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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Gespräch mit einem ihrer Studenten anstand, dann rief spätabends ein Detective an, der ihre Hilfe brauchte, und zwar am besten gestern. Es hatte nur ein paar schlagzeilenträchtiger Fälle, ein paar überführter Schwerverbrecher bedurft, und schon war es mit Fionas Karriere als Polizeizeichnerin steil nach oben gegangen, und es blieb ihr kaum noch genug
Zeit für ihren Job am College, von der Malerei ganz zu schweigen. Und ihre Mitgliedschaft im Fitness-Studio? Sie war schon seit Monaten auf keinem Laufband mehr gewesen und musste endlich wieder ein bisschen Sport treiben. Nach den großen Augen zu urteilen, die Jack gestern Abend gemacht hatte, schien sie es allerdings noch nicht allzu nötig zu haben.
    Scheinwerfer blitzten in ihrem Rückspiegel auf. Sie kniff zum Schutz vor dem grellen Licht die Augen zusammen, während das andere Auto immer näher kam und der Fahrer gar nicht daran dachte abzublenden.
    »Idiot«, schimpfte sie und verstellte den Rückspiegel. Es schien ein Pick-up zu sein, die Lieblings-Testosteronschleuder der Texaner.
    Unverdrossen fuhr er hinter ihr her und blendete sie, daher gab sie schließlich nach und wechselte auf die rechte Spur.
    Fiona umklammerte das Lenkrad, als der Pick-up laut hupend an ihr vorbeifuhr und viel zu knapp vor ihr einscherte. Dann gab er Vollgas, und eine schwarze Abgaswolke quoll aus dem Auspuff.
    Erleichtert stieß sie die Luft aus, als seine Rücklichter langsam kleiner wurden. Reg dich nicht auf, dachte sie, das war nur einer der Typen, die immer zu dicht auffahren. Sie atmete tief ein und versuchte ihre Schultern etwas zu lockern.
    Der tiefrosa Himmel färbte sich im Osten gelb, als Fiona bald darauf die Interstate verließ. Sie fuhr an ein paar Uralt-Tankstellen vorbei, bis sie eine erreichte, die nicht ganz so heruntergekommen aussah und hell erleuchtet war. Für die letzten Kilometer brauchte sie dringend irgendetwas mit Koffein.

    Eine Kuhglocke schepperte gegen die Tür, als sie den Laden betrat.
    »Morgen. Kann ich Ihnen helfen?«
    Sie sah zu dem Mann hinter der Kasse und schüttelte den Kopf. Sie lebte nun schon seit zwei Jahren in Texas, aber die selbstverständliche Freundlichkeit Fremden gegenüber überraschte sie immer wieder.
    Sie nahm sich eine Diät-Cola und musterte die Müsliriegel im Süßigkeitenregal. Aber statt des Körnerfutters entschied sie sich dann lieber für ein großes Snickers – das Frühstück war schließlich die wichtigste Mahlzeit des Tages. Während sie an der Kasse in ihrer Tasche nach dem Geldbeutel wühlte, spürte sie jemanden dicht hinter sich stehen. Sie warf einen Blick über die Schulter und erstarrte.
    Diesen Mann hatte sie gezeichnet.
    Sie kramte in ihrem Gedächtnis. War es ein Fall in Austin gewesen? In Los Angeles? Ihr Blick wanderte über sein Gesicht, suchte nach einem Fingerzeig. Er hatte eine Adlernase und eine hohe Stirn. Schütteres braunes Haar … Sie wusste genau, dass sie ihn gezeichnet hatte.
    Oder vielleicht doch nicht?
    Sie sah zu, wie er seine Brieftasche aus der Hosentasche zog. Woher kannte sie ihn bloß?
    »Ist das alles, Ma’am?«
    Der Kopf des Mannes ging ruckartig nach oben, als er die Stimme des Kassierers hörte, und er ertappte Fiona dabei, dass sie ihn anstarrte. Er runzelte die Stirn. »Ist was?«
    Nein, sie hatte ihn noch nie gesehen. Sie hatte ihn nie gezeichnet. Er war kein flüchtiger Verbrecher, sondern ein ganz normaler Mann, der sein Benzin bezahlen wollte.
    »Ma’am?«
    Fiona drehte sich um. Der Kassierer sah sie fragend an.

    »Tut mir leid.« Sie legte einen Fünfdollarschein auf die Theke und eilte aus dem Laden.
     
    Jacks landesweit bekannte Polizeizeichnerin traf viel zu früh und mit ausgesprochen mieser Laune ein.
    »Wollen Sie auch sicher keinen Kaffee?«, fragte Jack, bevor sie sein Büro verließen.
    Sie funkelte ihn an. »Ich wiederhole es gerne noch einmal für Sie: nein. Falls ich meine Meinung ändern sollte, werde ich Sie das unverzüglich wissen lassen.«
    »Wie Sie möchten.« Er streifte seine offizielle Schlecht-Wetter-Ausrüstung über – eine zu seiner Uniform passende khakifarbene Windjacke. Sie war nicht besonders dick, hielt aber einigermaßen warm.
    Sie gingen die Treppe hinunter und überquerten den Parkplatz. Fionas Atem dampfte in der kalten Morgenluft, und er fragte sich, warum sie nicht etwas Wärmeres als einen Rollkragenpullover angezogen hatte. Er stand ihr ausgezeichnet, das war es nicht, aber sie fror sicher darin.
    Jack führte sie zu

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