guten Morgen, Jack. Wie ich sehe, haben Sie meine Schwester gefunden.«
»Morgen«, sagte er.
Das Geheimnis vom gestrigen Abend war gelüftet: Sie trug ein kurzes schwarzes Kleid. Ihre Haare und ihr Make-up sahen etwas mitgenommen aus, aber sie selbst wirkte energiegeladen, als sie durch die Küche tänzelte, um sich Kaffee einzugießen.
Dann lehnte sie sich an die Theke und musterte Jack über den Rand ihres Bechers hinweg. Ihr Blick wanderte über seine Brust, und er bemühte sich, ruhig sitzen zu bleiben.
»Sie sind also mit Nathan befreundet«, sagte sie.
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