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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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präsentabler aus.
    Jack war inzwischen in die Küche gegangen und las den Far-Side -Cartoon an der Kühlschranktür. Er drehte sich zu ihr um. »Ich habe mich gerade gefragt, ob das Angebot noch gilt.«
    »Du meinst Frühstück?« Sie sah auf die Uhr. Es war kurz nach zwölf.
    »Oder Mittagessen. Egal. Wir können auch einen Spaziergang machen. Wahrscheinlich würde dir ein bisschen frische Luft nach all den Dämpfen guttun.«
    Sie schnupperte und stellte fest, dass er recht hatte. Wegen der Kälte hatte sie die Fenster zugelassen, und ihre Nase war mittlerweile gegen den Geruch abgestumpft. »Klingt gut. Ich zieh mir nur schnell was anderes an.«
    »Warum?«
    Sie lächelte. »Weil ich wie eine Landstreicherin aussehe.«
    »Du siehst gut aus.« Er nahm ihren Mantel von dem Haken in der Diele. »Komm.«
    Sie zögerte kurz, dann beschloss sie, es sich zu sparen.
In fünf Minuten würde sie sowieso keine Wunder an ihren Haaren und ihrem Gesicht vollbringen, also konnte sie genauso gut gehen, wie sie war. Sie schlüpfte in ein Paar Turnschuhe und ließ sich von Jack in den Mantel helfen.
    Sie verließen das Loft und fuhren mit dem Aufzug ins Erdgeschoss. Draußen an der frischen Luft atmete Fiona tief durch. Sie fühlte sich entspannt und erholt. Manchmal war stundenlanges konzentriertes Malen besser als eine ganze Nacht Schlaf.
    Sie wandte sich Jack zu. »Hungrig?«
    »Eigentlich nicht. Und du?«
    Sie zuckte die Achseln. »Nein, auch nicht.«
    Fiona sah sich um. Es war noch zu früh, um etwas trinken zu gehen. Sie konnten sich in ein Café setzen. Oder sie konnten hinunter zum See gehen. Heute war es zwar wieder trüb, aber zumindest schien die Temperatur über den Gefrierpunkt geklettert zu sein.
    »Komm«, sagte sie und ging in Richtung des Fahrradwegs, der zum Town Lake führte. »Ich kenne eine hübsche Strecke.«
    Die ersten zehn Minuten gingen sie schweigend nebeneinander her. Sie hatte den Eindruck, ihm ging etwas Bestimmtes durch den Kopf. Vielleicht wollte er ihr von einer neuen Spur erzählen oder irgendwelche Überlegungen mit ihr teilen. Sie wartete, bis er bereit war zu reden.
    »Wirst du oft aus dem Bett geholt?«, fragte er schließlich.
    Das bezog sich auf den Raubmord. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah ihn an. »Manchmal.«
    »Und wahrscheinlich bist du auch viel unterwegs, oder? Wenn das FBI dich braucht?«
    »Manchmal.« In letzter Zeit war es viel häufiger vorgekommen,
aber sie hatte das Gefühl, dass er das nicht hören wollte.
    »Es ist kein schöner Job. Vielleicht solltest du dich lieber ans Malen halten.«
    Sie schnaubte.
    »Was ist?«
    »Ich finde es interessant, dass gerade du das sagst, nachdem du solche Anstrengungen unternommen hast, um mich zu überreden, dir zu helfen.«
    Sie näherten sich jetzt dem See, und Jack blickte auf das Wasser. Es war genauso grau wie der Himmel darüber. »Ich habe mir das alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Inzwischen tut es mir leid, dass ich dich da mit hineingezogen habe.«
    Sie gingen ein Stück weiter, und sie dachte über seine Worte nach. Es tat ihm leid, dass er sie da hineingezogen hatte. Ihre Arbeit hatte ihn in diesem Fall zwei entscheidende Schritte weitergebracht, aber trotzdem tat es ihm leid, dass er sie engagiert hatte. Bereute er es auch, sie kennengelernt zu haben? Bereute er ihre gerade erst am Anfang stehende Beziehung oder was immer es war?
    Was war es eigentlich?
    Sie lebten nicht in derselben Stadt. Ihr Hintergrund war völlig verschieden. Sie hatten fast keine Gemeinsamkeiten außer ihrer Arbeit und einem Bekannten bei der Polizei – der im Handumdrehen Fionas Ruf bei der Polizei von Austin ruinieren könnte, falls ihm jemals zu Ohren käme, dass sie mit einem leitenden Ermittler schlief.
    Jack blieb neben einem dürren Bergahorn stehen. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und starrte eine ganze Weile auf den Boden. Schließlich sah er sie an.
    »Ich werde dich in diesem Fall nicht mehr um deine Hilfe
bitten«, sagte er. »Und es tut mir leid, dass ich dich am Anfang so unter Druck gesetzt habe, vor allem nach der Geschichte mit Hoyt.«
    »Das war nicht deine Schuld.«
    »Ich weiß. Trotzdem tut es mir leid. Er muss mit einer Anklage rechnen. Keine Ahnung, ob was dabei rauskommt, aber ich werde tun, was ich kann, damit er zur Verantwortung gezogen wird.«
    Sie begriff es nicht. Hatte er wirklich Schuldgefühle? Oder vielleicht Angst? Fing er an, sich ihr irgendwie verbunden zu fühlen, ohne es zu

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