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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Visitenkarte aus der Brieftasche, was viel weniger beeindruckend war, als seine Dienstmarke zu zücken. »Dann hol den Geschäftsführer. Aber beeil dich.«
    Der Junge verschwand, und Jack nahm den Anruf entgegen. »Hi, kann ich dich zurückrufen?«
    »Nur eine Sekunde. Wo bist du?«
    »Auf der Interstate. Auf dem halben Weg nach Austin.«
    »Kehr um.«
    »Was?«
    »Kehr um. Ich komme zu dir.«
    »Warum das denn?«
    »Ich muss mit Brady Cox sprechen«, sagte sie. »Er erinnert sich an das Auto, das er von seinem Baumhaus aus gesehen hat.«
    »Aber was ist mit deiner Ausstellung?«
    »Die läuft auch ohne mich.«
    Er schwieg einen Moment und fragte sich, ob sie das wirklich ernst meinte. »Aber das ist dein großer Abend. Es könnte eine einmalige Chance für dich sein.«
    Das wusste sie natürlich auch ohne ihn, dachte er, als sie nichts dazu sagte.
    »Ich muss mit Brady sprechen«, wiederholte sie. »Er hat eine wichtige Information für uns.«
    Jack spürte, dass jemand direkt hinter ihm stand, und sah über seine Schulter. Ein alter Mann, der auf einem Stück Trockenfleisch herumkaute.
    »Gut, dann mach das«, sagte Jack. »Aber geht das nicht übers Telefon? Ich kann ihn auch zu dir bringen. Du solltest wirklich nicht herkommen.«

    »Das ist mein Job, Jack. Ich werde in deinem Büro mit ihm reden, wenn dir das lieber ist, aber ich werde auf jeden Fall kommen.«
    »Fiona …«
    »Ich muss jetzt los.«
    »Warte.« Verdammt noch mal. Sie war wirklich stur wie ein Esel. »Ruf mich an, sobald du da bist. Und halt deine Waffe griffbereit.«
    Jack unterbrach die Verbindung, und der weißhaarige Alte schlurfte zur Theke. Unablässig kauend betrachtete er die Zeichnung. Jack rechnete damit, dass ihm jeden Augenblick das Gebiss herausfallen würde.
    »Aber klar!«, sagte der Mann. »Das ist Melvin, ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Jacks Puls ging schneller. »Welcher Melvin?«
    »Hm, wie hieß er denn gleich noch mal?« Der Alte nahm seine Kappe ab und strich sich über die altersfleckige Stirn. »Ein Bär von einem Mann. Arbeitet bei der Jagdbehörde.«
    »Melvin Schenck? Der von der Jagd- und Fischereibehörde?«
    Die wässrigen Augen leuchteten auf. »Ja, genau den meine ich. Wobei er inzwischen ganz schön zugelegt hat.«
    Jack kannte Melvin und wusste, dass er nicht der Gesuchte war. Er war viel älter und größer als der Mann, den die Zeugen beschrieben hatten. Trotzdem machte es ihn nachdenklich. Die Jagd- und Fischereibehörde hatte sich wirklich kein Bein ausgerissen, um ihm die Liste mit den Jagdscheinen zukommen zu lassen. Und sie hatten ein Büro in Borough County, wo Lucy vor all den Jahren von ein paar Jägern aufgegriffen worden war.
    »Hat Melvin einen Sohn?«, fragte Jack. »Oder einen Neffen?«

    Der Mann runzelte die Stirn und kratzte sich wieder am Kopf. »Kann ich nicht sagen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er eine Familie. Ich glaub, seine Frau ist gestorben, und dann ist die Farm den Bach runtergegangen. Vielleicht war das aber auch jemand anders, hat jedenfalls schlimme Zeiten durchgemacht. Aber so genau weiß ich das alles nicht.«
    Jack notierte sich schnell den Namen und die Adresse des Alten auf seiner Tankquittung und steckte sie in die Tasche.
    »Danke«, sagte er. »Sie waren mir eine große Hilfe.«
    Er verließ mit großen Schritten die Tankstelle und stieg in seinen Wagen. Er brauchte sofort einen Computer und am besten auch ein paar Leute, die er auf diese Spur ansetzen konnte.
    Beides würde er wahrscheinlich nicht kriegen, aber probieren konnte er es ja.
     
    Fünfzehn Minuten, nachdem Fiona in Graingerville eingetroffen war, wusste sie über zwei Dinge Bescheid: Man hatte Jack den Fall tatsächlich komplett aus den Händen genommen, und Randy Rudd war ein noch größerer Idiot, als sie ursprünglich gedacht hatte. Der Sheriff schien zu glauben, wenn er hinter dem Schreibtisch in seinem Büro sitzen blieb und Däumchen drehte, würde sich der Fall auf wundersame Weise von allein lösen.
    Eine winzig kleine gute Nachricht gab es allerdings. Jemand, wahrscheinlich Agent Santos, hatte kapiert, dass Brady Cox und Lucy Arrellando die wichtigsten – um nicht zu sagen einzigen – Zeugen der Anklage waren, sollte der Fall vor Gericht kommen. Daher waren beide, bis es so weit war, zu ihrem Schutz unter Bewachung gestellt worden.
    Wirklich übel war, dass das Büro des Sheriffs jetzt für die
Ermittlungen verantwortlich war, und dieser aufgeblasene Sheriff Fiona durch seine

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