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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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statt?«
    »Vor elf Jahren.«
    Sie verstummte. Das einzige Geräusch in dem Pick-up kam von der leise brummenden Heizung.
    Jack warf Fiona einen Blick zu. Sie starrte ihn mit offenem Mund ungläubig an.
    Er sah wieder auf die Straße. Das Haus der Arrellandos lag direkt vor ihnen, gleich hinter den Gleisen. Jack fuhr an den Straßenrand und stellte das Auto neben einem Stacheldrahtzaun ab.
    »Elf Jahre«, wiederholte sie.
    Er drehte sich zu ihr. Sah, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Er hatte geahnt, dass sie sauer sein würde, aber wie sehr, überraschte ihn doch.
    Aber es half nichts, da musste er jetzt durch. »Stimmt.« Er nickte. »Elf Jahre.«
    Sie lachte, aber es klang nicht amüsiert. Im Gegenteil, er glaubte Tränen in ihren Augen glitzern zu sehen.
    »Ich begreife nicht, warum Sie das machen«, murmelte sie. »Weiß Nathan davon?«
    »Was meinen Sie?«
    »Weiß unser gemeinsamer Freund Nathan davon, dass Sie mich unter falschen Voraussetzungen hierhergelockt haben? Dass Sie mich angelogen haben, um mich dazu zu bringen, diese völlig aussichtslose Sache zu übernehmen?«

    »Die Sache ist nicht aussichtslos.«
    Sie drehte den Kopf und sah ihm direkt ins Gesicht. »Nicht aussichtslos? Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie sich etwas vormachen? Ihre gesamte Ermittlung baut auf reinem Wunschdenken auf. Ich kann Ihnen keine brauchbare Zeichnung liefern, die auf einer elf Jahre alten Erinnerung beruht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Warum nicht, fragen Sie? Haben Sie eigentlich eine Vorstellung, was …«
    »Ich habe ein bisschen recherchiert. Die Zeichnung vom Unabomber beruhte auf einer kurzen Begegnung, die sieben Jahre zurücklag. Und sie war gut. Sie haben sie mit dem Foto von Ted Kaczynski abgeglichen und …«
    »Zwischen sieben und elf Jahren besteht ein kleiner Unterschied!« Ihre Wangen glühten mittlerweile. Dass sie Sommersprossen auf der Nase hatte, hatte er vorher noch gar nicht bemerkt. »Selbst wenn ich eine gute Zeichnung hinbekäme – und dahinter müssen Sie wirklich ein dickes Fragezeichen setzen -, müsste man den Alterungsprozess berücksichtigen …«
    »Mir wurde gesagt, dass Sie darin Spezialistin sind«, unterbrach er sie. »Haben Sie das nicht bei dem Jungen in Idaho gemacht? So dass seine Mutter ihn Jahre, nachdem der Stiefvater ihn entführt hatte, wiederfinden konnte?« Jack hoffte, dass er mit ein paar Schmeicheleien bei ihr weiterkam. Alles andere hatte ihre Wut bislang nur vergrößert.
    »Sparen Sie sich das, dieser Scheiß zieht bei mir nicht.«
    Oder auch nicht. »Welcher Scheiß?«
    »Schmeicheleien.«
    »Das sind keine Schmeicheleien, wenn …«
    »Ich will nichts davon hören.« Sie verschränkte die Arme
vor der Brust und starrte durch die Windschutzscheibe. »Sie haben mich bewusst in die Irre geführt. Sie haben mir ganz wesentliche Dinge verschwiegen.«
    »Das stimmt.« Er betrachtete ihr Profil. »Ich ging einfach davon aus, dass Sie die Sache nicht übernehmen würden, wenn Sie wüssten, wie viel Zeit seit dem ersten Verbrechen verstrichen ist.«
    »Womit Sie völlig recht hatten. Was Sie von mir erwarten, ist ein Ding der Unmöglichkeit, völlig verrückt.«
    »Das glaube ich nicht und Sie auch nicht. Sie wollen es versuchen, haben aber Angst, dass Sie versagen könnten. Dass Ihr glänzender Ruf einen Fleck kriegen könnte.«
    Sie drehte den Kopf herum und funkelte ihn an. »Was unterstellen Sie mir da für einen Unsinn! Sie kennen mich doch überhaupt nicht.«
    »Ich weiß, dass Sie gut sind«, sagte er entschieden. »Sie sind die Beste in Ihrem Fach. Ob es Ihnen passt oder nicht, Sie haben einen gewissen Ruf. Gerade, was Vergewaltigungsopfer betrifft.«
    Jack blickte zu dem grauen Blechdach des Hauses der Arrellandos in kaum hundert Meter Entfernung.
    »Lucy ist durch die Hölle gegangen«, sagte er. »Noch Jahre später …«
    »Wer ist Lucy?«
    »Maria Luz.« Jack sah zu Fiona. Sie hörte ihm wieder zu. »Sie wird Lucy genannt. Mit das Schlimmste war, dass ihr so viele Leute nicht geglaubt haben. Sie waren der Meinung, sie hätte sich die Geschichte ausgedacht, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.«
    Fiona hob die Augenbrauen. »Die Geschichte? Haben Sie vorhin nicht gesagt, dass sie geschlagen und gewürgt wurde?«

    »Ja.« Jack hielt inne und überlegte, wie er den nächsten Satz formulieren sollte. Er staunte über sich selbst, weil er den Impuls verspürte, die Stadt zu verteidigen, die das einer ihrer Einwohnerinnen angetan hatte.
    Natürlich empfand nicht

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