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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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ja beruhigend auf sie wirken. Dann nahm sie die Leinwand, die sie mit Courtneys Hilfe aufgespannt und gestern Nachmittag mit einer Schicht Kreidegrund überzogen hatte. Jetzt war er trocken, die Leinwand war steif und sauber und bereit. Es war an der Zeit, mit dem großen Bild zu beginnen. Kein Hinauszögern mehr. Sie spürte das Rauschen in ihren Adern, das ihr sagte, heute würde ihr ein großer Wurf gelingen.
    Die Leinwand war zu groß für ihre Staffelei, deshalb lehnte sie den Rahmen an die Wand und ließ sich mit ihren Farben im Schneidersitz davor nieder.
    Eine leere Leinwand. Das war zugleich erschreckend und aufregend. Dieses Bild sollte im Mittelpunkt der Blanco-River-Serie stehen, und sie ging ihre Farben durch und suchte Saftgrün, Oliv und ungebranntes Umbra heraus.
    Aber ihr Blick wurde von den warmen Farben angezogen. Sie griff nach Kadmiumrot und Scharlach. Die Farben
wirkten sinnlich auf sie – intensiv und schön, ätherisch und leidenschaftlich. Dann fiel ihr Blick auf Ultramarinblau und Indigo, und sie musste an Jacks Augen denken, als er neulich neben ihr in der Sushibar gesessen hatte. Er beeindruckte sie. Jetzt konnte sie sich das eingestehen, in der sicheren Abgeschiedenheit ihrer vier Wände. Jack Bowman beeindruckte sie. Sie hatte Respekt vor seiner Hartnäckigkeit, der Hingabe, mit der er sich seiner Arbeit widmete. Sie hatte Respekt vor seinen Moralvorstellungen oder was immer es war, das es ihm unmöglich machte, es als das Problem von anderen zu betrachten, wenn in seiner Stadt jemand Opfer eines Verbrechens wurde.
    Und er war attraktiv. Sie erinnerte sich daran, wie sich in der vergangenen Nacht seine Hände auf ihr angefühlt hatten, an die Hitze seines Mundes. Daran, wie ihr Körper auf ihn reagiert hatte, so als würde er nach einem langen, einsamen Schlaf wieder zum Leben erwachen. Plötzlich wusste sie, was sie malen wollte, und es hatte nichts mit dem Blanco River zu tun und würde alle überraschen.
    Sie drückte etwas Ultramarinblau auf ihre Palette und fügte Leinöl hinzu, außerdem ein paar Tropfen Terpentin, um die Farbe zu verdünnen. Sie würde in Schichten malen, und deswegen musste sie darauf achten, dass jede Schicht fetter als die vorherige war, sonst würde die Farbe später reißen. Auf diese Weise ließ sich eine schimmernde, vibrierende Farbfläche erzeugen. Sie nahm einen breiten Zobelhaarpinsel und strich sich damit über die Wange. Er fühlte sich seidig und sinnlich an, und sie konnte es kaum erwarten, ihn in das Blau zu tauchen.

KAPITEL 12
    Ein Klopfen an der Tür riss Fiona aus ihrer Konzentration. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Sie hatte stundenlang gemalt, auch wenn sie den Eindruck hatte, als wären nur ein paar Minuten vergangen. Die Leinwand war mit den Blauund Grautönen von Wasser bedeckt, dazwischen waren ein paar weiße Stellen freigelassen, an denen sie später Fische hinzufügen wollte. Sobald das Blau trocken genug war, konnte sie damit anfangen …
    Es klopfte erneut.
    Die Tür. Richtig. Da war jemand.
    Sie stand auf und streckte sich. Ihre Beine waren steif, und sie schwankte ein wenig, als das Blut in ihre Füße zurückströmte. Sie tappte durch ihr unaufgeräumtes Loft und sah durch den Spion.
    Jack.
    Ihr Herz machte einen kleinen Sprung.
    Sie rief sich zur Ordnung und unterdrückte das Lächeln, das sich auf ihr Gesicht gestohlen hatte. Sie durfte bloß nichts erwarten. Wahrscheinlich war er beruflich hier. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem Fall zu tun.
    Sie warf einen Blick auf ihre Kleidung und wusste, dass es keinen Zweck hatte, wenn sie auf die Schnelle etwas daran zu verbessern versuchte. Sie entriegelte die Tür und zog sie auf.
    »Hi.«
    Er musterte sie von Kopf bis Fuß, und sein Mundwinkel verzog sich zu einem Lächeln. »Ich störe dich beim Arbeiten.«

    Sie trat zur Seite, um ihn vorbeizulassen. »Ja.«
    Er betrat ihr Loft, und sie merkte, dass sie ein bisschen nervös war. Er würde ihr Bild sehen. Und das Chaos in ihrer Wohnung. Und das ungemachte Bett.
    Er sah sich um, registrierte das alles, und dann richtete er seinen Blick auf sie und lächelte. »Du hast Farbe an der Nase.«
    Sie griff sich an die Nase, was nur dazu führte, dass sie jetzt auch an den Fingerspitzen himmelblaue Farbe hatte. »Entschuldige.« Sie ging zu ihrer Staffelei und nahm das Tuch, das dort hing. Sie tauchte eine Ecke in Terpentin und machte sich auf den Weg ins Bad. »Bin gleich wieder da.«
    Ein paar Sekunden später sah sie wieder etwas

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