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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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hatte.
    Was wohl kaum passieren würde, solange Randy die Suchaktion leitete.
    Entschlossenen Schrittes ging Fiona zu ihrem Auto. Bald würde die Dämmerung hereinbrechen, und es würde wieder kalt werden. Die Vernissage hatte mittlerweile angefangen, und bei dem Gedanken daran wurde ihr ganz mulmig.
Sie hatte es sich mit ziemlicher Sicherheit für alle Zeiten bei ihrem Galeristen verdorben, als sie ihn heute Nachmittag angerufen und ihm mitgeteilt hatte, dass sie nicht kommen würde.
    Fiona näherte sich ihrem Honda und bemerkte am anderen Ende des Parkplatzes einen Jungen mit einem lilafarbenen Fahrrad. Er stand neben einem Druckluftgerät und befestigte gerade den Schlauch am Vorderreifen seines Rads.
    »Brady!«, rief sie und ging auf ihn zu. Tatsächlich, er war es. »Hey, Brady!« Über das Quietschen der Bremsen und das Tuckern der Lastwagenmotoren hinweg schien er sie nicht zu hören.
    Ein weißer Pick-up hielt an und verdeckte ihr die Sicht. Sie ging schneller.
    »Brady!« Jetzt fing sie an zu laufen. Was wollte der Pick-up da?
    Der Fahrer warf das Fahrrad auf die Ladefläche, dann klemmte er sich hinters Steuer und ließ den Motor aufheulen.
    »Brady!«
    Fionas Herz setzte aus. Er war weg. Der Mann musste ihn von der Fahrerseite aus ins Auto gestoßen haben.
    Der Pick-up raste davon, und Fiona rannte zurück zu ihrem Honda.

KAPITEL 20
    »Kommt dir die Adresse nicht auch seltsam vor?«, fragte Jack Carlos, während sie den Highway entlangfuhren.
    Der neue Polizeichef von Graingerville nahm den Notizzettel und runzelte die Stirn.
    »Ich habe in MapQuest nachgeforscht«, fügte Jack hinzu. »Da war nur eine Poststelle in Meyersberg aufgeführt. Sonst nichts.«
    »Live Oak Trace? Liegt das nicht draußen bei dem großen Ölfeld? Del Toro Minerals oder etwas in der Art?«
    »Ich glaube, ja«, sagte Jack und setzte den Blinker.
    Einige Kilometer weiter rochen sie den Schwefelwasserstoff, der Fiona an den Geruch von faulen Eiern erinnert hatte. Jack sah über den Stacheldrahtzaun hinweg und machte im schwindenden Tageslicht ein halbes Dutzend Pumparme aus. Nach einem weiteren Kilometer kam ein offenes verrostetes Tor in Sicht und gleich darauf ein verwittertes Holzschild: DEL TORO MINERALS. BETRETEN VERBOTEN.
    Weder das Schild hielt Jack davon ab, weiterzufahren, noch, dass es die nächsten Kilometer keine Lichter, keine Briefkästen oder irgendwelche anderen Anzeichen dafür gab, dass hier jemand lebte. Er folgte der Straße, bis sie an einem Metalltor endete. Etwa fünfzig Meter dahinter stand ein kleines, verfallenes Farmhaus. Eine Kletterpflanze hatte die Westseite völlig überwuchert, und die Fenster waren mit verwitterten Spanplatten vernagelt.
    Carlos zog sein Handy heraus. »Sieht nicht danach aus, als würde Melvin hier wohnen. Zumindest nicht mehr.«
    Ohne sich mit Jack abzusprechen – was er auch nicht mehr musste, wie Jack sich erinnerte -, rief er Santos an und brachte den FBI-Mann rasch auf den neuesten Stand.
    »Er sagt, er kümmert sich drum«, berichtete Carlos. »Lass mich noch mal einen Blick auf die Ausdrucke werfen.«
    Jack reichte ihm die Blätter und wendete, um zurück zum Highway zu fahren. Er spürte dieses merkwürdige Kribbeln im Nacken, das er nicht mehr gehabt hatte, seit er kurz davor gestanden war, seinen letzten Mordfall in Houston aufzuklären. Jack hatte früh begriffen, dass bei einer Ermittlung das Warum und das Wie normalerweise zu dem Wer führten. Und in diesem Fall hier zeichnete sich langsam ein Motiv ab, das über schlichten Rassismus hinausging. Die Schencks waren lange Farmer gewesen, aber sie hatten »schlimme Zeiten« durchgemacht, wie der Mann an der Tankstelle gesagt hatte, und ihr Land an einen Erdölkonzern verkauft, der ganz offensichtlich einigen Profit daraus gezogen hatte. Welche Ursachen konnte es haben, wenn ein Farmer schlimme Zeiten durchmachte? Es gab viele, unter anderem ein plötzlicher Frost, der Monate harter Arbeit innerhalb weniger Tage zunichte machen und Felder voll erfrorener Pflanzen zurücklassen konnte. Vielleicht neigte dann noch einer der Schencks zu Gewalt, und vielleicht brach die immer bei einer Wetterlage durch, der sie ihre ganze Misere verdankten und die das Bedürfnis bei ihm weckte, irgendjemanden dafür büßen zu lassen.
    Konnte sein, konnte aber auch nicht sein. Vielleicht war das dummes Psychogewäsch, und der Mörder stand schlicht und einfach darauf, Frauen zu quälen.
    »Da ist was«, sagte Carlos und klopfte mit dem Finger

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